„Corona hat uns alle fest im Griff und das Virus hat unser Handeln im Jahr 2020 maßgeblich bestimmt.“ So die Worte von Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka-Versicherungen, auf der diesjährigen Pressekonferenz seiner Gruppe. Doch wirklich Federn lassen musste der Versicherer durch die Krise wohl bislang nicht.
Trotz der widrigen Umstände kann sich der Versicherer aber über eine positive Geschäftsentwicklung und auch über gestiegene Beitragseinnahmen im Jahr 2020 freuen. Genauer gesagt über ein Mehr von 3,8 Prozent oder 11,44 Milliarden Euro. Thomas Brahm bewertet dieses Ergebnis „angesichts der nun wirklich historisch großen Herausforderungen“ als sehr positiv. Ein gutes Ergebnis, das auch noch über dem der Branche liege.
In der Krankenversicherung betrugen die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr 6,56 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Wachstum um fünf Prozent (Branche +3,8 Prozent). Die Gründe für das gute Wachstum laut Debeka-Geschäftsleitung: gutes Neugeschäft und Beitragsanpassungen in der Pflegepflichtversicherung.
In der Lebensversicherung inklusive der Pensionskasse konnte der Versicherer die Beitragseinnahmen um 1,7 Prozent auf 3,83 Milliarden Euro steigern (Branche -0,4 Prozent).
Wegen negativem Marktumfeld kein aktives Neugeschäft mehr betrieben
Die Beitragseinnahmen der verhältnismäßig kleinen Pensionskasse haben sich 2020 um fünf Prozent auf 50,7 Millionen Euro verringert. Der Vertragsbestand lag bei 54.000 Verträgen und ging ebenfalls leicht zurück. Diese Entwicklung führt der Versicherer darauf zurück, dass er bereits seit dem vergangenen Jahr aufgrund des negativen Marktumfeldes kein aktives Neugeschäft mehr betrieben hat.
In der Debeka Allgemeinen, der Schaden- und Unfallversicherung des Versicherungsunternehmens, betrugen die Beitragseinnahmen 1,05 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung um 3,9 Prozent (Branche +2,1 Prozent).
2020 hat die Debeka mehr als zehn Millionen Schaden- und Leistungsfälle für ihre Kunden bearbeitet und 9,1 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen ausgezahlt. Laut Unternehmensangaben sind das 4,4 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor.
Auch die Anzahl ihrer Mitglieder und Kunden ist um weitere 32.000 Personen gestiegen. Somit sind nun insgesamt mehr als 7,2 Millionen Menschen bei dem Unternehmen versichert. Zu dieser Gruppe gehören auch die Versicherten ihrer Betriebskrankenkasse, die Ende vergangenen Jahres 153.000 Versicherte zählte und um 7,7 Prozent gewachsen ist.
Der Vertragsbestand der Debeka insgesamt wuchs um 0,7 Prozent auf 21,1 Millionen Verträge.
Und auch für den Personalbestand kann der Versicherer aus Koblenz eine Entwicklung der Zahlen nach oben vermelden, doch nicht in dem Ausmaß wie er sich dieses wünschen würde. Ende 2020 beschäftigte das Unternehmen über 16.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das sind 151 Personen mehr als im Vorjahr. Vor allem über das Wachstum im Außendienst freut sich der Versicherer, hier kann er ein Plus von 76 Mitarbeitern vermelden.
Weniger Azubis an Bord als gewünscht und erhofft
Enttäuscht zeigt sich die Debeka dagegen über die Zahl ihrer aktuellen Auszubildenden und sieht hierfür in erster Linie die demografische Entwicklung als Ursache. So bildet der Versicherer zurzeit 1.475 junge Menschen aus. O-Ton Brahm: „Das sind in Anbetracht der immer schwieriger werdenden Bedingungen nur 70 weniger als im Vorjahr, aber eben weniger als wir wollten.“ Er freut sich aber trotzdem, dass sein Haus mit der Anzahl ihrer Auszubildenden unverändert und mit weitem Abstand der größte Ausbilder der Versicherungsbranche sind.
Im Innendienst beschäftigte die Gruppe Ende vergangenen Jahres 6.396 Mitarbeiter. Das Plus von 145 gegenüber dem Vorjahr ergibt sich vor allem dadurch, dass in der Hauptverwaltung in Koblenz mehr Personal benötigt wurde. Im Innendienst der Geschäftsstellen im Bundesgebiet sank hingegen die Mitarbeiterzahl um 40. Der Grund: ein erhöhter Digitalisierungsgrad.
Auch die Corona-Pandemie hat natürlich zu einem veränderten Arbeiten in dem Unternehmen geführt. Zurzeit arbeiten mehr als 95 Prozent aller Debeka-Mitarbeiter, deren Arbeitsgebiet es zulässt, im Homeoffice. Insgesamt hat das Unternehmen mehr als 16.000 Mitarbeiter mit unternehmenseigenen Laptops ausgestattet.
Der Bestand im Vollversicherungsbereich stieg um 34.000 Versicherte, so dass mittlerweile fast 2,5 Millionen Menschen bei dem Unternehmen vollversichert sind.
Rund 260 Millionen Euro an Beitragsrückerstattung geleistet
Und wie gestaltet sich die Entwicklung der Krankenversicherung der Debeka im Einzelnen 2020?
Jeder vierte Privatversicherte ist bei der Debeka abgesichert – und dies in einem Pool von 36 PKV-Unternehmen, die eine Krankenvollversicherung anbieten. Besonders erfreut ist die Debeka über den Tatbestand, dass zusammen mit den 1,8 Millionen Zusatzversicherten und 750.000 Versicherten, die ausschließlich eine Auslandsreise-Krankenversicherung besitzen, sie im Jahr 2020 erstmals die Marke von fünf Millionen versicherten Personen überschritten hat. Für 380.000 Krankenversicherte, die 2019 keine Leistungen in Anspruch genommen hatten, zahlte der Versicherer im vergangenen Jahr rund 260 Millionen Euro an Beitragsrückerstattung.
Und wie hat sich das Neugeschäft der Debeka in Corona-Jahr 2020 entwickelt? Im ersten Lockdown zwischen März und Mai waren die rund 8.000 angestellten Außendienstmitarbeiter der Debeka in ihrem persönlichen Kundenkontakt natürlich stark eingeschränkt. Der Versicherer hat aber schnell reagiert, indem er ein digitales Beratungstool bereitgestellt hat. Zudem musste er den beträchtlichen Rückgang im Neugeschäft während des Lockdowns ausgleichen, indem er den Außendienstmitarbeitern „ihr Einkommen vorübergehend abgefedert hat“.
„Wir glauben, dass wir durch diese Entscheidungen und eine transparente Kommunikation unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst mitgenommen und ihnen Ängste genommen haben“, kommentierte Paul Stein, Vorstandsmitglied der Debeka-Versicherungen, das Vorgehen seines Hauses im ersten Lockdown. Dass dies gelungen sei, würden auch Untersuchungen durch externe Institute belegen, nach denen der Außendienst mit den getroffenen Maßnahmen sehr zufrieden gewesen sei.
Steigerung des Neugeschäfts um fast fünf Prozent erreicht
Insgesamt konnte die Debeka im Versicherungsbereich eine Steigerung des Neugeschäfts um fast fünf Prozent erreichen. Und dies durch 84.000 neue Vollversicherungen und 50.000 neue Zusatzversicherungen. Die ist nach Unternehmensangaben das zweitbeste Vertriebsergebnis der vergangenen fünf Jahre. Mögliche Gründe für diese Entwicklung nach Ansicht der Koblenzer: Das gestiegenen Risiko- und Absicherungsbewusstsein der Menschen in der Corona-Pandemie und dass diese offenbar über genügend finanzielle Mittel verfügen, um eine derartige Vorsorge zu treffen.
Auch für das Neugeschäft in der Lebensversicherung ist die Debeka positiv gestimmt, denn diese zeige eine sehr positive Entwicklung: 22,2 Millionen Euro an neuen Monatsbeiträgen und ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent.
Auch die Neugeschäftsentwicklung in der der betrieblichen Krankenversicherung lässt die Vorstandsriege der Debeka frohlocken: Mehr als 117.000 betrieblich krankenversicherten Arbeitnehmer – das sind über 12.000 mehr als im Vorjahr – zählt der Versicherer nun zu seinen Kunden. Das sind mehr als 600 Gruppenverträge mit diversen Arbeitgebern. Doch dabei soll es nicht bleiben, dieses Marktsegment will die Gruppe weiter forcieren und erkennt in diesem weiteres Wachstumspotenzial.
Wollen im Bausparkassen-Sektor zusätzliches Standbein etablieren
Auch das Projekt „Debeka Immobilienvermittlung“ bereitet den Versicherungsexperten aus Koblenz wohl Freude. Mit ihrem erweiterten Engagement in der Vermittlung von Immobilien wollen sie im Bausparkassen-Sektor ein zusätzliches Standbein etablieren, um von ihren Kunden „als ‚Zuhause-Vermittler‘ noch stärker wahrgenommen zu werden. Das sei ihnen im vergangenen Jahr gelungen, denn trotz der widrigen Umstände hätten sie das Volumen der insgesamt mehr als 400 vermittelten Immobilien um 90 Prozent auf 105 Millionen Euro steigern können.
Und wie sehen die ersten Monate des neuen Jahres aus? Stein meint dazu: „Wir spüren ein leicht geringeres Neugeschäft als im Vorjahr, sind aber zuversichtlich, dass wir die Nachholeffekte in der ‚Post-Corona-Zeit‘ erfolgreich nutzen und wieder ein gutes Wachstum erzielen werden.“
Allein 77 Millionen Euro an Corona-bedingten Mehrleistungen entrichtet
Wie sich die Versicherungsleistungen unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie entwickelt haben, skizzierte Annabritta Biederbick, bei der Debeka unter anderem verantwortlich für die Bereiche Krankenversicherung, Risikomanagement sowie Compliance. Nach ihrer Aussage hat ihr Arbeitgeber mehr als fünf Milliarden Euro an Versicherungsleistungen ausgezahlt, also drei Prozent mehr als 2019. Nach Segmenten heißt das: Im ambulanten Bereich eine Steigerung von 100 Millionen Euro, das sind vier Prozent; im stationären Bereich eine Steigerung um 21 Millionen Euro beziehungsweise 1,8 Prozent und im Zahnbereich ein leichter Rückgang um 1,3 Prozent oder 8,7 Millionen Euro.
Was dabei genau auf die Corona-Pandemie entfalle, lasse sich schwer ermitteln. Die Debeka hätte allein 77 Millionen Euro an Corona-bedingten Mehrleistungen entrichtet – etwa für Hygienepauschalen, zur Finanzierung von Corona-Tests oder als Beitrag zur Sicherung der Pflegeversorgung. Für Corona-erkrankte Debeka-Mitglieder wären circa 26 Millionen Euro geflossen.
Autor(en): Meris Neininger