Altersvorsorge per grüner Fondspolice liegt im Trend. Das war jedenfalls allgemeiner Tenor auf der Vermittlermesse DKM. Angesichts der Zinswende sind Fondspolicen weiterhin die Vorsorgeart, die höhere Renditen möglich macht. Damit erfüllen sie gleich zwei wichtige Wünsche der Verbraucher: Nachhaltigkeit und ausreichende Altersvorsorge.
Noch steckt das Thema "Nachhaltigkeit" bei den deutschen Lebensversicherern in den Kinderschuhen. Das zeigt auch ein Rating, dass das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) veröffentlicht hat. Die höchste Gesamtnote „Exzellent“ konnte noch nicht vergeben werden. Trotzdem ist IVVP-Geschäftsführer Professor Michael Hauer sicher, dass mit der Kombination Fondspolice und Nachhaltigkeit „ein Traumpaar“ gefunden wurde. „Wir bewegen uns heute in einem ganz anderen Zinsumfeld als noch vor sechs Monaten“, betonte Thomas Wiesemann, Mitglied des Vorstands der Allianz Lebensversicherung. Der Zins sei von Null auf zwei Prozent gestiegen. Trotzdem sei es für Sparer weiterhin schwer eine reale Rendite zu erzielen. Grund sei die Inflation, die dazu führe, dass es einen Realzins von rund minus sechs Prozent gäbe.
Nachhaltigkeits-Kompetenz Rating 2022
Grundlage für das IVFP Nachhaltigkeits-Kompetenz Rating sind die vier Teilbereiche Strategie, Prozesse, Produkt & Service sowie Kennzahlen. Mit 40-prozentieger Gewichtung liegt ein klarer Fokus auf den strategischen Aspekten (sortiert nach Bewertungen).
Daher sei es notwendig in Sachwerte zu investieren. Hier sieht sich die Allianz mit ihrem Fondsuniversum besonders gut aufgestellt. Wer nämlich weiterhin eine, wenn auch abgespeckte, Garantie präferiere, profitiere von der Güte des Sicherungsvermögens. "Hier können Vorsorgesparer in Werte investieren, die so an der Börse gar nicht gehandelt werden", sagte Wiesemann. 40 Prozent des Vermögens sei bei der Allianz bereits in alternative Anlagen investiert. Positiv wirkt aber auch ein anderer Trend beim Vorsorgesparen mit Fondspolicen.
Kunden gehen ins Risiko
"Die Masse der Kunden ist mittlerweile ohne Garantie unterwegs", sagte Björn Bohnhoff, Vorstand Leben bei der Zurich Lebensversicherung. Ihnen sei bewusst, dass die Assekuranz Sicherheit auch ohne Garantie erzeugen könne. Das hätten die Lebensversicherer erfolgreich den Vertrieben vermittelt, die es nun den Kunden nahebringen würden. Laut Bohnhoff sind die Lebensversicherer auch mit kostengünstigen Fondsmodellen unterwegs, wenn man die steuerlichen Vorteile dieses Alterssparens mitberücksichtige. Immer wichtiger werde auch die Rentenphase. Hier hat aber die Zurich noch keine fondsgebundene Police im Angebot, sehr wohl aber einen sehr flexiblen Zugriff auf das Sparkapital. Die Allianz empfiehlt die nachhaltige "InvestFlex Green". Die Ausrichtung der Fondsanlage kann der Kunde individuell mitgestalten und jederzeit kostenlos anpassen. Wer auf Garantie setzt kann die nachhaltigen Aktien und ETFs mit dem Sicherungsvermögen kombinieren.
In der Diskussion wurde zwar deutlich, dass das Fehlen von genauen Nachhaltigkeitsdefinitionen das Geschäft noch immer erschwert, doch laut Wiesemann setzen nun auch immer mehr Arbeitgeber auf eine nachhaltige betriebliche Altersversorgung (bAV). Auch Bohnhoff bestätigt, dass nachhaltige Fondspolicen längst vom Öko-Image weg sind und mitten in der Gesellschaft angekommen wären. Professor Hauer sieht den Trend zur Nachhaltigkeit durch den Ukrainekrieg lediglich unterbrochen. Und er wies daraufhin, dass Nachhaltigkeit viel mehr sei als Klimaschutz. Die Unternehmen müssten sich von Grund auf verändern.
Stiftung Warentest zeigt Kostenbelastung
Am Rande der Veranstaltung diskutierten die Referenten eine aktuelle Analyse der Stiftung Warentest zum nachhaltigen Sparen. Tenor: Die Untersuchung wäre "sehr schlecht". Konkrete Kritikpunkte wurden aber nicht genannt. Die Studie "Grün vorsorgen" (Finanztest 11/2022) setzt die Lebensversicherer bei den Kosten stark unter Druck. So kommen die Verbraucherschützer zum Schluss, dass die Steuern bei Rentenversicherung zwar niedrig sein, die Kosten beim Fondssparen über Versicherungen aber meist zu hoch wären.
Untersucht wurden Rentenversicherungen, die den Sparbeitrag der Kunden in ethisch-ökologische Fonds investieren, die die Stiftung Warentest empfohlen hat. Die Stiftung Warentest fokussiert sich in ihrer Untersuchung stark auf die Ansparphase. Dabei gibt es einen automatischen steuerfreien Übergang von der Anspar- in die Rentenphase. Die Rentenzahlung wird mit dem so genannten Ertragsanteil besteuert. Seine Höhe richtet sich nach dem Renteneintrittsalter und bleibt dann konstant. Demgegenüber fallen bei der Verrentung von versteuerter Fondsvermögen aus Sparplänen teilweise Kosten von über fünf Prozent an, wie die Stiftung selbst ermittelt hat.
Große Unterschiede im Markt
Dass die Lebensversicherer in einem scharfen Kostenwettbewerb stehen, zeigt der Blick auf den grünen Fonds "iShares MSCI World SRI ETF EUR Acc". Hier liegen laut Stiftung Warentest die Gesamtkosten für die "MeinLeben Privatrente Y03" der Inter Lebensversicherung bei 1,52 Prozent, während die "Fondsrente FR3" der Hannoversche Lebensversicherung nur eine Renditeminderung durch Kosten von 0,4 Prozent hervorruft. Wird der Fonds iShares über einen Sparplan gekauft, sollen die Kosten nur bei 0,2 Prozent liegen. Sparpläne haben aber steuerliche Nachteile. So gilt eine Abgeltungsteuer auf zugeflossene Kapitalerträge, zum Beispiel aus Dividenden, und auf Kursgewinne bei Umschichtungen in einen anderen Fonds.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek