Alle setzen auf die Basisrente

Die Lebensversicherer überschlagen sich schier mit Angeboten der neuen Basisrente – auch Rürup-Rente genannt. Kein Wunder: "Noch nie zuvor war der Staat bereit, die Bürger in so großem Umfang bei der privaten Altersvorsorge zu unterstützen", sagt Allianz-Vorstand Eckhard Hütter. Vor allem für Unternehmer (Rente ist gegen Insolvenz geschützt) und Besserverdiener sei die Basisrente interessant. Zunächst können Einzahlungen bis zu 12.000 Euro pro Jahr aus unversteuertem Einkommen genutzt werden; ab 2025 dann bis zu 20.000 Euro pro Jahr. So lässt sich in der Ansparphase viel Einkommensteuer sparen.

Überraschend: Auch für Ruheständler lohnt das neue Produkt aus steuerlichen Gründen. Wer jetzt 20.000 Euro Einmalbeitrag einsetzt, kann 60 Prozent (12.000 Euro) steuerlich von seinen Einkünften absetzen. Bei 30 Prozent Steuersatz muss er somit tatsächlich nur 17.471 Euro (statt 20.000 Euro) aufwenden. Zudem versteuert er 2005 nur 50 Prozent der Auszahlungen, obwohl er 60 Prozent abgesetzt hat.

Nahezu alle Gesellschaften bieten auch Bausteine für Invalidität und Hinterbliebenenschutz. Hintergrund: Basisrenten sind nicht vererbbar und können auch nicht kapitalisiert, verschenkt oder auf einen Schlag ausbezahlt werden. Bis zu 49 Prozent des Gesamtbeitrages dürfen auf diese Zusatzversicherungen entfallen, um den Steuervorteil der Basisrente nicht zu gefährden. Laut Bundesfinanzministerium muss dabei eine "Personenidentität zwischen Beitragszahler, versicherter Person und Leistungsempfänger" bestehen. Ausnahmen sind nur bei Ehegatten erlaubt.

Die Hannoversche Lebensversicherung hat wie auch die Continentale Lebensversicherung einen Zusatztarif auf Lager, der die engen Vorgaben der Rürup-Rente abmildert. Denn grundsätzlich sind die Beiträge für eine Basisrente verloren, wenn der Versicherte stirbt. Doch mit Hilfe einer Risikoversicherung mit steigenden Beiträgen und Leistungen lassen sich die für die Rürup-Rente aufgewendeten Beiträge für den Todesfall absichern. Preisbeispiel der Hannoverschen: Für 100 Euro im Monat erhält ein Mann, der die Basisrente mit 30 Jahren abschließt, nach einer Laufzeit von 30 Jahren eine garantierte Monatsrente von 190 Euro. Die Risikoversicherung dazu kostet ihn anfänglich fünf Euro im Monat.

Doch wie schneiden die neuen Basisrenten im Vergleich ab? "Da gibt es Leistungsunterschiede von über 70 Prozent", sagt Joachim Geiberger, Geschäftsführer des Softwarehauses Morgen & Morgen. Der erste marktweite Vergleich zeigt: Ein Mann (30), der bis 65 jeden Monat 200 Euro einzahlt (kein Todesfallschutz für Erben), erhält ab 65 eine Garantierente zwischen 541 Euro (WGV) und 462 Euro (LV von 1871) – Differenz rund 17 Prozent. Wie der Vergleich – dokumentiert in der neuesten Version des Programms LV-WIN –, sind die Unterschiede bei den prognostizierten Gesamtrenten im ersten Jahr der Auszahlung noch deutlich größer: Zwischen 1.091 Euro (Europa) und 610 Euro (Axa) liegen fast 79 Prozent Differenz bei den Leistungsversprechen.

Von den Gesellschaften, die im Unternehmens-Rating von Morgen & Morgen mindestens 4 Sterne (= sehr gut) bekommen haben, werden folgende Garantierenten geboten:

Die Garantien bei Basisrenten stocksolider Versicherer

Gesellschaft Garantierente*

WGV Leben 541
Debeka 535
Europa 528
Allianz 505
R+V 504
Continentale 503
Volkswohl Bund 499
Alte Leipziger 492
Swiss Life 492
LVM 477
LV von 1871 462

*
Mann (30) zahlt 200 Euro pro Monat bis 65 ein (kein Todesfallschutz) und erhält (voll) dynamisch steigende Rente.
Quelle: Morgen & Morgen, Stand: 02/200

Über die Leistungsfähigkeit und Unterschiede der Basisrenten gab es bisher nur Vermutungen. "Viele gehen davon aus, es handele sich um die herkömmlichen Rententarife ohne Beitragsrückgewähr und Garantiezeit", berichtet Geiberger. Die Nachkalkulation habe jedoch gezeigt, dass sich die neuen Tarife deutlich von der klassischen Privatrente unterscheiden. Dies gelte hinsichtlich der verwendeten Sterbetafeln, Kostensätze und Überschuss-Systeme.

Zwar arbeiten alle Gesellschaften inzwischen mit neuen Sterbetafeln (DAV 2004 R), doch gebe es erhebliche Unterschiede – zum Beispiel nach Alter des Kunden und nach Tarifausprägung. Dies erschwere den Vergleich, so Dr. Martin Zsohar. Der Chefmathematiker bei Morgen & Morgen verweist auch auf die generell etwas kostengünstigere Kalkulation als bei klassischen Leibrenten. Grund sei der Verzicht auf einen Rückkaufswert, den die Versicherer gewählt hätten, weil bei vorzeitiger Inanspruchnahme (vor 60) die staatliche Förderung verloren ginge.

Dennoch unterscheiden sich auch die Basisrenten bei den Kosten erheblich. Dies gehe aus den Unterschieden der Garantierente hervor. Da alle mit einem einheitlichen Rechnungszins von 2,75 Prozent arbeiten, resultieren die knapp 20 Prozent Unterschied insbesondere aus Sterbetafel und Kosten.

Autor(en): Detlef Pohl

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