An Nachhaltigkeit führt kein Weg mehr vorbei. Das gilt auch für die Versicherungsbranche. Besonders im Fokus steht der Klimaschutz. Hunderte Milliarden Euro sollen grün angelegt werden. Das bringt für Vermittler, die ihren Kunden bei der Orientierung helfen, große Chancen mit sich. Denn zwischen den einzelnen Grünschattierungen von Finanzprodukten gibt es enorme Unterschiede.
Im neuen Jahr müssen Versicherungsvermittler fit in grüner Farbenlehre sein. Noch bastelt der Gesetzgeber am Wortlaut zur Pflicht, in der Finanzberatung die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden abzufragen. Dass die Vorgabe kommt, gilt als sicher. Wahrscheinlich ist, dass viele der auf ihre Präferenz angesprochenen Kunden eine Erläuterung des Zusammenhangs zwischen Nachhaltigkeit und Versicherung wünschen, ebenso das anschließende Angebot einer passenden grünen Police. Dann müssen Vermittler liefern können. Die Umwälzungen sind jedoch nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Vertriebschance.
Assekuranz will Teil der Problemlösung sein
Im Raum steht die Frage: Werden Versicherer und Vermittler die Welt retten? Wer die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Assekuranz beobachtet, dem drängt sich dieser Eindruck auf. Spätestens seitdem die Europäische Union (EU) auch von Versicherern mehr Transparenz in Sachen Environment, Social und Governance (ESG), zu Deutsch Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, fordert, ist der Knoten geplatzt. Die Branche strebt an die Spitze des Umbaus von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Die Kraft dafür ist vorhanden. Die Versicherer hierzulande verwalten rund 1,8 Billionen Euro. Der damit einhergehenden Verantwortung ist sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bewusst. Er unterstützt sowohl die Net Zero Asset Owner Alliance als auch die Principles of Sustainable Insurance der Vereinten Nationen (UN). „Nicht nur in der Kapitalanlage, sondern auch in unserem Kerngeschäft, der Übernahme von Risiken, nehmen wir das Thema Nachhaltigkeit ernst“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
„Die Branche ist sich ihrer Rolle für die grüne Transformation unserer Wirtschaft bewusst“, sagt auch Thomas Korte, Partner und Head of Insurance bei EY. Die Prüfungsgesellschaft hat gemeinsam mit Vers Leipzig die Studie Game Changer Nachhaltigkeit erstellt. Wie Korte in einer Mitteilung weiter ausführt, müssen die Versicherer auch deshalb die ESG-Faktoren in ihre Angebote integrieren, um die veränderten Kundenwünsche zu bedienen. Mit ihrem Underwriting trügen die Gesellschaften wesentlich zur Entwicklung ökologisch positiver oder eben negativer Geschäftsfelder bei. Weltweit hatten bereits 23 der 30 größten Versicherer ihr Geschäft mit der Kohleindustrie eingeschränkt oder beendet. Immer mehr Unternehmen verpflichteten sich auf ein klimaneutrales Anlage- und Versicherungsportfolio bis 2050. Das wichtigste Handlungsfeld ist für die Studienverantwortlichen die Kapitalanlage. Die befragten 25 Versicherer und fünf große Vertriebsgesellschaften erwarten in den kommenden zwei Jahren einen deutlichen Anstieg der Relevanz von Nachhaltigkeit, etwa beim Pricing, im Vertrieb sowie im Leistungs- und Schadensmanagement. „Offensichtlich sehen die Versicherer hier besonderen Handlungsbedarf“, wird Fred Wagner, Professor für Versicherungslehre an der Universität Leipzig, in der Mitteilung dazu zitiert.
Kurzum, die Versicherer sind prädestiniert und angehalten, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Zwar hört Nachhaltigkeit dort nicht auf. Doch der Reduktion des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) kommt eine enorme Bedeutung für unseren Planeten zu. Deshalb setzen auch viele Finanzprodukte hier an. Vermittlern, die sich mit nachhaltigen Produkten auseinandersetzen, wird schnell deutlich, dass es vom Einzelfall abhängt, wie kräftig das Grün einer Police oder eines Versicherungsunternehmens ausfällt. Am einfachsten lässt sich das Thema Nachhaltigkeit mit Fondspolicen umsetzen. Dabei fließt ein Teil der Beiträge zum Beispiel in Öko-Aktienfonds. Die Auswahl an geeigneten Fonds ist groß.
Lesen Sie zum Thema Nachhaltigkeit in der Asskuranz die Titelgeschichte in der Januarausgabe des Versicherungsmagazins
Autor(en): Stefan Terliesner