Auch wenn es zu der erhofften wirtschaftlichen Belebung ab dem Frühjahr 2023 kommt, bleibt die Lage für viele Unternehmen herausfordernd. Der BVR rechnet daher mit zwölf Prozent mehr Insolvenzen als 2022. Staatliche Hilfsmaßnahmen und Eigenkapitalpolster verhindern aber ein schlimmeres Szenario.
Staatliche Hilfsmaßnahmen haben Pleiten von Betrieben verhindert
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) geht für das laufende Jahr von einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen aus - um etwa zwölf Prozent auf rund 16.300 Fälle. Die Zunahme relativiere sich vor dem Hintergrund des aktuell noch historisch niedrigen Insolvenzgeschehens, so Marija Kolak, Präsidentin des BVR. In den Vorjahren hätten verstärkte betriebliche Bestrebungen zur Erhöhung der Eigenkapitalpolster und staatliche Hilfsmaßnahmen dazu beigetragen, zahlreiche Pleiten von Betrieben mit intakten Geschäftsmodellen zu verhindern.
"Entgegen ersten Befürchtungen hat sich die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen während der Corona-Krise nicht verschlechtert, sondern ist stabil auf hohem Niveau geblieben", betont Kolak. So weise die aktuelle Jahresabschlussstatistik der Deutschen Bundesbank im Mittel aller Unternehmen für 2020 und 2021 eine gegenüber 2019 kaum veränderte Eigenkapitalquote von rund 31 Prozent aus. Auch für das zurückliegende Jahr signalisierten die bislang verfügbaren Bundesbank-Daten "einen anhaltend hohen Wert".
Konjunkturelle Aufhellung bringt keine Trendumkehr
Mittelfristig geht der Verband von rund 23.000 Unternehmensinsolvenzen pro Jahr aus. Das entspreche dem Stand von 2015 mit 23.101 Fällen. Die Prognose basiere auf den Annahmen, dass die aktuellen staatlichen Hilfen zur Entlastung von den hohen Energiepreisen sowie zur Sicherung von Arbeitsplätzen perspektivisch auslaufen werden und dass die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen auf dem derzeitigen hohen Niveau gehalten werden kann.
Zwar werde sich die konjunkturelle Entwicklung auf Jahressicht belastend auf die Wirtschaft auswirken. Denn trotz einer wahrscheinlichen gesamtwirtschaftlichen Belebung in Deutschland ab dem Frühjahr, werde das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt für das Gesamtjahr 2023 voraussichtlich leicht zurückgehen.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly