BVI: Fonds sollen Kapital-Lebensversicherungen ersetzen

"Investmentfonds weisen enormes Nachholpotenzial auf", bekannte Axel-Günter Benkner bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes am vergangenen Donnerstag in Frankfurt am Main. Gleichzeitig nannte der Vorstandssprecher des BVI Bundesverbands Investment und Asset Management auch gute Gründe für Optimismus: Weil die Kapital-Lebensversicherung seit Anfang des Jahres nicht länger steuerlich im Vorteil sei, "läuft beim Thema Altersvorsorge alles auf uns zu". Das Alterseinkünftegsetz verbessert laut Benkner klar die Position der Investmentbranche, da die Abschaffung des Steuerprivilegs nun zu fairen Wettbewerbsbedingungen führe: "Wir schauen mit großer Zuversicht nach vorn, denn Investmentfonds sind in der Summe ihrer Eigenschaften die beste Anlageform für langfristiges Sparen."

Endlich könnten die Fonds ihr Renditepotenzial voll ausspielen, freut sich Benkner. Der Übergang zur nachgelagerten Besteuerung schaffe für alle Bürger neue Freiräume zur eigenen Vorsorge, weil das nach Steuern verfügbare Einkommen steige. "Die Investmentbranche wird sich hier im Wettbewerb mit den Versicherern positionieren, um ein möglichst großes Stück dieses neuen Kuchens zu gewinnen", kündigt Benkner kaum verhohlen eine neue Vertriebsoffensive auch auf traditionellem Assekuranz-Terrain an. Ähnlich wie die Versicherungswirtschaft setzt die Investmentbranche dabei stark auf die betriebliche Altersversorgung. "Ein Großteil des Kapitals, das in den nächsten Jahren in Spezialfonds fließen wird, kommt aus dem Bereich der betrieblichen Altersversorgung", prognostiziert Benkner.

"Zuckerbrot und Peitsche" für Assekuranz-Produkte
Zuckerbrot und Peitsche gibt es derweil – als eine Art Einstimmung auf den eingeläuteten Wettbewerb? – für die aktuellen Versicherungsprodukte im Bereich private Altersvorsorge, Rürup- und Riester-Rente. "Im Grundsatz richtig und gut", lobt Benkner etwa einerseits die so genannte Rürup-Rente – andererseits allerdings sei sie "in der Ausgestaltung unattraktiv für die Sparer." Die Förderrenditen bei der Riester-Rente seien "durchaus beachtlich", vor allem bei Sparern mit geringem Einkommen und Kindern, aber, folgt sogleich "die Peitsche": "An der schleppenden Nachfrage wird deutlich, dass die private Altersvorsorge nur ein Minimum an Komplexität und Bürokratie verträgt." Effizient und flexibel dagegen seien im Vergleich dazu die Fonds-Sparpläne, die sich immer mehr zu einer wachsenden Stütze des Neugeschäfts entwickeln würden. Hier sieht Benkner "gerade mit Blick auf die Altersvorsorge weiter großes Potenzial."

Bei so viel Optimismus wird leicht übersehen, dass sich 2004 das Wachstum der Investmentbranche deutlich verlangsamt hat – auch wenn das verwaltete Fondsvermögen im letzten Jahr erstmals die Rekordmarke von einer Billion Euro überschreiten konnte. Die Fondszuflüsse indes betrugen netto nur noch 6,5 Milliarden Euro (2003: 32,1 Milliarden Euro). Vor allem Aktien- und offenen Immobilienfonds haben die Anleger den Rücken gekehrt. Aus Aktienfonds etwa wurden unterm Strich Mittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro abgezogen. Im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt der "New Economy", waren noch 65,8 Milliarden Euro neu in solche Anlageprodukte investiert worden. Rückläufig waren 2004 auch die Neuinvestitionen in Geldmarktfonds, aus denen über neun Milliarden Euro abflossen.

Die treuen Anleger als die Dummen?
Investmentfonds, versichert der BVI-Vorstandssprecher dennoch, haben sich auch in schwierigen Marktphasen gut behauptet, was auf "nachhaltiges Vertrauen" und "Treue" der Anleger in das Investment schließen lasse. Schließlich sei die Zahl der Aktienfondsanleger während der Baissejahre wesentlich stabiler geblieben als die Zahl der Direktanleger in Aktien. Ignoranz, Zynismus oder gar wieder ein Hauch alter Branchen-Arroganz? Als Sprecher der Geschäftsführung der DWS Investment GmbH weiß Benkner sicher nur zu gut, dass es genau das Vertrauen und die Treue waren, welche die Fondsanleger – im Gegensatz zu den ausgefuchsteren und in der Regel auch besser über das Börsengeschehen informierten Direktanlegern - mit in den Malstrom der Baisse zog.

Die Treuen als die Dummen - das sollte wohl kaum der Maßstab für künftige Vertriebsstrategien sein. "Anleger, die in ihren Aktienfonds verblieben sind, haben es eigentlich richtig gemacht, denn Aktienfonds-Anlagen sind nun einmal langfristige Anlagen - mit derzeit objektiv sehr guten Aussichten", wehrt sich Benkner gegen solche Gedanken. Das grundsätzliche Vertrauen in Investmentfonds habe sich vielmehr etabliert und bestehe weiterhin.

Allerdings gibt er zu, dass die Zurückhaltung der Deutschen bei Fondsanlagen noch immer (oder wieder?) sehr ausgeprägt ist und ein immenser Nachholbedarf in der Bevölkerung besteht: 75 Prozent der Deutschen haben noch keine Fonds. Fraglich, ob es sich dabei wirklich um zukünftige Kunden handelt. Nach einer Umfrage der GfK bevorzugen nur 14 Prozent der Deutschen derzeit ein Aktieninvestment für die Altersvorsorge.

Auch Vertrauen ist nicht unbegrenzt abrufbar, sondern muss erst einmal neu bzw. wieder aufgebaut werden.

Autor(en): Gabi Böttcher

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