Vor allem Spezialversicherungsmakler stehen im Fokus großer Investoren. Doch es gibt auch viele kleinere Käufe, Übernahmen oder Neustrukturierungen. Der Maklermarkt geht weiterhin unruhigen Zeiten entgegen.
Aktuell hat die Detmolder Ecclesia Gruppe die Business Capital Insurance (BCI) mit Sitz in Moerdijk, südlich von Rotterdam übernommen. BCI ist ein Spezialmakler im Bereich Transport und Logistik mit Schwerpunkt auf dem Sektor Binnenschifffahrt. „Mit der Akquisition baut die Ecclesia Gruppe ihre Anteile im Maklermarkt für Schifffahrts- und Logistikversicherungen in den Niederlanden weiter aus“, teilte das Unternehmen Anfang Februar 2022 mit.
Bieten Dienstleistungen im Großschadenmanagement an
Die Ecclesia Gruppe hat sich in den vergangenen Jahren bereits eine ganze Reihe von Spezialmaklern einverleibt. Darunter 2020 die deutsche Oskar Schunck-Gruppe, einen großen Logistikspezialisten. Weitere Käufe waren in den vergangenen Jahren die Hemmer & Felder GmbH, mit Schwerpunkt bei Bau- und Landmaschinenhandel oder die Kreditversicherer CFG Finance Gruppe und KM Credit Consulting GmbH sowie die API Assekuranz Partner der Industrie Versicherungsmakler GmbH (API Assekuranz) in Beckum.
Zudem gibt es Beteiligungen am britischen Makler Liva Partners, dem niederländischem Spezialmakler Sibbing Adviesgroep oder die Übernahme des belgischen Versicherungsmakler Kegels & Van Antwerpen. Gleichzeitig hat sich die Ecclesia Gruppe an der deutschen Peritos GmbH beteiligt, die Unternehmen und Versicherungsmaklern Dienstleistungen im Großschadenmanagement anbietet.
Größter Versicherungsmakler Deutschlands mit 2.300 Beschäftigten
Viele der Neukäufe wurden in die Deas Deutsche Assekuranzmakler GmbH integriert, die wie die Mutter ihren Hauptsitz in Detmold hat. Die Ecclesia, deren Gesellschafter die evangelische Kirche und der Caritasverband sind, ist längst Deutschlands größter Makler mit rund 2.300 Beschäftigten und einem Prämienvolumen von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr. Aktiv auf Einkaufstour ist derzeit auch Policen Direkt. Im Februar 2022 wurde VIS Versicherungsmakler und Immobilien-Service GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Oeynhausen übernommen; früher schon die Bergemann Versicherungen GmbH & Co. KG aus Solingen.
Versicherungsmaklern bietet das Unternehmen das Modell „Maklerpartnerschaft“ mit einer Bestandsverrentung mit Übergangsphase an. Spektakulär ist zudem die Mehrheitsbeteiligung des Private-Equity-Investor HgCapital an der Fonds Finanz, die Ende 2021 bekannt wurde. Der milliardenschwere Investor hat bereits den Gewerbemakler GGW, den Deckungskonzeptanbieter ConceptIF und den D&O-Spezialisten Howden übernommen. Vor allem das Gewerbe- und Industriegeschäft wird von vielen Investoren als wichtiges zusätzliches Standbein gesehen. Daher hatte 2021 MLP den Versicherungsmakler RVM gekauft.
Sind Versicherer hilfreich?
Grundsätzlich zeigt die Entwicklung, dass solide geführte mittelständische Versicherungsmakler für Investoren besonders interessant sind. Doch kein Unternehmen scheint heute vor der Übernahme gefeit zu sein. Vielleicht hilft es, wenn der Gesellschafterkreis um Versicherer mit Minderheitsbeteiligung erweitert wird. Diesen Weg ist 2021 die vfm, ein Verbund selbstständiger Versicherungsmakler und Mehrfachagenten, bei der Neuordnung der Gesellschafterstruktur gegangen. Jeweils 7,5 Prozent der Gesellschafteranteile übernahmen die Maklerversicherer KS Auxilia, Haftpflichtkasse und Volkswohl Bund.
Nachfolge und Digitalisierung treiben Markt
Ein Grund für die starke Konsolidierung im Maklermarkt ist der Mangel an Nachfolgern. Zudem gibt es einen hohen Druck auf Maklerunternehmen, sich stärker zu digitalisieren. Er dürfte in der Corona-Pandemie noch gestiegen sein. Doch die dafür notwendigen Investitionen können kleine Versicherungsmakler immer weniger stemmen. Größere Einheiten sind notwendig. Hilfreich kann aber auch eine enge Kooperation sein. Je nach Art der Zusammenarbeit gibt es aber auch Kritik aus der Branche. „Sehr kleine Versicherungsmakler schließen sich immer öfter mit Haut- und Haaren Dienstleistern an“, stellt etwa Michael Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), fest. Er hält diese Entwicklung für problematisch.
Makler nehmen fast schon Status von Ausschließlichkeitsagenten an
„Die Dienstleister sind immer dominanter, bestimmen die Preise und machen das Geschäft richtig teuer“, warnte Heinz. Die abhängigen Makler würden schon fast den Status von Ausschließlichkeitsagenten annehmen. Mittlerweile gäbe es aber wieder eine gewisse Gegenbewegung. Einige Versicherer hätten erkannt, dass sie besser auf ihre Kunden, die Makler setzen sollten. Dennoch gehen die Experten davon aus, dass so genannte Intermediäre – also Verbünde und Maklerpools – auch künftig noch stärker werden. „Versicherer erzielen durch den Niedrigzins und einen scharfen Wettbewerb, immer geringere Margen und versuchen daher Standardgeschäft dunkel zu verarbeiten“, erläutert Hermann Hübner, Vorsitzender des Vorstands der VEMA. „Ich sehe aber auch Chancen für individuelles Geschäft“, so Hübner.
Persönliches Geschäft wird auch in Zukunft dominieren
Auch für die Zukunft rechnen die Experten damit, dass der Versicherungsmaklermarkt sehr bunt und vielfältig bleiben wird und in fünf Jahren noch viele sehr unterschiedliche Berufsträger hat. „Nach meiner Ansicht ist es absolut ideal, wenn ein Mittelständler von einem Mittelständler beraten wird. Der kennt die Sorgen und die Nöte seines Kunden“, so BVK-Chef Heinz. Er ist sich sicher, dass das persönliche Geschäft auch in Zukunft dominieren wird. Der BVK-Präsident rät Versicherungsmaklern sich nicht Dienstleistern anzuschließen, sondern Maklerverbünden.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek