Die Nachfrage stagniert

In Deutschland werden bis zum Ende des Jahres 2005 wahrscheinlich weniger Finanzdienstleistungsverträge abgeschlossen als in den Jahren zuvor. In der aktuellen Studie der GfK Marktforschung stehen ernüchternde Ergebnisse zum Spar- und Anlageverhalten der Deutschen.

Die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen stagniert. Eine Trendwende ist nicht erkennbar. Diese Prognose stützt sich auf einen Rückgang der Nachfrage im ersten Halbjahr 2005, veröffentlichen die Marktforscher des Nürnberger GfK-Instituts. Demnach haben nur zehn Prozent aller Haushalte im ersten Halbjahr 2005 ihr Finanz-Portfolio ergänzt. Weitere 7,5 Prozent der Befragten der GfK-Studie planen, binnen Jahresfrist zusätzliche Spar- und Anlageverträge abzuschließen.

Für die Assekuranz sieht es mager aus, denn gegenwärtig beinhaltet die Planung neuer Finanzanlagen in erster Linie Investmentfonds sowie sichere, kurzfristige Geldanlageformen. Im Rahmen von Versicherungsleistungen werden vor allem Anlagen der privaten Absicherung, beispielsweise Berufsunfähigkeits-, Unfall- und privaten Krankenzusatz-Versicherungen, bevorzugt. Kapitallebensversicherungen hingegen sind in diesem Jahr nicht mehr gefragt, da sich der Großteil der interessierten Anleger wegen der damaligen Steuervorteile bereits vor Ende 2004 versichert hat. Auch Bausparverträge spielen im aktuellen Spar- und Anlageverhalten der Deutschen eine deutlich untergeordnete Rolle, wird bei den Studien-Ergebnissen deutlich.

Die repräsentative Sonderumfrage der GfK Finanzmarktforschung in 12.500 deutschen Haushalten bestätigt erneut, wie sehr die Nachfrage nach neuen Finanzprodukten von der jeweiligen finanziellen Situation der Befragten abhängig ist. Haushalte mit hohen Netto-Einkommen (über 4.000 Euro), die bereits sehr gut mit Finanzanlagen aller Art ausgestattet sind, planen deutlich häufiger als finanziell schlechter gestellte Haushalte, bis zum Ende des Jahres weitere Anlagen in ihr Portfolio zu integrieren.

Während nur fünf Prozent in der niedrigen Einkommensklasse bis 1.000 Euro Netto-Einkommen pro Monat beabsichtigen, sich weitere Finanzprodukte zuzulegen, ist es in der Gruppe der Spitzenverdiener nahezu jeder fünfte Haushalt. Der Fokus für Geldanlagen in den nächsten Monaten liegt auf „kurzfristig“ und „sicher“. Die GfK-Forscher fanden heraus, dass die deutschen Haushalte, die noch in diesem Jahr in Geldanlagen investieren wollen, gegenwärtig nur „kurzfristig“ und vor allem „sicher“ planen.

Rund zwei Prozent der Haushalte möchten bis Ende 2005 Tagesgeld-Konten eröffnen. Dieses Ergebnis gleicht den Erhebungen vom Jahresbeginn 2005. Daneben ist nach Angaben der GfK eine Erholung bei Investmentfonds-Anlagen festzustellen. So haben zwei Prozent aller Haushalte im ersten Halbjahr 2005 mindestens ein Investmentfonds-Produkt gekauft, weitere zwei Prozent der Haushalte planen dies bis zum Ende des Jahres (Vorjahreswert: 0,5 Prozent). Ältere Anleger entpuppen sich zunehmend als risikofreudiger. Bei ihnen ist die Absicht deutlich zu erkennen, verstärkt in Aktien und Investmentfonds zu investieren. Drei Prozent der Haushalte mit einer haushaltsführenden Person in einem Alter ab 60 Jahren wollen bis Ende dieses Jahres in mindestens eine der beiden Anlageformen investieren.

Deutlich seltener möchten die Bundesbürger eine Versicherung abschließen. Die seit Beginn des Jahres stark zurückgegangene Nachfrage nach Kapitallebensversicherungen wird zudem voraussichtlich auch in den kommenden Monaten andauern.

Allerdings bringt die GfK-Studie auch zutage, dass die eigene private Vorsorge - nicht nur für das Alter - zunehmend an Bedeutung gewinnt: Berufsunfähigkeits-Versicherungen, Unfallversicherungen und private Kranken-Zusatzversicherungen rücken deutlich ins Blickfeld.

Eine Aufteilung nach unterschiedlichen Zielgruppen zeigt, dass für Haushalte in der Altersgruppe bis 29 Jahre ein Abschluss dieser Produkte momentan besonders attraktiv ist. Darüber hinaus sind Haushalte mit Kindern sowie Doppelverdiener zurzeit ebenfalls überdurchschnittlich interessiert an privaten Vorsorgeprodukten.



Autor(en): Ellen Bocquel

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