Bei Nafi schwingen nun Briten das Zepter

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Die Nafi-Gruppe (www.nafi.de) aus Höxter wurde an die britische Acturis Group Limited verkauft. Dadurch entsteht eine internationale Gruppe mit über 300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro und Nutzern in über 30 Ländern.

Zum Verkaufspreis möchte Nafi keine Stellung nehmen. Es sei Vertraulichkeit vereinbar worden. Acturis betreibt in Großbritannien eine Broker-Plattform über die Versicherer und Makler kommunizieren können. Rund 12.000 Nutzer sind angeschlossen. Zudem hat Acturis kürzlich Nordic Insurance Software (NIS) übernommen, dass international im Bereich Reiseversicherung, Assistance, Expatriate, Krankenversicherung und Nischenprodukte, wie Handyversicherungen, führend ist.

"Für Kunden ändert sich nichts"

In sieben Jahren ist Acturis um 25 Prozent gewachsen. "Für unsere Kunden ändert sich nichts", betonte Nafi-Geschäftsführerin Ivana Höltring in einer ersten Reaktion auf den Verkauf. Weiterhin würden der Kfz-Versicherungsvergleiche und die Marktanalysen über den eigenen Server in Höxter betrieben. Die Kunden seien bereits über den Verkauf informiert worden. "Ich verspreche mir, dass wir uns in Zukunft noch besser aufstellen können", so Höltring.

Mit dem Verkauf scheidet Ehemann Wolfgang Höltring aus der Geschäftsführung von Nafi aus. Er bleibt dem Unternehmen aber als Berater erhalten. Gleichzeitig wurde Frank Wellmann, langjähriger IT-Leiter bei Nafi, neben Frau Höltring neuer Geschäftsführer. "Neuerungen standen bei NAFI immer im Mittelpunkt und wir haben eine gemeinsame Vision darüber, wie sich der Versicherungsmarkt in Deutschland weiter entwickeln könnte. Vermittler, Pools und Versicherer werden davon profitieren, dass sie in Echtzeit miteinander vernetzt sind und dadurch die Prozesse stärker automatisiert werden können", so ein erstes Statement des neue Eigentümer, Simon Ronaldson, Direktor von Acturis.

Neue Konkurrenz für etablierte Softwarehäuser
In welche Richtung sich Nafi entwickeln soll, ist aber derzeit noch ungewiss. Vieles spricht dafür, dass das Unternehmen mit dem neuen Geldgeber die Einspartenzentrierung überwinden kann. Das bestätigt auch Höltring: "Durch diese externe Investition erwarten wir eine weitere Stärkung unserer Position und die Möglichkeit, unsere Dienstleistungen und Softwareangebote deutlich erweitern zu können." Damit dürfte Nafi zu einer echten Konkurrenz von etablieren Anbietern wie Morgen & Morgen, Franke & Bornberg oder Innosystems werden. Ob Nafi gleichzeitig ins kommerzielle Vergleichsportalgeschäft einsteigt und Marken wie Check24 oder Verivox Paroli bieten will, ist bisher unklar.

Heikle Kenntnisse
Der neue Eigentümer Acturis war bis zum Redaktionsschluss nicht zu einer Stellungnahme bereit. Heikel könnte zudem sein, dass Acturis mit dem Marktbeobachtungstool „Nafi-Trend“, das für Erst- und Rückversicherer entwickelt wurde, nun detaillierte Kenntnisse über den deutschen Kfz-Versicherungsmarkt erhält. Das bereits 1998 mit Hilfe des Rückversicherers GenRe entwickelte mächtige Tool kann Tarife von anderen Anbietern "nachrechnen". 2012 wurde es - auch aus kartellrechtlichen Bedenken - vollkommen auf neue Füße gestellt. Heute solle es Versicherern daher nur noch "anonyme" Konkurrenzanalysen erlauben.

Bildquelle: © picscout picturealliance

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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