Eine äußerst umfangreiche Rückschau zur Entwicklung der Versicherungen in den Jahren 2015 bis 2017 soll Experten Hilfestellung für die Zukunft geben.
Aus diesm Grund hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH in Kooperation mit der Yougov Deutschland GmbH jetzt ihre „Branchenmonitore“ für die Bereiche Haftpflicht, Hausrat, Kfz, Leben, Unfall, Wohngebäude und Rechtsschutz veröffentlicht. Zudem gibt es ein Zahlenwerk Komposit. Die Darstellung beschränkt sich auf die größten 50 Unternehmen; in der Rechtschutzversicherung auf die größten 28 Assekuranzen.
Konzentration im Leben-Markt geht weiter
In der Lebensversicherung kommt die Studie zum Schluss, dass die Versicherer ihre Kommunikationspolitik und auch ihre Geschäftsmodelle kritisch hinterfragen und herausfinden sollten, welche Geschäftsfelder künftig rentabel sind und zeitnah rentabel betrieben werden können. „Die Altlasten und offenbar wenig überzeugende neue Produkte gestalten die Lage auch weiterhin schwierig. Der Markt steht vor extremer Segmentierung und Bereinigung“, stellt der Autor Clemens Wilde fest. Angesicht der Herausforderung der Demografie habe die private Vorsorgebranche aber weiterhin eine Daseinsberechtigung.
Den besten Beispielen folgen
Welche Wege sie gehen muss, könne möglicherweise anhand der „Best-Practice-Beispiele“ abgeleitet werden. Laut der Bestandskundenanalyse „Leben“ würden die untersuchten Versicherungsunternehmen durchschnittlich 6,44 Verträge pro Kunde verkaufen. Der Höchstwert beträgt 7,79. Als erfolgreichste Unternehmen nennen die Leipziger Forscher in alphabetischer Reihenfolge die Alte Leipziger, die Cosmos Direkt, die Hannoversche, die Signal Iduna und die Zurich. Insbesondere durch die anhaltenden Niedrigzinsen würden aber die Gewinnmargen und Spielräume für Überschussbeteiligungen weiterhin mächtig unter Druck geraten. „Mit einer Verwaltungskostenquote von 2,69 Prozent bleibt kaum Luft zur signifikanten Reduzierung der administrativen Kosten“, so Wilde.
Zwar konnten alle 50 analysierten Unternehmen ein positives wirtschaftliches Ergebnis (vor Steuern) erzielen, das sich verglichen mit dem Vorjahr sogar etwas verbessert hat (2016: 11,04 Prozent; 2017: 11,56 Prozent). Dagegen sank das durchschnittliche versicherungstechnische Ergebnis von 62,02 Millionen Euro (2016) auf 55,69 Millionen Euro (2017).
Komposit bleibt sicherer Hafen
Demgegenüber bleibt die Kompositversicherung eine „sichere Erfolgsquelle“ und ein Wachstumskurs. Gemessen an der Anzahl der Verträge überstiegen die untersuchten Unternehmen für das gesamte direkte Kompositgeschäft 2017 die Marke von fünf Millionen. Mit exakt 5.056.953 Verträgen wurde ein Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den gebuchten Bruttoprämien, die über die 50 analysierten Versicherer von durchschnittlich 1.110,26 Millionen Euro (2016) auf 1.152 ,00 Millionen Euro gestiegen sind.
Alle untersuchten Versicherungszweige haben das zweite Jahr in Folge mit einer Combined Ratio unter l00 Prozent abgeschlossen. Beim versicherungstechnischen Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellung hat sich die Lage gegenüber den Vorjahren (2016: 42,90 2017: 49,31 Millionen Euro) wieder deutlich verbessert, und die Versicherer konnten einen Zuwachs von 14,9 Prozent erzielen. Beim Cross-Selling gelingt es den Versicherern, durchschnittlich 3,67 Verträge pro Kunde zu verkaufen. Der beste Wert eines einzelnen Unternehmens beträgt aber 4,51 Verträge pro Kunde.
Kooperationen über Branchengrenzen hinaus
Die fünf erfolgreichsten Versicherer in diesem Gebiet sind nach alphabetische Reihenfolge ARAG, Concordia, Signal Iduna, Versicherungskammer Bayern und Württembergische. Größe könnte aber auch künftig – im Zeitalter der Digitalisierung - ein bedeutender Erfolgsfaktor werden. Schon die sechs größten Unternehmen vereinigten 2017 rund 37 Prozent des Marktes nach gebuchten Bruttoprämien auf sich. Es sind nach rechnerischer Reihenfolge Allianz, Axa, R+V, Ergo, LVM und Huk-Coburg.
Die Zukunft sei offener denn je, glauben die Analytiker. So sei davon auszugehen, dass die Digitalisierung weiter an Fahrt gewinnt. „Neben einer Verschlankung der Prozesse und digitalen Produkten gewinnen auch die Kooperationen mit neuen Marktteilnehmern - sicher auch „cross industry" - weiter an Bedeutung“, schätzt Wilde.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek