Die Zurich Gruppe Deutschland hat mit ihrem 2018 eingeleitetem Strategieprogramm eine deutliche Wende im Unternehmen geschafft. Es sei ein Kulturwandel und eine starke Neuausrichtung gelungen. Der Versicherer ist mit seinem Wachstum seit 2018 sehr zufrieden. „Wir übertreffen unsere gesteckten Ziele in allen Dimensionen“, sagte Carsten Schildknecht, seit Februar 2018 Vorstandsvorsitzender der Assekuranz, auf einer virtuellen Pressekonferenz.
Vor allem sei die frühere Achillesferse, die große Schwäche in der Profitabilität, ausgemerzt worden. Die Kostenlücke gegenüber dem Markt sei in den vergangenen zwei Jahren von 3,5 Prozent auf 1,2 Prozent gefallen. Der Beitragsabrieb in der Schaden- und Unfallversicherung von rund 1,3 Prozent pro Jahr sei in ein Wachstum von 7,5 Prozent gewandelt worden. Im Lebensgeschäft gäbe es einen noch gravierenderen Erfolg. Hier konnte das Wachstum von minus 7,6 Prozent pro Jahr auf ein Plus von 13,3 Prozent gesteigert werden.
Operativer Gewinn in Krise fast gehalten
Und trotz der Corona-Krise gelang es dem Unternehmen 2020, den operativen Gewinn fast auf dem gleichen Niveau zu halten. In der Lebensversicherung erzielte das Unternehmen 225 (i. V. 226) Millionen Euro und in der Schaden- und Unfallversicherung 124 (i. V. 130) Millionen Euro. Das leichte Minus ist in den Kompositsparten laut Schildknecht vor allem auf höhere Provisionszahlungen durch mehr Wachstum zurückzuführen.
Die Zahlen zeigten, dass das Geschäft nicht so sehr unter Corona gelitten habe. Den Mehraufwand für die Corona-Pandemie, der etwa in der Veranstaltungs-, Betriebsschließungs- oder Rechtsschutzversicherung angefallen sei, bezifferte Torsten Utecht, Vorstand Finanzen bei der Zurich, auf rund 47 Millionen Euro. Gleichzeitig hat der Versicherer aber auch zwischen 40 und 45 Millionen Euro gespart, weil vor allem in der Kfz-Versicherung die Schadenfrequenz stark gefallen ist. Rund 2,8 Millionen Euro hat die Zurich ihren Kunden, die eine geringere Fahrleistung angezeigt haben, rückvergütet.
DA Direkt rasant gewachsen
Besonders rasant habe sich der Direktversicherer DA Direkt seit 2018 entwickelt. In der Schaden- und Unfallversicherung ist der Online-Arm mit einem Vertriebsanteil von 27 Prozent mittlerweile zweitstärkster Vertriebsweg. Den Schritt zum rein Digitalversicherer will die Zurich aber nicht gehen. „Es gibt immer noch persönliche Ansprechpartner“, so Schildknecht. Mit 41 Prozent dominiert in der Schaden- und Unfallversicherung die Ausschließlichkeit weiterhin das Geschäft. Versicherungsmakler kommen hier auf einen Anteil von 23 und Banken von neun Prozent. „Im Gegensatz zum Markt sind wir seit 2018 bei der Anzahl der Vermittler um sechs Prozent gewachsen“, sagte Utecht. In der gleichen Zeit habe es branchenweit einen Schwund der Vermittler von rund vier Prozent gegeben.
Über eine Kooperation mit Media-Markt und Saturn konnte die Zurich über 3,9 Millionen Neukunden gewinnen. Hier wurden Garantieversicherungen verkauft. Diesen Kunden will man nun weitere Produkte anbieten. Auch im Gewerbemarkt soll die Cross-Selling-Quote von mageren fünf Prozent deutlich gesteigert werden. Im Mittelstand hat die Zurich rund 20.000 Kunden sowie 360.000 Kleingewerbekunden und 850.000 Kunden, die beim Garantieversicherer der Tochter Real Garant unter Vertrag stehen. Utecht: „Die meisten Kunden haben nur einen Vertrag und bieten daher sehr viel Potential zum Wachstum.“
Bald Zugriff auf 19 Millionen Bankkunden
Das gilt auch für die Kooperation mit Banken. Ab 2023 soll die neue Kooperation mit der Postbank und die langjährige Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank der Zurich einen Zugang zu 19 Millionen Privatkunden ermöglichen. Der Vertrieb über Kredithäuser wird von Lebensversicherungsprodukten dominiert. Der Anteil des Bankenvertriebs bei der Altersvorsorge liegt bei 57 Prozent. Die Ausschließlichkeit hat einen Anteil von 24 Prozent und Versicherungsmakler von 19 Prozent. In der Lebensversicherung setzt die Zurich seit Jahren konsequent auf Fondspolicen gegen laufenden Beitrag. Das sei im Gegensatz zu Einmalbeiträgen nachhaltiges Geschäft.
Trotz des historischen Zinstiefs rechnet die Assekuranz damit, dass schon 2022 die Spitze bei den Rückstellungen für Altgarantie in die sogenannte Zinszusatzreserve (ZZR) erreicht wird. Ab 2023 sollen bei der Zurich die Auflösung der Reserven beginnen, ganz im Unterschied zur Branche. „Wir profitieren nun davon, dass wir sehr frühzeitig statt auf klassische Garantien auf fondsgebundenes Lebensversicherungsgeschäft gesetzt haben“, sagte Schildknecht.
Hohe Nachhaltigkeit angestrebt
Rund ein Drittel der Neukunden würden ihr Geld schon nachhaltig, also ESG-konform, anlegen. „Wir wollen eines der nachhaltigsten Unternehmen der Welt werden“, sagte Schildknecht. Schon heute würde die Zurich im Dow Jones Insurance Sustainability Index auf Rang eins gelistet. Künftig soll auf kompensierende Zertifikate verzichtet werden. „Wir wollen langfristig klimapositiv werden“, so Schildknecht. Dafür entwickelt das Unternehmen sowohl für Privat- als auch für Gewerbekunden eine Beratungsstrategie.
Das Image der Zurich hat sich laut Zufriedenheitsmessungen seit 2018 deutlich verbessert. Auch die Mitarbeiter – die früher regelrecht unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber waren – sind nun ganz anders gestimmt. Die in "ENPS" gemessene Mitarbeiterzufriedenheit stieg von minus 62 im April 2017 auf plus 50 im Juli 2020.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek