"Der deutsche Fondsmarkt hat sich im Jahr 2020 trotz der Corona-Krise sehr gut entwickelt und mit 3.850 Milliarden Euro ein neues Rekordvermögen erreicht", stellt Alexander Schindler, Präsident des Fondsverbands BVI, auf der Jahrespressekonferenz fest. "Die hohen Zuflüsse unterstreichen die wichtige Rolle von Fonds in der Altersvorsorge und belegen die Bedeutung des Vertriebs in turbulenten Börsenphasen."
Diese Entwicklung ist laut Schindler den Vertriebsleistungen der Kapitalverwaltungsgesellschaften, der wachsenden Zahl von Sparplänen und dem veränderten Sparverhalten zuzuschreiben. Immer mehr Bundesbürger würden erkennen, dass die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig oder gar negativ bleiben.
Kurseinbrüche im Frühjahr waren nicht von langer Dauer
Laut BVI-Präsident Schindler war 2020 trotz der Corona-Krise ein sehr gutes Absatzjahr für Fondsgesellschaften in der Bundesrepublik. Anleger hierzulande investierten 127 Milliarden Euro neue Gelder in Publikums- und Spezialfonds. Dem BVI zufolge war dies das drittbeste Absatzjahr für die Anlageprodukte. Während im Frühjahr 2020 institutionelle Investoren, darunter Unternehmen aus der Realwirtschaft, aufgrund von Liquiditätsengpässen vermehrt Fondsanteile zurückgegeben haben, kamen sie Ende März wieder zurück.
Im Vergleich dazu blieben die Privatanleger erstaunlich gelassen, berichtet Schindler weiter. Viele seien zunächst in Anbetracht des Kurseinbruchs an Börsen weltweit im März verunsichert gewesen. Doch die relativ schnell verabschiedeten staatlichen Stützungsmaßnahmen trugen laut dem BVI-Präsidenten dazu bei, dass die aufgekommenen Ängste um die eigene Zukunft wieder genommen wurden, wodurch auch das Sparen zum Beispiel mit Fonds wieder deutlich zunahm.
Nachhaltige Produkte boomen
Als ein besonderes Wachstumsfeld stellt der BVI nachhaltige Publikumsfonds heraus. Im vergangenen Jahr flossen ihnen netto 20,6 Milliarden Euro neue Gelder zu. Damit entfällt knapp die Hälfte des Neugeschäfts von Publikumsfonds auf nachhaltige Fonds. 2017 lag der Anteil am Neugeschäft noch bei sechs Prozent. Diese Dynamik hat das Volumen nachhaltiger Fonds binnen weniger Jahre rasch wachsen lassen. Nachhaltige Publikums- und Spezialfonds verwalteten zum Jahresende 2020 ein Vermögen von 147 Milliarden Euro.
Neben der anstehenden Konkretisierung der Regulierung nachhaltiger Geldanlage erwartet der BVI eine Reform der Altersvorsorge in Deutschland. So könnte die Corona-Krise die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung weiter verschärfen. "Es wird notwendig sein, den Aufbau von Vorsorgevermögen für breite Bevölkerungsschichten über den Zugang zu den Kapitalmärkten zu erreichen", fordert Schindler. Da die Niedrigzinspolitik langfristig beibehalten werde, gehe auch bei der Altersvorsorge kein Weg an Anlagen wie Aktien oder Anleihen vorbei.
Autor(en): Christian Kemper