25 Prozent der Patienten warten länger als 30 Tage auf einen Termin in der Facharztpraxis. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hervor. Die Befragung von 3.512 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 80 Jahren fand schon im Frühjahr 2024 statt.
Dabei gaben im 5-Jahresvergleich 43 Prozent der GKV-Versicherten an, dass sich die Wartezeiten bei Fach- und Hausarztpraxen verschlechtert haben. Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) stellt einen negativen Trend fest. Mitglieder würden verstärkt zurückmelden, dass Termine immer schwerer zu erhalten seien.
31 Prozent der befragten Kassenpatienten beurteilen die Wartezeiten „zu lang“ oder „viel zu lang“. 2022 hatte der Anteil der Unzufriedenen noch bei 25 Prozent gelegen. Positiver beurteilen Kassenpatienten die Wartezeiten bei ihren Hausarztpraxen: 52 Prozent empfinden sie dort als „genau meinen Wünschen entsprechend“, 36 Prozent als „noch akzeptabel“, zwölf Prozent sind unzufrieden. In Hausarztpraxen wartet die Hälfte der Patienten und Patientinnen der Befragung zufolge einen Tag; 25 Prozent warten länger als drei Tage.
Schlechte Erreichbarkeit per Telefon
44 Prozent der Versicherten sind mit der telefonischen Erreichbarkeit der Arztpraxen unzufrieden und 42 Prozent finden, dass sich dies sogar innerhalb der letzten fünf Jahre noch verschlechtert hat. 27 Prozent der Versicherten bewerten die Öffnungszeiten der Arztpraxen als „zu kurz“ oder „viel zu kurz“. Für gut die Hälfte der Befragten sind die Öffnungszeiten „noch akzeptabel“.
Nachfrage „privat“ oder „gesetzlich“ soll verboten werden
Laut dem GKV-Spitzenverband sind 75 Millionen Menschen gesetzlich versichert. Er fordert, dass sie „einen Arzttermin bekommen, wenn sie ihn aus medizinischen Gründen brauchen und nicht irgendwann.“ Nach Einschätzung des Verbandes ist „insbesondere für die 90 Prozent der Bevölkerung, die gesetzlich versichert sind, deutlich Luft nach oben.“ „Die Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe werden wir nicht länger hinnehmen“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.
Nach Meinung der Funktionärin würde eine echte Gleichbehandlung nur dann entstehen, wenn bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist. Dazu schreibt der PKV-Verband: „Laut Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom von der Universität Bielefeld, ist die unterschiedliche Honorierung der wesentliche Unterschied für die längere durchschnittliche Wartezeit von Kassenpatienten.“ So wären nur zehn Prozent der Patienten privatversichert, sie würden aber für 20 Prozent der Umsätze sorgen. „Schon rein rechnerisch könnten die zehn Prozent Privatversicherte nicht die Ursache für größere Wartezeiten der 90 Prozent GKV-Versicherten sein“, so der PKV-Verband.
Unzufriedene wechseln
Die Probleme mit den Facharztterminen könnten aber maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass die PKV seit rund zwei Jahren wieder mehr Angestellte als Mitglieder gewinnt. Ab einem Einkommen von 73.800 Euro können Angestellte in die PKV wechseln. Die Hürde ist damit deutlich gestiegen, denn im Vorjahr lag sie noch bei 69.300 Euro. Trotzdem verzeichnet die PKV einen Positivtrend. Neben der Unzufriedenheit hinsichtlich der Wartezeiten, haben die PKV-Versicherten zudem die Möglichkeit, vertraglich umfassende medizinische Leistungen zu vereinbaren.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek