Trotz Pandemie hat die Allianz Deutschland im Geschäftsjahr 2020 nur einen geringen Umsatzverlust zu verzeichnen. Der Umsatz der Allianz ging um 2,8 Prozent auf 40,8 (im Vorjahr 42,0) Milliarden Euro zurück. Das wirtschaftliche Ergebnis sank lediglich um 0,5 Prozent auf 2,585 (i. V. 2,598) Milliarden Euro.
Den stärksten Rückgang verzeichnete das Geschäft mit der Altersvorsorge. Hier lag das Minus bei 5,4 Prozent. Es wurden noch Beitragseinnahmen von 26,2 (im Vorjahr 27,7) Milliarden Euro erzielt. Seit Anfang 2021 bietet der Marktführer bei der Lebensversicherung keinen 100-prozentigen Beitragserhalt mehr. Die Kunden können jetzt am Ende der Ansparphase ein Garantieniveau von 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge wählen. Damit folgt die Assekuranz auch einer Empfehlung der Aufsichtsbehörde, die wegen der Stabilität von Lebensversicherern in der Niedrigzinsphase von hohen Garantien abrät.
Mehr Chancen bei der Lebensversicherung
Laut Allianz bieten geringere Garantien die Möglichkeit, das Kapital riskanter und breiter in Aktien, alternative Projekte, Unternehmens- oder Schwellenländeranleihen anzulegen. So investiert die Assekuranz beispielsweise gut 700 Millionen Euro in ein Joint Venture mit der Telefónica-Gruppe für die Verlegung von Glasfaser in Deutschland. Um die Situation von Kunden, die finanziell stark unter der Pandemie leiden, zu erleichtern, können bis Juni 2021 Beiträge für die Lebensversicherung gestundet werden.
Viele haben Corona-Service genutzt
Beim Gesundheitsschutz und in der Schaden- und Unfallversicherung legte Deutschlands größte Assekuranz beitragsmäßig sogar zu. So konnten die 8.200 Agenturen, die nach Angaben der Assekuranz weitgehend auch online vermitteln können, den Umsatz bei der privaten Krankenversicherung um 4,6 Prozent auf 3,7 (im Vorjahr 3,6) Milliarden Euro steigern. Ganz eindeutig ist das Gesundheitsbewusstsein in Deutschland durch die Pandemie beeinflusst. So habe sich die Nutzung des Serviceangebots „Doc on Call“ ich seit Beginn der Pandemie verfünffacht. Auch die Schaden- und Unfallversicherung meisterte die Krise gut. Hier stieg der Umsatz leicht um 1,6 Prozent auf 10,9 (10,7) Milliarden Euro.
Nach Einschätzung der Assekuranz ist auch hier digitaler Service ein Grund für den Erfolg in der Krise. Denn seit April 2020 könne mit nur „sieben Klicks“ in 30 Sekunden ein Angebot für den Privatschutz aufgerufen werden. Hilfreich dürften auch nicht kommerzielle Angebote gewirkt haben. So wurde die Rechtsschutz-Corona-Hotline zu rechtlichen Pandemie-Fragen 2020 von rund 18.000 Kunden in Anspruch genommen.
Mehr Kfz-Kunden hätten Rückzahlungen erhalten können
Nur 350.000 Kfz-Versicherte haben 2020 der Allianz eine geringere Fahrleistung angezeigt und erhielten so 20 Millionen Euro zurück. Deutlich mehr Kunden hätten aber wohl einen Anspruch gehabt, denn Ende des Jahres gab es 8,7 Millionen versicherte Fahrzeuge bei der Allianz. „Für 2021 rechnen wir durch den Lockdown zu Jahresbeginn mit einer noch höheren Rückerstattung für unsere Kunden“, sagte Klaus-Peter Röhler, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland.
Beim Streit um Leistungen aus der Betriebsschließungsversicherung hat die Allianz einen „zweistelligen Millionenbetrag“ auf Basis der „Bayerischen Lösung“ an ihre Kunden aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe ausbezahlt. Der Versicherer ist dabei übrigens der Meinung, dass die meisten seiner Policen keinen Schutz gegen die Lockdown-Schließungen aufgrund des Corona-Virus bieten. Es werden dabei ohne Rechtsanspruch „aus Kulanz“ 15 Prozent der versicherten Summe gezahlt. 23 Prozent der betroffenen Kunden haben dieses „Angebot“ nicht akzeptiert und klagen nun in der Regel gegen den Versicherer. Teilweise konnten sie einen Vergleich erreichen. „Insgesamt hat die Allianz für Betriebsunterbrechung wegen COVID-19 schon über 100 Millionen Euro zurückgestellt bzw. schon mit der Auszahlung begonnen“, sagte ein Sprecher.
Image noch besser geworden
Das Image des Marktführers ist trotzdem weiterhin auf hohem Niveau. So soll im Pandemie-Jahr 2020 die Weiterempfehlungsbereitschaft einen neuen Höchstwert erreicht haben. Zahlen dazu nannte die Assekuranz aber nicht. Impfungen gegen Covid-19 hält der Versicherer für ein „wichtiges Thema“. Daher hat er angekündigt, sobald Impfstoffe für Betriebe zu Verfügung stehen, sie den Mitarbeitern über seine Betriebsärzte anzubieten. Insgesamt beschäftigt die Allianz rund 27.000 Angestellte.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek