Erstmals bietet ein Autoversicherer einen Telematik-Tarif für jedermann an. Ab sofort können Fahrer bei der VHV-Versicherung sparen, wenn sie den Tarif "Telematik-Garant" kaufen. "Der Fahrstil des Kunden wird tagesaktuell ausgewertet", sagte Vorstand Per-Johan Horgby bei der Vorstellung des neuen Angebotes.
Wer überdurchschnittlich gut fährt, kann bis zu 30 Prozent Rabatt erhalten. Damit hofft der Versicherer auf besonders schadenfreie Fahrer, denn ein ähnliches Angebot der S-Direkt-Versicherung aus Düsseldorf, sieht nur einen Rabatt von bis zu fünf Prozent vor. Zudem wurden hier testweise nur 1.000 Kunden versichert. Beim Telematik-Tarif "Sijox" der Signal-Iduna soll hingegen im besten Fall sogar ein Nachlass von 40 Prozent möglich sein. Den Tarif können aber nur junge Leute bis 30 Jahre abschließen. Der VHV Tarif steht nun allen Autofahrer zur Verfügung.
Große Nachfrage erwartet
Das Unternehmen aus Hannover rechnet anscheinend mit einer großen Nachfrage, denn sie hat 10.000 Telematik-Boxen bereitgestellt. Das kleine Gerät wird im Fahrzeug einfach in den Zigarettenanzünder gesteckt. Es analysiert wie schnell gefahren, gebremst und beschleunigt wird. Zudem sendet die Box wann und wo das Fahrzeug unterwegs ist.
Wer sich oft in der Nacht, im Berufsverkehr und auf Landstraßen bewegt, erhält eine schlechtere Bewertung. Daher dürften viele Autofahrer den Höchstrabatt kaum erreichen, denn zehn Prozent entfallen auf den Straßentyp und die Uhrzeit der Fahrt. Allein für das erste Jahr ist ein voller Rabatt möglich. Für die Ersteinstufung misst die Versicherung nur die ersten 25 Stunden Fahrtzeit. "Da können sich Autofahrer richtig runterfahren", so ein VHV-Sprecher. Voraussetzung der Fahrer fährt sehr passiv und ist überwiegend am Tag und auf Autobahnen unterwegs. "Wir messen aber weiter und der Rest des Jahres entscheidet über den Rabatt im nächsten Jahr".
Box holt Hilfe im Notfall
Wer seinen Rabatt ganz verliert, macht gegenüber dem Normaltarif einen jährlich Verlust von knapp 84 Euro. Soviel kostet nämlich die Extra-Gebühr für die Nutzung und den Vertrieb der Telematik-Box. Immerhin genießen Kunden mit dem Fahrstil-Tarif noch weitere Vorteile. So alarmiert die Box bei schweren Unfällen automatisch die Rettungskräfte. Bei Pannen kann über das System manuell Hilfe angefordert werden. Und wird das Fahrzeug gestohlen, kann es geortet werden, wenn die Diebe die Box nicht klugerweise über Bord werfen.
Das VHV-Angebot gibt es ab sofort, es gilt für das Versicherungsjahr 2016. Erwerben können Autofahrer den Tarif aber nur über Versicherungsmakler. Der Datenschutz soll gewährleistet sein. So würden die Daten über den Dienstleister Akquinet aufbereitet und gespeichert. Die VHV erhalte nur einen neutralen Durchschnittswert übermittelt. "Daten wie Fahrstrecken, Aufenthaltsorte oder Geschwindigkeitsübertretungen, kann bei der VHV niemand einsehen", so der Versicherer. Auf diese Daten kann aber der Kunde per App selbst zugreifen und sie per Sharing-Funktion sogar mit Freunden teilen. Daher ist nicht gesichert, dass die Daten nicht in fremde Hände fallen. Das erscheint besonders problematisch, wenn der Wagen von anderen Personen gefahren wird.
Kritische Stimmen zu den neuen Tarifen
Telematik-Tarife stehen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in der Kritik. So warnt der Bafin-Präsident Felix Hufeld vor einer "Atomisierung" der Tarife. Die Solidarität des Kollektivs gehe verloren. Verbraucherschützer fürchten, dass Kunden, die künftig ihre Daten nicht preisgeben, mit höheren Prämien rechnen müssen. Zudem könnten Autofahrer nach Unfällen künftig vom eigenen Auto an die Polizei oder Staatsanwaltschaft "verraten" werden.
Auch andere Anbieter stehen in den Startlöchern
"Die Versicherer erteilen den Verfolgungsbehörden schon jetzt bereitwillig Auskunft über Angaben, die ein Geschädigter im Rahmen seiner Schadenanzeige ihnen gegenüber getätigt hat", warnt Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht aus Hamburg. Daher rechnet die Juristin damit, dass in Zukunft auch Daten die auf dem Telematikweg erhoben wurden, weitergegeben werden.
Trotzdem gibt es einen Boom Telematik-Tarifen. Noch im Herbst 2015 wollen die Axa und die Itzehoer mit solchen Angeboten Kunden locken. Für 2016 haben die beiden größten Autoversicherer Huk-Coburg und Allianz Big-Brother-Tarife angekündigt. Autofahrer die nur sparen wollen, dürften aber noch lange Zeit besser fahren, wenn sie per Prämienvergleich einen günstigen Anbieter auswählen. Es gibt weiterhin große Preisunterschiede. Bis zum 30. November können die meisten Kfz-Versicherungen regulär gekündigt werden. Bei Prämienerhöhungen gibt es ein Sonderkündigungsrecht.
Bildquelle: © benjaminnolte / fotolia.com
Wer überdurchschnittlich gut fährt, kann bis zu 30 Prozent Rabatt erhalten. Damit hofft der Versicherer auf besonders schadenfreie Fahrer, denn ein ähnliches Angebot der S-Direkt-Versicherung aus Düsseldorf, sieht nur einen Rabatt von bis zu fünf Prozent vor. Zudem wurden hier testweise nur 1.000 Kunden versichert. Beim Telematik-Tarif "Sijox" der Signal-Iduna soll hingegen im besten Fall sogar ein Nachlass von 40 Prozent möglich sein. Den Tarif können aber nur junge Leute bis 30 Jahre abschließen. Der VHV Tarif steht nun allen Autofahrer zur Verfügung.
Große Nachfrage erwartet
Das Unternehmen aus Hannover rechnet anscheinend mit einer großen Nachfrage, denn sie hat 10.000 Telematik-Boxen bereitgestellt. Das kleine Gerät wird im Fahrzeug einfach in den Zigarettenanzünder gesteckt. Es analysiert wie schnell gefahren, gebremst und beschleunigt wird. Zudem sendet die Box wann und wo das Fahrzeug unterwegs ist.
Wer sich oft in der Nacht, im Berufsverkehr und auf Landstraßen bewegt, erhält eine schlechtere Bewertung. Daher dürften viele Autofahrer den Höchstrabatt kaum erreichen, denn zehn Prozent entfallen auf den Straßentyp und die Uhrzeit der Fahrt. Allein für das erste Jahr ist ein voller Rabatt möglich. Für die Ersteinstufung misst die Versicherung nur die ersten 25 Stunden Fahrtzeit. "Da können sich Autofahrer richtig runterfahren", so ein VHV-Sprecher. Voraussetzung der Fahrer fährt sehr passiv und ist überwiegend am Tag und auf Autobahnen unterwegs. "Wir messen aber weiter und der Rest des Jahres entscheidet über den Rabatt im nächsten Jahr".
Box holt Hilfe im Notfall
Wer seinen Rabatt ganz verliert, macht gegenüber dem Normaltarif einen jährlich Verlust von knapp 84 Euro. Soviel kostet nämlich die Extra-Gebühr für die Nutzung und den Vertrieb der Telematik-Box. Immerhin genießen Kunden mit dem Fahrstil-Tarif noch weitere Vorteile. So alarmiert die Box bei schweren Unfällen automatisch die Rettungskräfte. Bei Pannen kann über das System manuell Hilfe angefordert werden. Und wird das Fahrzeug gestohlen, kann es geortet werden, wenn die Diebe die Box nicht klugerweise über Bord werfen.
Das VHV-Angebot gibt es ab sofort, es gilt für das Versicherungsjahr 2016. Erwerben können Autofahrer den Tarif aber nur über Versicherungsmakler. Der Datenschutz soll gewährleistet sein. So würden die Daten über den Dienstleister Akquinet aufbereitet und gespeichert. Die VHV erhalte nur einen neutralen Durchschnittswert übermittelt. "Daten wie Fahrstrecken, Aufenthaltsorte oder Geschwindigkeitsübertretungen, kann bei der VHV niemand einsehen", so der Versicherer. Auf diese Daten kann aber der Kunde per App selbst zugreifen und sie per Sharing-Funktion sogar mit Freunden teilen. Daher ist nicht gesichert, dass die Daten nicht in fremde Hände fallen. Das erscheint besonders problematisch, wenn der Wagen von anderen Personen gefahren wird.
Kritische Stimmen zu den neuen Tarifen
Telematik-Tarife stehen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in der Kritik. So warnt der Bafin-Präsident Felix Hufeld vor einer "Atomisierung" der Tarife. Die Solidarität des Kollektivs gehe verloren. Verbraucherschützer fürchten, dass Kunden, die künftig ihre Daten nicht preisgeben, mit höheren Prämien rechnen müssen. Zudem könnten Autofahrer nach Unfällen künftig vom eigenen Auto an die Polizei oder Staatsanwaltschaft "verraten" werden.
Auch andere Anbieter stehen in den Startlöchern
"Die Versicherer erteilen den Verfolgungsbehörden schon jetzt bereitwillig Auskunft über Angaben, die ein Geschädigter im Rahmen seiner Schadenanzeige ihnen gegenüber getätigt hat", warnt Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht aus Hamburg. Daher rechnet die Juristin damit, dass in Zukunft auch Daten die auf dem Telematikweg erhoben wurden, weitergegeben werden.
Trotzdem gibt es einen Boom Telematik-Tarifen. Noch im Herbst 2015 wollen die Axa und die Itzehoer mit solchen Angeboten Kunden locken. Für 2016 haben die beiden größten Autoversicherer Huk-Coburg und Allianz Big-Brother-Tarife angekündigt. Autofahrer die nur sparen wollen, dürften aber noch lange Zeit besser fahren, wenn sie per Prämienvergleich einen günstigen Anbieter auswählen. Es gibt weiterhin große Preisunterschiede. Bis zum 30. November können die meisten Kfz-Versicherungen regulär gekündigt werden. Bei Prämienerhöhungen gibt es ein Sonderkündigungsrecht.
Bildquelle: © benjaminnolte / fotolia.com
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek