Etwas Krankenschutz aus der Unfallversicherung

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Mehr Service soll die Unfallversicherung der Bayerischen attraktiver machen. Das Angebot integriert allgemeinen Krankenschutz in die Unfallpolice.

Mit dem ÄrzteKompass können Unfallversicherte der Bayerischen nun einen Spezialisten für jede Krankheit finden. Das Serviceangebot gilt immer. Ein Unfall ist nicht Voraussetzung. Wer die Tarife Prestige oder Prestige plus wählt, kann künftig über den Kölner Dienstleister Better Doc kostenfrei ein telefonisches Beratungsgespräch führen und seine gesundheitlichen Probleme schildern. Innerhalb von 48 Stunden gibt es dann "schriftliche Auskünfte vom Spezialisten". Zudem übernimmt Better Doc die Terminvereinbarung mit den Ärzten. Auch eine Nachbetreuung verspricht der Dienstleister für 24 Monate. Damit gibt es ein wenig Krankenschutz aus der Unfallversicherung.

Freies Vorsorgebudget

Gleichzeitig gibt es für die Kunden ein kleines „Vorsorgebudget“. So werden etwa Helme aller Art oder sonstige Schutzausrüstungen, wie Schutzbrillen, gesponsort. Im Tarif Prestige gibt es innerhalb von drei Jahren einen Zuschuss von 50 Euro, im Tarif Prestige plus eine Kaufunterstützung von 100 Euro. Wer nach einem Unfall ins Krankenhaus kommt, erhält, falls der Unfall mit einem Sportgerät passierte und dieses beschädigt ist, den Zeitwert ersetzt. Mit weiteren Leistungsdetails will sich der Versicherer aus München vom Markt der Unfalltarife absetzen.

So erhalten Versicherte die Ehrenämter bekleiden, in Sportvereinen aktiv sind oder Vorsorgeuntersuchungen praktizieren im Falle eines Unfalls bessere Leistungen, die aber in den meisten Fällen auf 5.000 Euro gedeckelt sind. Der Baustein kann für alle Tarife zusätzlich gebucht werden und kostet laut Anbieter rund 30 Euro extra pro Jahr.

Tarife immer komplexer

Insgesamt sind die Tarife Prestige und Prestige plus besonders hochwertig und flexibel. So reicht die Progression – also die Erhöhung der Invaliditätsleistung – von 225 bis 1000 Prozent. Insgesamt gibt es acht Abstufungen. Auch bei den Gliedertaxen besteht Wahlmöglichkeiten. Es gibt drei Angebote. In Smart leistet etwa der Tarif beim Verlust eines Auges 50 Prozent; in Prestige 80 Prozent. In den Tarifen Prestige und Prestige Plus gebe es keine Leistungskürzung bei Vorerkrankungen, betont der Versicherer. Wer hingegen die Bedingungen liest, stellt fest, dass dies nur bis zum Alter 65 gilt. Dann gilt ab einem Mitwirkungsanteil von 70 Prozent wieder eine Leistungskürzung.

Beratung bleibt schwierig

Das Beispiel zeigt, die Unfallversicherung wird in der Beratung nicht gerade einfacher. Die Unfalltarife werden immer komplexer; die Vergleichbarkeit daher immer schwieriger. Vermittler müssen viele Parameter in den Vergleichsrechner eingeben, um einen Marktüberblick zu bekommen. Denn die Prämie spielt in der Unfallversicherung eine wesentliche Rolle. So kostet der neue Prestige-Tarif mit Better Doc einen 30-jährigen Bankangestellten bei der Wahl einer Basissumme von 200.000 Euro und einer Progression von 350 Prozent rund 300 Euro pro Jahr.

Ein Vergleich hochwertiger Tarife am Markt über das Portal mr-money.de zeigt eine Spanne von 200 bis 470 Euro Jahresprämie bei einem Ranking von 17 Tarifen. Ein Bäcker – bei gleichen Vertragsparametern – kostet in Prestige der Bayerischen rund 485 Euro pro Jahr. Das Portal mr-money.de weist bei ebenfalls 17 Tarifen eine Prämienspanne von 374 bis 730 Euro auf. Bei Normalberufen liegt die Bayerische somit eher im Prämienmittelfeld, während sie bei körperlichen Berufen im unteren Drittel rangiert.

Innovationen eher Kosmetik

Trotz aller Innovationen bleiben auch die neuen Unfallangebote der Bayerischen dem System der Sparte treu. So wirkt keine der Progressionstabellen in den Invaliditätsbereichen von 1 bis 25 Prozent. Doch vielfach führen Unfälle nur zu geringen Invaliditätsgraden. Hier wäre somit eine Revolution für die Sparte möglich. Viele Innovationen sind somit eher kosmetischer Natur und dürften die Sparte kaum aus ihrer Depression reißen. Denn die private Unfallversicherung dümpelt auf der Stelle. Daher gilt die Sparte bei der Ratingagentur Assekurata auch als „gesättigter Ertragsträger“.

Immer weniger Verträge

2023 sank die Zahl der Verträge nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um ein Prozent auf 24,6 Millionen Policen. 2021 lag die Zahl der Verträge sogar noch bei 25,2 Millionen. Immerhin: Die Einnahmen konnten trotz allgemeinem Marktabrieb mit 6,6 Milliarden Euro 2023 stabil gehalten werden. Der Trend geht somit ganz eindeutig zu höherwertigen Tarifen. Möglich auch, dass die Versicherungssummen steigen.

Lukrativ bleibt die Sparte auf jeden Fall. Denn der Aufwand lag lediglich bei 3,5 Milliarden Euro. Trotzdem weist der GDV für 2023 lediglich eine Combined Ratio von 98 Prozent aus. Die Unfallsparte kalkuliert ganz eindeutig mit hohen Kosten. 

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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