Die Akzeptanz der Vermittlung von Kranken- und Pflegeversicherungen hängt auch damit zusammen, wie die Krankenversicherer mit ihren Kunden umgehen. Was Versicherungsmakler in dieser Hinsicht erleben, und ob sie daraus Konsequenzen für die Versichererauswahl ziehen.
Die Zeitschrift "Asscompact" hat wieder gut 250 Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter nach ihren Erfahrungen mit der Vermittlung privater Kranken- und Pflegeversicherungen befragt. Die Befragten weisen ein Durchschnittsalter von 55 Jahren auf.
Mehrheitlich über Pools eingereicht
Die Vermittlungserfahrungen sind mehrheitlich begrenzt, was wenig überrascht, wenn man bedenkt, dass Kunden meist ähnlich alt sind wie die Vermittler. Im Schnitt (Median) vermitteln die Befragten eine bis drei Vollversicherungen pro Jahr an Beamte, ebenso häufig an Selbstständige sowie an Angestellte. Deutlich häufiger werden Zusatzversicherungen vermittelt, der Median liegt hier bei elf bis 20 Versicherungen im Jahr.
Pools und Verbünde sind auch in diesem Geschäft eine Größe. Jeweils deutlich mehr als die Hälfte des Vermittlungsvolumens in der Krankenvoll-, Krankenzusatz- und der Pflegeversicherung gehen nicht direkt an die Versicherer, sondern werden über Pools oder Verbünde eingereicht.
Zusatz- und Pflegeversicherung beleben das Geschäft
Für das kommende Jahr haben die Befragten gedämpfte Erwartungen für die Vollversicherung. In etwa gleich viele erwarten mehr wie weniger Courtageeinnahmen, gut die Hälfte gleichbleibende. Dagegen werden sowohl in der Zusatz- als auch in der Pflegeversicherung deutlich häufiger – von jeweils mehr als drei von zehn Befragten – steigende gegenüber sinkende (rund jeder Zehnte) Einnahmen vorausgesehen. Allerdings erwarten auch hier jeweils mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibende Einnahmen.
Ein Schwerpunkt der Vermittlungstätigkeit in der Krankenvollversicherung liegt bei Selbstständigen mit 43 Prozent Vermittlungsanteil. Es folgen mit 33 Prozent die höherverdienenden Angestellten. Am seltensten mit 24 Prozent werden Beamte versichert.
Makler bieten zudem zu zwei Dritteln, wenn, dann einen Topschutz an. Standardschutz kommt mit 18 Prozent seltener und Grundschutz mit sechs Prozent Anteil kaum vor.
Berufsgruppen bekommen unterschiedliche Versicherer empfohlen
Die Makler empfehlen je nach Zielgruppe unterschiedliche Versicherer. Bei Beamten empfehlen sie am häufigsten (38 Prozent Nennungen) die DBV, also die Axa Versicherung mit ihrer Marke für den öffentlichen Dienst. Am zweithäufigsten mit 20 Prozent wird die Barmenia empfohlen. Der Marktführer Debeka wird nur unter „Sonstige“ erwähnt – da er nicht mit Maklern zusammenarbeitet, wird er auch nicht empfohlen.
Angestellte dagegen werden am ehesten einen Vertrag der Hallesche vorgeschlagen bekommen (18 Prozent Nennungen). Dahinter folgen drei Versicherer mit jeweils um zehn Prozent: Hansemerkur, Alte Oldenburger und Barmenia. Selbstständige werden am häufigsten bei der Hansemerkur eingedeckt (22 Prozent), gefolgt von Hallesche (14 Prozent) sowie Continentale und Universa (jeweils zwölf Prozent).
Versicherer meist nicht entweder nur gut oder nur kritisch
Ein kritisches Thema sind die Erfahrungen mit Beitragsanpassungen in der Vollversicherung. Dazu fragte die Asscompact nach den Erfahrungen mit einzelnen Versicherern nach Häufigkeit der Beitragsanpassungen, nach der Höhe derselben und nach der Begründung und Nachvollziehbarkeit.
Dabei sind die Erfahrungen differenziert. Bei vielen Versicherern gibt es sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen.
Als besonders positiv fallen Alte Oldenburger, Hallesche und Hansemerkur auf, die in allen drei erfragten Bereichen ganz überwiegend positive und kaum negative Erwähnungen haben. Umgekehrt als besonders kritisch fällt die Axa auf, rund die Hälfte aller Befragten hat hier schlechte und kaum jemand gute Erfahrungen gemacht. Das gilt hingegen nicht so ausgeprägt für ihre Marke DBV. Die Differenzen zu Hundert Prozent bei den Gesellschaften sind diejenigen, die keine Erfahrungen berichten, beispielsweise, weil sie diese Gesellschaft vielleicht nicht vermitteln.
Bei allen anderen Gesellschaften gibt es ein durchwachsenes Bild. Mal überwiegen die positiven, mal die negativen Erfahrungen. Das kann auch je nach Fragestellung – Häufigkeit, Höhe und Begründung – variieren. Rechnerisch erkennt man das auch daran, dass die Korrelationen zwischen positiven und negativen Nennungen eher schwach ausgeprägt sind – theoretisch müssten sie vollständig negativ (-1) ausfallen. Tatsächlich liegen die Korrelationsmaße mit -0,3 (Häufigkeit), -0,4 (Höhe) und -0,2 (Begründung) eher niedrig. Das kann verschiedene Gründe haben: Kunde sind unterschiedlich stark in Einzelfällen von Beitragsanpassungen betroffen, Makler nehmen die Beitragsanpassungen unterschiedlich stark wahr oder bewerten sie unterschiedlich.
Angestellten und Selbstständigen beitragsstabile Versicherer empfohlen
Naheliegend wäre die Vermutung, dass die Makler, wenn, dann die positiv wahrgenommenen Versicherer ihren Kunden empfehlen. Dazu gibt es Aussagen in der Umfrage, wie häufig welche Gesellschaften an die drei Zielgruppen der Vollversicherungen – Beamte, Angestellte und Selbstständige – empfohlen werden.
Hier gibt es nur zwei klare Zusammenhänge: Den Angestellten und den Selbstständigen werden mit sehr hohen, positiven Korrelationen (um +0,8 beziehungsweise +0,6) diejenigen Versicherer verkauft, die den Befragten auch positiv auffallen. Bei Beamten ist das dagegen überhaupt nicht der Fall, hier werden die Versicherer also wohl nach anderen Kriterien als nach der Beitragsstabilität ausgesucht.
Auch müsste man umgekehrt erwarten, dass die als negativ auffallenden Versicherer deutlich seltener empfohlen werden. Hier sind alle Korrelationen erwartungsgemäß negativ, aber eher schwach ausgeprägt. Am relativ deutlichsten fällt die negative Wirkung noch bei den Selbstständigen mit Korrelationsmaßen um -0,3 bis -0,4 auf. Erneut bestätigt sich das Bild, dass die Beitragsstabilität bei weitem nicht der einzige Faktor bei der Auswahl von Versicherern ist.
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Autor(en): Matthias Beenken