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Sozialprodukt

Nationaleinkommen.

1. Begriff: Zentrales Maß für die Leistung und Wohlfahrt einer Volkswirtschaft. Unterschieden werden allgemein das Brutto- und das Nettonationaleinkommen (bis 1999 Brutto- und Nettosozialprodukt). Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird das Sozialprodukt nach dem Inländerkonzept (statt nach dem Inlandskonzept) gemessen. Weitere Begriffspaare, die zu Unterscheidungen führen, sind: Sozialprodukt zu Marktpreisen und zu Faktorkosten; Sozialprodukt in jeweiligen Preisen und in konstanten Preisen (auf Basis eines bestimmten Ausgangsjahres).

2. Details: Das Bruttonationaleinkommen (BNE) stellt ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einer Periode dar. Es entspricht der Summe aus dem Wert aller in der entsprechenden Periode produzierten Güter (Waren und Dienstleistungen) abzüglich der Güter, die bei der Produktion als Vorleistungen eingebracht wurden, und einschl. der aus dem Ausland netto empfangenen Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Das Nettonationaleinkommen entspricht dem Bruttonationaleinkommen abzüglich der Abschreibungen auf das Anlagevermögen. Das BNE fußt auf dem Inländerprinzip und kann so gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) abgegrenzt werden, dem das Inlandsprinzip zugrunde liegt. Der Unterschied ist somit der Saldo der aus dem Ausland netto empfangenen Erwerbs- und Vermögenseinkommen und den an das Ausland gezahlten Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Grundsätzlich kann das Nationaleinkommen von drei Seiten her berechnet werden: von der Entstehungs-, Verwendungs- und Verteilungsseite, wobei für letztere derzeit die statistischen Grundlagen in Deutschland nicht ausreichen.

3. Kritik: In den vergangenen Jahren wurde immer wieder in der öffentlichen Diskussion Kritik am Sozialprodukt als zentralem Wohlstandsindikator laut. Grob können hierbei drei verschiedene Ansatzpunkte genannt werden. Erstens erfasst das Sozialprodukt weitgehend nicht unbezahlte Arbeit wie bspw. Ehrenämter oder Haushaltstätigkeiten und bildet auch nur ungenügend Schattenmärkte wie bspw. Schwarzarbeit ab. Zweitens ignoriert das Sozialprodukt den Abbau natürlicher Ressourcen und andere externe Effekte des Wirtschaftens. Drittens sind die Zufriedenheit einer Gesellschaft („Happiness“) und das Sozialprodukt nur bedingt korreliert.

Autor(en): Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Prof. Dr. Christian Hagist, Dr. Arne Leifels

 

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