Zwischen Ernüchterung und Kampfgeist

8. Continentale PKV-Forum

Die Unsicherheit der Bürger in Bezug auf die Entwicklungen im Gesundheitswesen ist für den einen ein Fluch, für den anderen eher ein Segen. So jedenfalls der Eindruck, der sich den zahlreichen Besuchern des 8. Continentale PKV-Forums in Köln vermittelte. Denn: Wie sich die neue PKV-Welt im nächsten Jahr auf Vermittler und Kunden auswirken wird, sehen Versicherungsgesellschaften und Maklerverbände doch oft recht unterschiedlich.

„Unsicherheit Nährboden für gute Beratung“
So zeigte sich in der Podiumsdiskussion „Wechselrecht und die Neue PKV-Welt im Jahr 2009“, dass Versicherungsunternehmen wie „Die Continentale“ und Maklerverbände wie der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) die gegenwärtigen und künftigen Veränderungen der Gesundheitsreform recht verschiedenartig einschätzen. Dr. Christoph Helmich, Vorstandsmitglied im Versicherungsverbund Die Continentale, ist fest davon überzeugt, dass Unsicherheit der Nährboden für gute Beratung ist. Helmich wörtlich: “Wir haben noch nie soviel Geschäft gemacht.“ Auch Herbert Nißel, Vorstandsvorsitzender der impuls Finanzmanagement AG, zeigt sich optimistisch und ist überzeugt: “Wer rechtzeitig Marketingmaßnahmen ergreift, kann gut überleben“.

Michael H. Heinz, Präsident des BVK, sieht diese Verunsicherung der Kunden kritischer. Er glaubt, dass es weitaus schwieriger und aufwändiger geworden ist, beim Thema private Krankenversicherung gut zu beraten und diese zu verkaufen. Auch, dass in diesem Zuge immer mehr kleine Versicherer vom Markt verschwänden, bewirke ein zunehmendes Vermittlersterben.

Politik verantwortlich für angespannte Lage
Einig waren sich die Herren und die anderen Diskussionsteilnehmer aber darin, dass die Politik beziehungsweise die Regierung für die angespannte Lage der PKV verantwortlich sei. So verurteilte Heinz die ideologische Herangehensweise der Politik gegenüber der PKV, Helmich monierte die nicht nachvollziehbare Regelungen des Gesetzgebers und Rolf Bauer, Vorstandsvorsitzender Die Continentale, kritisierte die eingeschränkte Handlungsfreiheit der Versicherer durch die Politik und die Mutlosigkeit dieser, ein wirklich neues Gesundheitsmodell zu kreieren.

Aus diesen Gründen und auch weil der Gesundheitsmarkt sehr eng geworden sei, sieht Bauer für sein Branche „eher schwarz“. Bauer im Detail: “Maximal eine Million Menschen sind noch privat versicherbar und selbst die Großen in der PKV haben weniger Marktmacht als die GKV. So ist die Barmer Ersatzkasse größer als die gesamte PKV."

Branche konzeptlos
Seitens der Wissenschaft musste sich die PKV-Branche sanfte Kritik gefallen lassen. So warf Professor Dr. Günter Neubauer, wissenschaftlicher Leiter der AG „Gesundheitsökonomie“ der Schmalenbach Gesellschaft, der Branche Konzeptlosigkeit vor, wenn es darum ginge, den wachsenden Markt der Selbstzahler für sich zu gewinnen. Und Professor Dr. Jürgen Wasem, Inhaber des Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftungslehrstühle für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen, ermahnte die Versicherungswirtschaft nicht immer nur bis zum Monatsende zu schauen, sonst würde sie von der Politik überrollt werden.

Wechselwilligkeit wahrscheinlich geringer als erwartet
Erleichtert zeigten sich die Diskutanten aber allesamt darüber, dass die Wahltarife weitaus weniger in Anspruch genommen würden als zuvor angenommen, und dass es höchstwahrscheinlich auch keine umfangreichen Wechselaktivitäten in Zukunft geben werde. Ernüchtert dagegen erkannten viele der Podiumsteilnehmer den Trend, dass in Zukunft nicht nur PKV-, sondern auch GKV-Versicherungen verkauft werden würden und müssten.

„Orientierung und neue Impulse“ wollte das 8. Continentale PKV-Forum den Makler geben, doch der ein oder andere hatte genau diese vermisst. Der Grund: Beide Diskussionsrunden kreisten in erster Linie um Altbekanntes. PraxisnaheTipps, wie sich die Makler in ihrem Beratungsalltag verhalten sollten, bekamen die Zuhörer zu wenig an die Hand. Weitere Informationen zu dem PKV-Forum und zur Continentale-Studie 2008 „Basistarif und Wechselmöglichkeiten – Betroffene sind schlecht informiert und nicht interessiert“ finden Sie in der November-Ausgabe von „“.

Autor(en): Meris Neininger

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