Autoversicherung: Studie dokumentiert große Preisdifferenzen

Bei der Autoversicherung gibt es am Markt weiterhin sehr große Preisunterschiede. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, die im Auftrag des Online-Versicherer Direct Line erstellt wurde.

Für den Versicherungsschutz eines Studenten der einen Polo fährt, konnte die Studie den größten Preisunterschied von fast 3.500 Euro feststellen. Für eine Ehefrau mit Zweitwagen betrug der geringste Preisunterschied immer noch fast 700 Euro. Insgesamt wurden 200 Tarifkombinationen für zehn Musterkunden untersucht. Im Schnitt liegt die Spannweite bei allen untersuchten Fällen zwischen teuerstem und günstigstem Angebot bei 1.338 Euro.

Manche Kunden sind unerwünscht
„Manche der sehr hohen Preise sind so genannte Abwehrprämien“, stellte Professor Thomas Köhne von der Hochschule für Wirtschaft und Recht bei Vorstellung der Studie fest. Der Versicherer wolle dann den Kunden gar nicht unter Vertrag nehmen.

Dennoch zeigt die Studie, dass viele Autofahrer viel Geld sparen können, wenn sie sich nach günstigeren Angeboten umsehen. So liegt der Preisunterschied zwischen günstiger Prämie und dem Mittelwert aller Angebote immer nach bei bis zu 57 Prozent. Selbst bei Komfortpolicen mit umfangreicher Leistung liegt die Preisdifferenz noch bei 51 Prozent. „Viele Autofahrer können daher mehrere 100 Euro pro Jahr sparen, wenn sie ihren Autoversicherer wechseln“, sagte Köhne. Er rät Autofahrern über das neutrale Vergleichsportale Nafi (www.nafi-auto.de) ihre Preisniveau festzustellen. Auch Beitragserhöhungen könnten Autofahrer so kontern. In den letzten zwei Jahren hätten die Versicherer die Prämien für neue Verträge um 12,7 Prozent angehoben. Die meisten Autofahrer müssen in diesem Jahr wohl auch für ihren laufenden Vertrag mit einer Beitragserhöhung rechnen. „Branchenweit ist die Autoversicherung immer noch kein gewinnträchtiges Geschäft“, sagte Köhne.

Vermittler haben meist keinerlei Befugnis
„Möglich sind die großen Preisunterschiede bei Kfz-Versicherungen, weil die Deutschen keine Wechselmeister sind“, sagte David Stachon, Vorstandsvorsitzender der Direct Line Versicherung aus Brandenburg. In anderen Ländern wie Großbritannien oder den Niederlanden gäbe es längst deutlich geringere Preisspannen bei Kfz-Versicherungen. „Viele Kunde sind immer noch in der Hand von Versicherern mit Vertretern vor Ort“, so Stachon. Dabei kommen solche Versicherer laut Professor Köhne in aller Regel „nicht einmal unter die ersten 25 Angebote“. Laut Direct Line sind die Kunden scheinbar bereit, für Beratung mehr Geld zu bezahlen.
Nach Meinung von Stachon gebe es aber zwischen Direktversicherungen und Versicherern mit Außendienst kaum noch Serviceunterschiede. Bei der Erreichbarkeit oder der Verständlichkeit der Korrespondenz würden Direktversicherer oft gute Bewertungen erzielen. Zudem sei die Schadenregulierung zentralisiert. Vermittler hätten hier meist keinerlei Befugnis mehr.

Höherer Leistungsstandard
Nach der Studie zur Kfz-Versicherung hat sich der Leistungsstandard in der Kaskoversicherung erhöht. So sei eine Neuwertentschädigung von zwölf Monaten, die Entschädigung der Folgen eines Marderbisses und ein erweiterter Schutz bei Kollisionen mit Tieren, längst in den meisten Tarifen üblich.
Die Direct Line sieht sich als Nutznießer des jährlichen Wechselrummels, der vor allem von den Werbeaktivitäten großer Internetvergleichsportale wie Check24.de ausgelöst werde. Selbst hat das Unternehmen aber besonders treue Kunden, so Stachon. Ein Grund: Der Direktversicherer bietet seinen Kunden auch eine unterjährige Hauptfälligkeit der Verträge an.

Mittlerweile jähren sich rund 50 Prozent der Kfz-Policen der Direct Line nicht mehr am 1. Januar des Jahres. „Diese Kunden sind deutlich bestandsfester“, sagte Stachon. Auch viele andere Kfz-Versicherer haben mittlerweile eine unterjährige Hauptfälligkeit eingeführt. Das gilt vor allem für Autoversicherer, die mit Kfz-Hersteller kooperieren und die Autopolice direkt mit dem Finanzierungsvertrag koppeln.

Ein Geheimnis: Das Anti-Ausstiegsprogramm
Zudem hat die Direct Line ein Programm entwickelt, mit dem sie Kunden ausfindig machen kann, die womöglich bald den Versicherer wechseln wollen. Ein kritischer Zeitpunkt sei beispielsweise der Kauf eines neuen Autos, der im Schnitt alle fünf bis sieben Jahre ansteht. Das Anti-Ausstiegsprogramm basiere noch auf vielen weiteren Indikatoren, die die Direct Line aber als Geschäftsgeheimnis nicht bekannt gibt. Kunden, die als zukünftige Wechsler identifiziert werden, spricht die Direct Line an und motiviert sie zum Bleiben.

Bild: © Markus Wegner /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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