Die Arag Versicherung erwartet mehr Nachfrage für Cyber-Schutz und will das eigene Angebot für Privathaushalte und Selbstständige erheblich ausweiten. Das kündigte der Versicherer bei der Vorstellung vorläufiger Geschäftszahlen für das laufende Jahr an.
Das Unternehmen rechnet damit, dass Cyber-Schutz künftig wichtiger wird als die Autoversicherung. Laut einer Studie sollen Versicherer in Deutschland im Jahre 2036 bis zu 36 Milliarden Euro jährlich aus dem Verkauf entsprechender Policen erzielen. Für sein spezielles Rechtschutzangebot "Webaktiv" hat die Arag seit 2012 rund 50.000 Kunden gewonnen. Ab April will das Unternehmen nun eine Premium Variante auf dem Markt bringen und das Basisangebot deutlich günstiger machen. "So können Familien ganz sicher sein, dass ihre Kinder im Netz geschützt sind", sagte Arag-Vorstand Matthias Maslaton. Es gebe eine aktive Strafverfolgung bei Mobbing im Internet und Hilfe bei Löschung rufschädigender Inhalte.
Günstiger Basisschutz
Der Basisschutz soll künftig für rund 50 Euro pro Jahr erhältlich sein. Damit würde das Angebot um rund die Hälfte günstiger. Mitte 2019 wird die Arag zudem den Service Hello Law (de.hellolaw.com) aktivieren. Über das Anwaltsnetzwerk des Versicherers können dann Nichtversicherte besonders kostengünstig Rechtsrat erhalten. Rund 16.000 Kunden konnte die Arag für diesen Service innerhalb von zwei Jahren in den Niederlanden gewinnen.
Unterstützung gibt es auch für Diesel-Skandal-Geschädigte. Die Arag hat eine eigene Webseite für betroffene Kunden eingerichtet, die an der Musterfeststellungsklage (MFK) gegen den Volkswagenkonzern teilnehmen wollen. Derzeit hätten schon 1.000 Kunden den Service genutzt. Das Unternehmen betonte aber, dass eine Rechtsschutzpolice auch nach Einführung der MFK weiterhin sinnvoll sei. So gelte auch bei einer positiven MFK, dass Dieselgeschädigte noch individuell die Höhe ihrer Entschädigung vor Gericht erstreiten müssten.
Hälfte der Beitragssteigerung aus Prämienerhöhung
In der Rechtsschutzversicherung in Deutschland konnte der Düsseldorfer Versicherungskonzern 2018 seinen Marktanteil von 8,8 auf rund 9,3 Prozent ausweiten. Die Beitragseinnahmen steigen voraussichtlich um sieben Prozent auf 396 Millionen Euro. Etwa die Hälfte dieser Steigerung ist aber auf höhere Preise zurückzuführen. Deutlich mehr Geld müssen auch viele Arag-Krankenversicherte berappen. Zwar wird die Prämie im Schnitt nur um etwas mehr als zwei Prozent steigen, einzelne Tarife werden aber zweistellig nach oben angepasst.
Längst ist der einstige nationale Rechtsschutzversicherer stark international unterwegs. 40 Prozent der für 2018 erwarteten Gesamteinnahmen in Höhe von 1,64 Milliarden Euro werden im Ausland erzielt. Während die Einnahmen um rund vier Prozent und das versicherungstechnische Ergebnis sogar um zehn Prozent stiegen, erzielt der Versicherer im Endergebnis wegen Kapitalmarktverlusten in den USA nur einen Gewinn vor Steuern in Höhe von rund 57 Millionen Euro. Das sind über 24 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Trotzdem geht der Versicherer sehr zuversichtlich ins Jahr 2019.
Arag will volldigital werden
Der digitale Umbau des Konzerns sei voll im Laufen. Derzeit würden bereits 25 Prozent der Rechtsschutzkunden eine Police direkt online abschließen. 2019 will die Düsseldorfer Unternehmensführung 85 Kernmaßnahmen beraten, die aus Teams auf der ganzen Welt eingegangen sind, um das Unternehmen noch digitaler und kundenfreundlicher zu gestalten. Dabei geht es auch um die Umschulung der rund 4.100 Mitarbeiter und Neugewinnung von Kräften. Rund 30 Prozent der Belegschaft wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.
Im Februar 2019 soll der "voll digitale Verkaufsprozess" für den Stammvertrieb starten. Mit dem iPad können die Vertriebspartner des Versicherers dann vor Ort die vollständige Beratung entlang der Risikosituation des Kunden bis zum Abschluss ohne Medienbruch durchführen. Bereits heute gehen Policen, die online über die Webseite des Vermittlers kommen, direkt in dessen Bestand über.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek