AOK-McKinsey-Studie: Fatales Missverständnis

Eine Zukunftsstudie, die der AOK-Bundesverband bei der Unternehmensberatung McKinsey in Auftrag gegeben hat, zeigt angeblich, dass die Private Krankenversicherung (PKV) hoffnungslos unterfinanziert ist. Anscheinend wurde die Studie stark missverstanden. In Wirklichkeit zeigt sie sogar auf, wie erfolgreich die PKV für die Zukunft aufgestellt ist. So kommen die McKinsey-Berater in ihrem Worst-Case-Szenario zum Schluss, dass die private Krankenversicherung ihre Beiträge jedes Jahr um rund vier Prozent anheben muss, um in den nächsten 40 Jahren alle medizinischen Behandlungen ihrer Kunden bezahlen zu können.


Damit werden nicht nur die Preisentwicklung beim medizinischen Fortschritt und die ständig höhere Lebenserwartung ausgeglichen, sondern auch eine deutlich schlechtere Verzinsung. So rechnen die Berater mit dem Absenken des derzeitigen Rechnungszinses um sage und schreibe einen ganzen Prozentpunkt. Dabei schaffen derzeit - obwohl es schon seit längerer Zeit eine Niedrigzinsphase gibt- die meisten Privaten nach Aussage der Branche weiterhin einen Rechnungszins von 3,5 Prozent.

Abzinsungsbetrag ist nicht gleich Prämiensteigerung
Ermittelt haben die McKinsey-Berater die notwendigen Beitragssteigerungen durch eine Rückrechnung. So wurde ein "abgezinster Fehlbetrag" pro Jahr und Versicherten in Euro in Höhe von 2.700 Euro ermittelt. Wörtlich heißt es in der vom AOK-Bundesverband als "Faktensammlung" veröffentlichten Studie: "Ohne Ausgleich durch Prämienanpassung fehlen der PKV laut Modellrechnung je Versicherten etwa 2.700 EUR p.a. an Altersrückstellungen." Daraufhin schreibt beispielsweise der "Stern": "Um die Zukunft zu bewältigen, rechnet die Studie vor, müssten die Privaten jedem Versicherten 2.700 Euro Prämie im Jahr zusätzlich abnehmen." Da dürfte vielen Privatpatienten angst und bange werden.

Tatsächlich müssen die Kunden aber lediglich mit Anpassungen von einigen 100 Euro pro Jahr rechnen - nimmt man das sehr negative Zukunftsszenario des AOK-Bundesverbandes für bare Münze. "Unser Durchschnittsbeitrag für einen 40-jährigen liegt derzeit bei rund 400 Euro pro Monat", rechnet Gerd Benner, Pressesprecher der Debeka vor. Nach der AOK-Studie müssten dann die Versicherer für diesen Musterkunden pro Jahr 192 Euro mehr verlangen. Legt man hingegen die durchschnittliche Preisentwicklung der Deutschen Aktuarvereinigung von 3,3 Prozent zugrunde, würde der Musterkunde lediglich rund 158 Euro pro Jahr mehr zahlen.

Hochrechnung für GKV fehlt
Eine Hochrechnung, wie sich die Prämien für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in den kommenden 40 Jahren entwickeln werden, fehlt in der AOK-Studie hingegen. "Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Effekt der demographischen Entwicklung differenziert betrachtet werden muss und ausgabenseitig bei vielen Prognosen für die GKV überschätzt wurde", antwortet AOK-Pressesprecher Udo Barske auf Anfrage. Die genauen Anteile würden maßgeblich von den gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Entwicklung des medizinisch technischen Fortschritts, der Einkommensentwicklung und anderer Faktoren abhängen.

Konkrete Angeben zu den wahrscheinlichen künftigen Prämiensteigerungen der GKV macht der AOK-Bundesverband hingegen nicht "Anders als die PKV behaupten wir aber nicht, lebenslang konstante Prämien zu haben", so Barske Solche Aussagen werden von der PKV-Branche hingegen entschieden zurückgewiesen. "Wir sagen lediglich, dass das Alter eingepreist ist", so Bernd Goletz, Sprecher der Continentale. Demgegenüber müsste höhere Kosten durch den medizinischen Fortschritt und einer längeren Lebenserwartung mit Prämiensteigerungen abgefangen werden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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