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Kalkulationsverfahren

1. Begriff: Rechenverfahren des internen Rechnungswesens, die zur Ermittlung der Stückselbst- oder Auftragsselbstkosten von Endprodukten oder auch von Zwischenprodukten eingesetzt werden.

2. Arten: Um die Selbstkosten je Kostenträgereinheit zu ermitteln, a) dividiert die Divisionskalkulation die Gesamtkosten durch die Produktionsstückzahl,
b) rechnet die Äquivalenzziffernkalkulation verschiedenen Produkten die Kosten nach Verhältniszahlen zu
c) ordnet die Zuschlagskalkulation mit Hilfe von Zuschlagssätzen den Produkten Gemeinkosten zu (Einzelkosten können direkt zugeordnet werden).

3. Kalkulationsverfahren in der Versicherungswirtschaft: Kalkulationsverfahren ermitteln die Kosten für Versicherungsprodukte und damit deren Preisuntergrenzen. Die Differenz zwischen tatsächlich zu vereinnahmender Versicherungsprämie und der Preisuntergrenze stellt den Kapitalwert des Versicherungsprodukts dar. Die wichtigsten Prämienmodelle sind a) Aktuarielle Modelle: Die Versicherungsprämie setzt sich aus der sog. reinen Risikoprämie, den dem Produkt zuzuordnenden Kapitalanlageergebnissen, dem Deckungsbeitrag für die Betriebskosten und Risikozuschlägen zusammen. Dabei entspricht die reine Risikoprämie gemäß dem versicherungstechnischen Äquivalenzprinzip dem ggf. diskontierten Erwartungswert der Schadenzahlungen. Der Risikozuschlag wird gemäß unterschiedlicher Methoden ermittelt, die der Streuung der vom Versicherungsunternehmen übernommenen Schadenverteilung Rechnung tragen sollen.
b) Kapitalmarktorientierte Modelle: In diesen Modellen werden Interdependenzen zwischen dem Versicherungsgeschäft und dem Kapitalmarkt einbezogen. Dabei wird die Mindestprämie bestimmt, bei der die Eigner des Versicherungsunternehmens eine risikoadäquate Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals erhalten. Das bekannteste Modell in dieser Modellgruppe ist das Insurance-CAPM, das auf dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) aufbaut. Für das Problem der Schlüsselung eigenkapitalgetriebener Gemeinkosten auf die Versicherungsprodukte bietet das Myers-Read-Modell (2001) einen Lösungsansatz, der auf optionspreistheoretischen Überlegungen beruht.

Autor(en): Prof. Dr. Helmut Gründl

 

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