Ein neuer Ratgeber will Versicherungsmaklern Wege durch die Fallstricke der Branche weisen. Dabei schwankt es zwischen Rechtsleitfaden und anekdotischem, teilweise satirischem Erfahrungsbericht.
Der Titel eines neuen Ratgebers aus dem Beck-Verlag macht zunächst stutzig: Beschrieben wird der "unabhängige Versicherungsmakler", sozusagen ein weißer Schimmel. Es sei denn, es gibt nach Meinung der Autoren auch abhängige Versicherungsmakler. Angesichts der Abhängigkeit mancher Marktteilnehmer von wenigen Versicherern, Pools oder Finanzvertrieben könnte das immerhin der Fall sein, doch um eine kritische Replik der Erscheinungsformen moderner "Makler" geht es im Buch dann doch erkennbar nicht.
Versicherungsfachliches Marktwissen inklusive
Das Buch lebt vor allem von der Praxiserfahrung des erfahrenen Versicherungsmaklers Dietmar Rausch, ergänzt um fundierte Kenntnisse des Vertriebsrechts vor allem durch den Autoren Björn Fleck. Der dritte Autor im Bunde ist mit André Becker ein freier Journalist und gelernter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Zielgruppe des Buchs ist laut Vorwort vor allem der Ausschließlichkeitsvertreter, der in die Maklertätigkeit wechseln möchte. Auch andere Existenzgründer und Quereinsteiger aus anderen Branchen werden angesprochen.
Die Leser erfahren viel zu den rechtlichen Grundlagen des Maklerberufs und zum Verhältnis zwischen Versicherer und Makler. Weiter werden der Aufbau des Kundenbestands sowie das Vertragsverhältnis zum Kunden thematisiert. Zu ausgesuchten Versicherungssparten und -produkten erhalten Leser Informationen über wichtige Gestaltungsfragen und die dazu benötigten Klauseln und Deckungserweiterungen. Jeweils ein eigenes Kapitel ist der Haftung sowie der Auskunftsstelle AVAD gewidmet. Abschließend geben die Autoren einen kurzen Ausblick auf die Zukunft des Maklers.
Mal sachlich, mal satirisch
Hervorzuheben ist die Praxisnähe, mit der Leser an viele, wenn auch nicht an alle für den Jungmakler wichtige Fragestellungen herangeführt werden. Vor allem die rechtliche Stellung des Maklers wird gut ausgeleuchtet, auch die Gestaltung der Zusammenarbeit mit dem Versicherer. Betriebswirtschaftliche Fragestellungen werden eher am Rande angesprochen. Hilfreich ist die Übersicht über typische Courtagesätze, allerdings sollte der existenzgründende Makler nicht mit der Aussicht auf stolze 35 Prozent der offenbar gemeinten Bewertungssumme in der Lebensversicherung versehen werden – hier handelt es sich wohl um einen Verschreiber, der den realistische Courtagesatz um eine Zehnerpotenz erhöht.
Die jeweiligen Interessen- und Erfahrungsschwerpunkte der Autoren werden inhaltlich wie sprachlich deutlich. Dies führt zu einer eigentümlichen Mischung aus juristisch-abstrakten, generalisierenden Darstellungen einerseits und anekdotischen Erlebnisberichten andererseits, die zwar unterhaltsam, aber sicher nicht für jeden Leser aufschlussreich sind. Mitunter verirren sich die Autoren auch in einen satirisch anmutenden, ironisch-herablassenden Ton. Beispiel: "So lässt sich die Behauptung aufstellen, dass an den erwirtschafteten Courtagen des Maklers mehr Versicherungsangestellte partizipieren, als der Makler Familienangehörige ernähren kann." Abgesehen von logischen Widersprüchen in solchen Aussagen wäre im gesamten Buch ein einheitlicherer Duktus wünschenswert.
Durchgängig eindeutig ist dagegen die Perspektive, die die Autoren vertreten. Der Makler nimmt ihrer Meinung nach eine entscheidende Position als Lotse und unabhängiger Berater des hilfesuchenden Kunden ein und sollte dementsprechend selbstbewusst gegenüber dem Versicherer auftreten. Vereinnahmungsversuche wie Produktionsvorgaben lehnen sie klar ab. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Anhang, in dem der aktuelle Verhaltenskodex der Versicherer abgedruckt wird, der von den Maklerverbänden als eine solche Vereinnahmung der Makler angesehen wird, denen sie eigene Kodizes entgegensetzen. Ansonsten enthält er Gesetzesauszüge sowie für den Existenzgründer besonders hilfreiche Formulierungsvorschläge für Makleraufträge, Datenschutzerklärung und weitere Dokumente.
Buchhinweis
Dietmar Rausch, Björn Fleck, André Becker: Der unabhängige Versicherungsmakler, 326 Seiten, ISBN 978-3-406-57459-7, 49 Euro, 2013 Verlag C.H. Beck.
Der Titel eines neuen Ratgebers aus dem Beck-Verlag macht zunächst stutzig: Beschrieben wird der "unabhängige Versicherungsmakler", sozusagen ein weißer Schimmel. Es sei denn, es gibt nach Meinung der Autoren auch abhängige Versicherungsmakler. Angesichts der Abhängigkeit mancher Marktteilnehmer von wenigen Versicherern, Pools oder Finanzvertrieben könnte das immerhin der Fall sein, doch um eine kritische Replik der Erscheinungsformen moderner "Makler" geht es im Buch dann doch erkennbar nicht.
Versicherungsfachliches Marktwissen inklusive
Das Buch lebt vor allem von der Praxiserfahrung des erfahrenen Versicherungsmaklers Dietmar Rausch, ergänzt um fundierte Kenntnisse des Vertriebsrechts vor allem durch den Autoren Björn Fleck. Der dritte Autor im Bunde ist mit André Becker ein freier Journalist und gelernter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Zielgruppe des Buchs ist laut Vorwort vor allem der Ausschließlichkeitsvertreter, der in die Maklertätigkeit wechseln möchte. Auch andere Existenzgründer und Quereinsteiger aus anderen Branchen werden angesprochen.
Die Leser erfahren viel zu den rechtlichen Grundlagen des Maklerberufs und zum Verhältnis zwischen Versicherer und Makler. Weiter werden der Aufbau des Kundenbestands sowie das Vertragsverhältnis zum Kunden thematisiert. Zu ausgesuchten Versicherungssparten und -produkten erhalten Leser Informationen über wichtige Gestaltungsfragen und die dazu benötigten Klauseln und Deckungserweiterungen. Jeweils ein eigenes Kapitel ist der Haftung sowie der Auskunftsstelle AVAD gewidmet. Abschließend geben die Autoren einen kurzen Ausblick auf die Zukunft des Maklers.
Mal sachlich, mal satirisch
Hervorzuheben ist die Praxisnähe, mit der Leser an viele, wenn auch nicht an alle für den Jungmakler wichtige Fragestellungen herangeführt werden. Vor allem die rechtliche Stellung des Maklers wird gut ausgeleuchtet, auch die Gestaltung der Zusammenarbeit mit dem Versicherer. Betriebswirtschaftliche Fragestellungen werden eher am Rande angesprochen. Hilfreich ist die Übersicht über typische Courtagesätze, allerdings sollte der existenzgründende Makler nicht mit der Aussicht auf stolze 35 Prozent der offenbar gemeinten Bewertungssumme in der Lebensversicherung versehen werden – hier handelt es sich wohl um einen Verschreiber, der den realistische Courtagesatz um eine Zehnerpotenz erhöht.
Die jeweiligen Interessen- und Erfahrungsschwerpunkte der Autoren werden inhaltlich wie sprachlich deutlich. Dies führt zu einer eigentümlichen Mischung aus juristisch-abstrakten, generalisierenden Darstellungen einerseits und anekdotischen Erlebnisberichten andererseits, die zwar unterhaltsam, aber sicher nicht für jeden Leser aufschlussreich sind. Mitunter verirren sich die Autoren auch in einen satirisch anmutenden, ironisch-herablassenden Ton. Beispiel: "So lässt sich die Behauptung aufstellen, dass an den erwirtschafteten Courtagen des Maklers mehr Versicherungsangestellte partizipieren, als der Makler Familienangehörige ernähren kann." Abgesehen von logischen Widersprüchen in solchen Aussagen wäre im gesamten Buch ein einheitlicherer Duktus wünschenswert.
Durchgängig eindeutig ist dagegen die Perspektive, die die Autoren vertreten. Der Makler nimmt ihrer Meinung nach eine entscheidende Position als Lotse und unabhängiger Berater des hilfesuchenden Kunden ein und sollte dementsprechend selbstbewusst gegenüber dem Versicherer auftreten. Vereinnahmungsversuche wie Produktionsvorgaben lehnen sie klar ab. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Anhang, in dem der aktuelle Verhaltenskodex der Versicherer abgedruckt wird, der von den Maklerverbänden als eine solche Vereinnahmung der Makler angesehen wird, denen sie eigene Kodizes entgegensetzen. Ansonsten enthält er Gesetzesauszüge sowie für den Existenzgründer besonders hilfreiche Formulierungsvorschläge für Makleraufträge, Datenschutzerklärung und weitere Dokumente.
Buchhinweis
Dietmar Rausch, Björn Fleck, André Becker: Der unabhängige Versicherungsmakler, 326 Seiten, ISBN 978-3-406-57459-7, 49 Euro, 2013 Verlag C.H. Beck.
Autor(en): Matthias Beenken