BVI klagt über schleppendes Riester-Geschäft

Eine Renaissance der Riester-Verträge - Wunschtraum oder Realität? Beim Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI) ist kaum etwas davon zu merken. „Solange der Gesetzgeber die Komplexität und die Bürokratie der Riester-Rente nicht weiter spürbar reduziert, wird der Absatz schwierig bleiben“, kommentiert BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seip die Situation. Im Lager der Versicherer beurteilt man die Lage unterschiedlich.

Liegt es an der Art der Anlage oder rangiert die Attraktivität der Riester-Verträge weiterhin unter „ferner liefen“. Auf jeden Fall wollen die Bundesbürger von Riester-Fondssparplänen weiterhin nicht viel wissen. Seip: „Das Geschäft kommt nach wie vor nicht in Fahrt!“ Dagegen verkündete die Allianz Leben erst kürzlich bereits von einem Plus von 140 Prozent beim Neugeschäft der Riester-Renten in diesem Jahr. Doch nicht alle Versicherer wollen sich hier weiter engagieren. Die LV 1871 stellte das Neugeschäft für Riester-Renten kurzerhand zum Jahresbeginn komplett ein. Ob der gordische Knoten in Sachen Riester-Müdigkeit durchschlagen werden könne, bezweifelt der Chef des Maklerversicherers in München Karl Panzer.

Eher müde und schleppend könne der Abschluss von Riester-Fondsverträge im ersten Quartal 2005 bezeichnet werden, sagen auch andere Insider. Beim BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. hat man ebenfalls keine Höheflüge verzeichnet. Das Geschäft sei verhalten angelaufen, heißt es in einer BVI-Mitteilung, denn per 31. März 2005 seien lediglich 24.000 zu den bis dahin vorhandenen 360.000 Verträgen hinzugekommen. Bei den Versicherern sind inzwischen seit der Einführung der Riester-Renten im Jahr 2002 über fünf Millionen Verträge akquiriert worden.

BVI-Geschäftsführer Seip gefällt das schleppende Geschäft in der Investmentbranche gar nicht: „Dies ist umso bedauerlicher als Riester-Sparer ihre Rendite durch die staatlichen Zulagen enorm aufpeppen können. Arbeitnehmer sind schlecht beraten, wenn sie auf die staatlichen Zulagen zur privaten Altersvorsorge verzichten.“ Seip verdeutlicht: dass beispielsweise ein verheirateter Familienvater mit zwei Kindern nach 30-jährigem Sparen in einen Riester-Fondsvertrag auf ein Endvermögen von über 158.000 Euro komme; ohne Förderung würden es mit 113.810 Euro nur gut zwei Drittel davon gewesen sein.

Seip versteht nicht, weshalb die Bürokratie für die Zulagen-Anträge bei Riester-Verträgen so schwerfällig sei, wo doch beim Sparen mit Vermögenswirksamen Leistungen (VL) vorgemacht werde, wie einfach und unbürokratisch die Abwicklung sein könnte. Seip: „Das VL-Sparen mit Investmentfonds ist mit 5,7 Millionen Sparverträgen weiterhin sehr beliebt.“

Der Gesamtwert der VL-Sparverträge belief sich nach BVI-Angaben zum 31. März auf 7,9 Milliarden Euro. Immerhin konnte für das VL-Sparen seit ihrem Markteinrtritt im Jahr 1962 in der Betrachtung rollierender Sieben-Jahres-Zeiträume eine jährliche Wertentwicklung im Schnitt von acht Prozent erzielt werden; rechnet man die Arbeitnehmer-Sparzulage hinzu, steige der Wert sogar auf 10,6 Prozent. Seip verdeutlicht, dass die Sparzulage in Höhe von 18 Prozent auf den Förderhöchstbetrag von 400 Euro im Jahr Arbeitnehmer erhalten, deren zu versteuerndes Einkommen 17.900 Euro (bei Ledigen) bzw. 35.800 Euro (bei Verheirateten) nicht übersteige.

Im kürzlich erschienenen BVI-Jahrbuch „Investment 2005“ könne man nachlesen, dass Arbeitnehmer durch das VL-Sparen in mehreren, nacheinander folgenden Verträgen ein beträchtliches Vermögen aufbauen können. Wer in den vergangenen 31 Jahren (fünf VL-Verträge plus ein Jahr Wartezeit; Stand 31. Dezember 2004) die vielfach vom Arbeitgeber gezahlten Leistungen in deutsche Aktienfonds-Sparpläne einzahlte, verfügte durchschnittlich über ein Vermögen von 57.100 Euro - bei einer Einzahlungssumme von 14.400 Euro. Dabei wurde eine monatliche Einzahlung von 40 Euro zugrunde gelegt (ohne Berücksichtigung der Sparzulage).

Autor(en): Ellen Bocquel

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