Über privaten Cyber-Schutz fällte die Rating-Agentur Franke & Bornberg jetzt ein hartes Urteil: „Die Qualität ist noch ausbaufähig. Viele Tarife landen im Mittelfeld, einige sogar noch dahinter.“ Nach dem ErstRating liegen „die Öffentlichen Versicherer weit vorn.“ Das könnte sich aber ganz schnell ändern. Denn nun werden die Tarife des Internetschutz-Pioniers Arag geprüft.
Als erster deutscher Rechtsschutzversicherer hatte die Arag 2012 mit webaktiv einen speziellen Versicherungsschutz für Internet-Nutzer auf den Markt gebracht. Doch beim Erst-Rating durch Franke & Bornberg war der Versicherer mit seinem Angebot nicht von der Partie. Mit der Veröffentlichung zum 1. September 2021 hatte die Rating-Agentur 19 selbstständige Cyber-Tarife von 17 Versicherungen geprüft und veröffentlicht.
Eine ständige Prüfung
Nach Rückfrage von Versicherungsmagazin zu den Arag webaktiv-Tarifen, die nach Aussage der Düsseldorfer Assekuranz ebenfalls als Soloprodukt abgeschlossen werden können, hat Franke & Bornberg nun eine neue Prüfung der Tarife gestartet. "Wir haben das Ziel, mit unseren Ratings den Markt möglichst vollständig abzubilden, daher werden neue oder fehlende Tarife bei uns laufend nachbewertet. Das gilt auch für Tarife, die vom Versicherer aktualisiert werden, was regelmäßig stattfindet", so Sprecher Christian Monke.
Um die Dynamik des Marktes gut abzubilden, gebe es keinen festen Turnus für die Veröffentlichungen. Nach der Bewertung und Aktualisierung der Tarife würde das Ergebnis sofort ins Rating eingestellt und am nächsten Tag auf der Homepage publik gemacht.
Gut möglich, dass die Arag-Versicherung mit seinem Angebot – es gibt drei Tarife – einen guten Platz im neuen Rating belegt. Sie haben ein umfangreiches Leistungsspektrum und bieten in der Komfort- und Premium-Variante sogar eine Entschädigung bei Vermögensschäden.
Gefährliches Homeoffice
Privater Internet-Schutz wird immer wichtiger, denn mit Corona und dem Trend zum Homeoffice verquickt sich plötzlich die Arbeitswelt mit der privaten PC-Nutzung. Das ist gefährlich. Denn Privatleute können sich viel schlechter schützen als Unternehmen. Das gilt vor allem für die Sicherheits-Technik. Zudem sind private Daten, die Angestellte während der Arbeit verlieren, nicht von der gewerblichen Cyber-Versicherung gedeckt.
Zudem ist mit Corona ein gewisser Schlendrian in das sichere Arbeiten mit der EDV eingetreten. So bestätigen zwölf Prozent der Arbeitnehmer in einer Umfrage der Yougov noch im Sommer 2021, dass sie die Compliance- und Sicherheitsregeln beim mobilen Arbeiten nicht vollständig befolgen müssen und sie stattdessen „flexibel“ handhaben könnten. „Ein solches Umfeld ist für Betrüger ein Eldorado“, warnt Rüdiger Kirsch vom Versicherer Euler Hermes. Insgesamt stellen die Experten fest, dass die Nachfrage nach Versicherungsschutz aktuell deutlich zugenommen hat.
Privater Cyber-Schutz noch Mangelware
In gewissem Umfang können sich glücklicherweise auch Privatpersonen gegen Cyber-Schäden versichern. Längts ist es üblich, dass eine gute Privathaftpflicht Drittschäden umfasst, die bei der Übermittlung von Daten per Internet durch Viren oder sonstige Schadsoftware entstehen können. Sinnvoll ist weltweiter Schutz mit einer hohen Millionendeckung. Die Bedingungen verpflichten den Verbraucher dazu, dass er seine Daten durch Maßnahmen, wie beispielsweise Virenscanner und Firewall auf dem aktuellen Stand der Technik sichert und prüft.
Das ist wohl die beste Empfehlung. Denn Eigenschutz – etwa bei unbekannten und seltsamen E-Mails keine Anhänge zu öffnen – ist die beste Versicherung. Dennoch: Vier von zehn privaten Internetnutzern sind schon einmal Opfer eines Cyber-Angriffs geworden. Das belegt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus dem Jahr 2020.
Was privater Cyber-Schutz leistet
Werden aber persönliche Daten gestohlen, kommt es zur Rufschädigung oder Mobbing, dann helfen nun private Cyber-Versicherungen. Einen richtigen Standard gibt es noch nicht. „Die Angebote unterscheiden sich stark in der Leistung und den Ausschlüssen“, sagt Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer der Rating-Agentur Franke & Bornberg. Für das neue Cyber-Rating haben die Analysten die Tarife eigenständige Cyber-Versicherungen untersucht. Das Rating ist somit kein Preis-Leistungs-Vergleich. Bewertet wurden folgende Leistungsbereiche:
- Konto-/Daten-/Identitätsmissbrauch,
- Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken
- Verluste bei Internet-Einkäufen und -Verkäufen
- Löschung/Sperrung persönlicher und missbräuchlich verwendeter Daten
- Umfang der versicherten Personen in häuslicher Gemeinschaft
- Cyber-Haftpflicht
- Cyber-Rechtsschutz
- Psychologische Betreuung nach Cyber-Mobbing
- Zusatzleistungen bei Zahlungskarten, Konten und Dokumenten
- Juristische Erstberatung
- Umfang des Geltungsbereichs
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek