Erklärvideos sind spätestens seit Corona eine gute Möglichkeit, Kunden direkt zu erreichen, zum Beispiel in der Finanzbranche. Gastautor Martin Nitsche erklärt die wichtigsten Schritte für das Bewegtbild im Marketing.
Vor rund fünfzehn Jahren, am 23. April 2005, wurde das erste Video auf Youtube hochgeladen. Zwei Jahre später wurden die ersten Erklärvideos veröffentlicht. Heute werden alleine auf dieser Social-Media-Plattform weltweit jeden Tag eine Milliarde Erklärvideos angeschaut. Inzwischen sehen 92 Prozent der Marketingverantwortlichen Videos als wichtigen Teil der Marketingstrategie an. Gerade für die komplexen Produkte und Dienstleistungen von Kreditinstituten sind einfache Erklärungen besonders wichtig.
Nutzung entlang der Customer Journey
Erklärvideos können dabei in vielfältiger Art und Weise entlang der Customer Journey genutzt werden, wie die nachfolgende Abbildung zeigt:
1. Aufmerksamkeit und Erwartungen erzeugen
Bereits bei der Gewinnung von Interessenten sind Erklärvideos sehr effizient, denn 15 Sekunden Video werden viel eher angeschaut als lange Texte. Gerade in sozialen Netzwerken kann man damit deutlich mehr Aufmerksamkeit erzeugen, so wie in diesem Beispiel einer Versicherung. In einem quadratischen Format produziert und mit Texten versehen, eignet sich dieses Video auch für mobile Endgeräte mit ausgeschalteten Ton.
2. Entdecken
Eine Landingpage sollte den Kunden dann Orientierung geben und erklären, welches Bedürfnis das Angebot erfüllt. Das Erklärvideo sollte nicht länger als 60 Sekunden sein und neben etwas Emotion auch rationale Argumente beinhalten. Das zeigt ein Beispiel zu einem Teaser von Solvoo.
Erklärvideos verbessern hier nicht nur das Kundenerlebnis, sondern auch die Positionierung in Suchmaschinen, denn die Besucher bleiben so länger auf den Seiten.
3. Erkunden
Ist das Interesse geweckt, möchten die Besucher tiefergehende Informationen, die Erklärvideos können länger sein und sollten über alle Bestandteile des Angebots informieren. Ein Beispiel aus einer anderen Branche ist die Meisterschmiede von Hornbach, bei der Erklärvideos in Spielfilmlänge hunderttausende von Abrufen haben.
4. Evaluieren
In dieser Phase sollten Unternehmen erklären, warum ihr Produkt besser als andere geeignet ist, um die Bedürfnisse der Interessenten zu erfüllen. Erfolgsbeispiele von vorhandenen Kunden, aufbereitet in einem Erklärvideo, eventuell noch gespickt mit einem Testimonial, können hier wirkungsvoll sein. Hilfreich sind auch Erklärvideos, die die Vorteile Ihrer Lösung im direkten Vergleich zu den Wettbewerbern aufzeigen. Die Softwareindustrie liefert hier viele gute Beispiele.
5. Entscheiden
In der Entscheidungsphase stehen die Konditionen im Mittelpunkt des Interesses. Der Kauf kann immer noch scheitern, deswegen sollten mögliche Abschlusshürden beseitigt und der Interessent zum Kauf geführt werden. Bei Banken ist hier zum Beispiel die Betonung auf die Einfachheit des Abschlusses besonders wichtig, so wie in diesem Video der ING.
6. Erhalten
Nach dem Abschluss geht es natürlich erst richtig los. Das Onboarding neuer Kunden sollte mit Erklärvideos begleitet werden. Bei einem Girokonto können so im Laufe der ersten Monate die Möglichkeiten im Online-Banking aufgezeigt und die Kunden so zur Nutzung aktiviert werden.
7. Erleben
Im weiteren Verlauf der Customer Journey werden Anstöße zum Cross- und Up-Selling relevant. Durch die Verbindung mit der CRM-Datenbank und Marketing Automation ist dies günstig umzusetzen. Unternehmen demonstrieren so nicht nur Kundennähe, sondern erhöhen auch die Cross-Selling-Raten.
8. Empfehlen
Ist der Kunde zufrieden, kann natürlich auch die Weiterempfehlung durch Erklärvideos verstärkt werden. Kunden sind sehr viel eher bereit, gut gemachte Videos in Sozialen Medien zu teilen als andere Inhalte. Unternehmen sollten daher ihre Kunden zum Teilen der Videos animieren.
9. Erinnern
Sollten Kunden zunehmend inaktiv werden, dann können Erklärvideos eingestezt werden, um diese an das Unternehmen erinnern. Wichtig ist es dabei, wie ganz zu Beginn der Customer Journey, wieder auf kurze und eher emotionale Inhalte zu setzen, um den Kunden nicht zu verärgern.
Die Erstellung eines guten Erklärvideos ist eine Kunst und ganz viel Handwerk. Doch solche Formate können heutzutage günstig und schnell produziert werden. Gerade wenn eine Vielzahl von Produkten mit Erklärvideos begleitet werden soll, kann der Prozess standardisiert und zum Teil sogar automatisiert werden.
Autor(en): Martin Nitsche