Der Geschäftsklimaindex für den Venture-Capital-Markt (VC) ist im dritten Quartal um 6,1 Zähler auf 16,8 Saldenpunkte gesunken. Obgleich die befragten VC-Investoren ihre aktuelle Geschäftslage erneut besser bewerten, zeigen sie sich hinsichtlich der kommenden sechs Monate zurückhaltend. Der Indikator für die Geschäftserwartung sackt mit minus 14,8 auf 7,1 Saldenpunkte deutlich ab. Die Analyse erstellt die KfW zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften (BVK).
"Für die Entwicklung des Geschäftsklimas auf dem deutschen Venture-Capital-Markt gibt es aktuell keine klare Tendenz", erläutert Georg Metzger von KfW Research das aktuelle Ergebnis der Erhebung. "In welche Richtung die Marktstimmung letztlich dreht, wird vermutlich davon abhängen, wie der Markt den Schock durch die Ereignisse um Wework verdaut."
Wework-Schock wirkt nach
Das US-amerikanische Start-up, dass große Bürogebäude weltweit vorwiegend in Metropolen mietet, diese in Parzellen teilt und an Selbstständige und Freiberufler weitervermietet, kündigte im Sommer seinen Börsengang an. Zunächst konnten auch die rockstarhaften Eskapaden des Firmengründers Adam Neumann Investoren nicht schrecken, in das Unternehmen zu investieren - allen voran die japanische Softbank, die Wework bereits 2016 rund 10,7 Milliarden Dollar versprach.
Die Vorlage des für den IPO nötigen Prospekts, der neben den Zahlen auch über Geschäftsmodelle Auskunft geben muss, geriet allerdings zum Debakel. Mit schlechten Profitabilitätsaussichten und dem unseriösen Geschäftsgebahren von CEO Neumann verspielte das Jungunternehmen das Vertrauen des Kapitalmarkts. Der Softbank-Vorstand kappte alle Investitionen und der Börsengang wurde abgesagt. Die neue Doppelführung muss nun um notwendige Investitionen ringen, um das Unternehmen zu retten. Jüngst wurde ein massiver Stellenabbau angekündigt. Dieses Negativbeispiel aus den USA hat laut KfW das IPO-Klima massiv. eingetrübt.
Infolge dessen sei auch das Exitklima, das sich von seinem Einbruch im ersten Quartal über den Sommer erst wieder erholt hatte, erneut ab und liegt erstmals seit Anfang 2014 wieder knapp im Negativbereich. Auch die Zufriedenheit mit der Qualität der Dealflows sei massiv abgerutscht. Dies hänge möglicherweise mit als überzogen empfundenen Einstiegsbewertungen kapitalsuchender Gründer zusammen, heißt es zur Begründung.
Positiver Ausblick auf das neue Jahr
Dennoch bleibt der Blick in die Zukunft positiv: "Die stabil positive Stimmungslage und die starke Nachfrage nach Wagniskapital dürften die Grundlage für ein weiteres starkes Venture-Capital-Jahr sein", ergänzt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied, zum Thema Dealflow. Venture Capital stehe als Wunschfinanzierung bei einer wachsenden Zahl ambitionierter Gründer an erster Stelle. "Für die Kapitalgeber bedeutet dies, aus der Vielzahl von Beteiligungsanfragen die relevanten und attraktivsten zu identifizieren."
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly