Vorstandsmitglieder und Führungskräfte mussten 2024 in einem hochkomplexen Umfeld arbeiten. Für 2025 ist mit weiterer Volatilität zu rechnen, weil Manager in einer zunehmend vernetzten Geschäftswelt vielfältigen Risiken ausgesetzt sind. Als größte Trends hat der jährliche D&O-Report von Allianz Commercial Unternehmensinsolvenzen, geopolitische Umwälzungen, Klimawandel, digitale Transformation, Veränderungen in der öffentlichen Meinung und eine sich entwickelnde Rechtslandschaft identifiziert.
Insolvenzen sind ein wachsendes D&O-Risiko
Allianz Trade erwartet 2024 einen Anstieg der weltweiten Unternehmensinsolvenzen um elf Prozent. In Ländern, die mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts ausmachen, wird es 2024 zu einem zweistelligen Anstieg der Insolvenzen kommen. Die Zahl der Großinsolvenzen ist im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits um 26 Prozent auf 344 Fälle gestiegen. Westeuropa führt die globale Statistik mit 195 Fällen an, was die derzeitige wirtschaftliche Instabilität der Region widerspiegelt, gefolgt von Asien mit 67 Fällen und Nordamerika mit 66. Die zunehmende Anzahl von Konkursen führt in der Regel zu einer Zunahme von D&O-Ansprüchen, sodass Manager reagieren und sich an das schwierige Umfeld anpassen müssen.
„Viele Unternehmen sehen sich mit höheren Zinsaufwendungen, Inflationsdruck und makro- sowie mikroökonomischem Gegenwind konfrontiert. Dies führt dazu, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Schuldenlast zu bedienen“, sagt Dan Holloway, Leiter der Abteilung Global Management Liability Commercial bei Allianz Commercial. „Einige Sektoren sind besonders betroffen, darunter die Immobilienbranche, das Bauwesen, Gastgewerbe, Tourismus und Konsumgüterunternehmen.“
Wann Führungskräfte zur Rechenschaft gezogen werden können
Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten stellen global agierende Unternehmen vor Haftungsherausforderungen, die potenziell erhebliche Folgen für ihre Geschäftstätigkeit haben können. Geopolitische Konflikte können zu Disruptionen der Lieferkette, Betriebsunterbrechungen und rechtlichen oder behördlichen Prüfungen führen. Die Nichteinhaltung internationaler Sanktionen oder unzureichendes Risikomanagement im Zusammenhang mit politisch instabilen Regionen erhöhen die Unsicherheit.
Führungskräfte können für Fehleinschätzungen der Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen auf die Geschäftstätigkeit ihres Unternehmens zur Rechenschaft gezogen werden, was zu Klagen von Aktionären oder behördlichen Strafen führen kann. Gleichzeitig werden die Rechtslandschaft und die Durchsetzung immer strikter. Sammelklagen häufen sich nicht nur in den USA, sondern auch in Europa (+ zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr) und Australien (+43 Prozent).
D&O-Versicherungen in Deutschland stark nachgefragt
Die wirtschaftliche Lage und steigende Risiken sorgen für ein steigendes Interesse an D&O-Versicherungen in Deutschland, vor allem im Mittelstand. Trotz der hohen Nachfrage bietet der Markt ausreichend Kapazität, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Unternehmen abzudecken. Im Fokus stehen vor allem langfristig ausgelegte, multinationale Versicherungsprogramme, die globale Risiken abdecken.
Allianz Commercial schätzt die Prämienentwicklung und den D&O-Markt insgesamt als relativ stabil ein, auch wenn Risiken durch Cyberangriffe, den Einsatz künstlicher Intelligenz oder explodierende Gerichtskosten in den USA im Auge behalten werden müssen.
Quelle: Allianz Commercial
Autor(en): versicherungsmagazin.de