Der aktuelle "Marktausblick zur Lebensversicherung" der Kölner Rating-Agentur Assekurata konstatiert einen Rekordwert, den die Versicherer für die Zinszusatzreserve bereitstellen müssen. Nach Ansicht der Rater wird es Zeit, die Berechnung der Zuführungen auf den Prüfstand zu stellen.
Die hohen Garantiezinsverpflichtungen der Lebensversicherer stellen in der derzeitigen Niedrigzinssituation ein unternehmerisches Risiko dar, das der Gesetzgeber seit 2011 durch die Zinszusatzreserve (ZZR) zu begrenzen versucht. Bislang wurden circa 32 Milliarden Euro der ZZR zugeführt, wobei die bisherige Rekordzuführung mit rund zehn Milliarden Euro im Bilanzjahr 2015 erfolgte. Aber dies ist noch nicht die Spitze des Eisberges: Die Rater gehen davon aus, dass es auch künftig einen hohen Nachreservierungsbedarf geben wird, der die Versicherer belastet.
Nachreservierungsbedarf schwächt sich nicht ab
Wie viel die Branche zuschießen muss, hängt maßgeblich von der Entwicklung des zugrunde liegenden Bezugszinses (zehnjähriger Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatz) ab. Für 2016 geht Assekurata von einem Referenzzins von 2,56 Prozent aus, das geschätzte Nachreservierungsvolumen läge dann bei 14 bis 15 Milliarden Euro. "Eine Abschwächung des Nacherservierungsbedarfs ist in den kommenden Jahren nicht zu erwarten", so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata und Autor des Marktüberblicks.
Die Analysten haben in unterschiedlichen Szenarien simuliert, wie die ZZR sich in verschiedenen Zinsverläufen entwickeln könnte. Je nach Szenario betrage der Nachresevierungsberaf bis 2025 175 Milliarden bis 225 Milliarden Euro. Angesichts der hohen Zuführungen erschienen die zwölf Milliarden Euro, die nach der letzten Vollerhebung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht branchenweit an Eigenmitteln zur Erfüllung der Kapitalanforderungen unter Solvency II fehlten, "beinahe überschaubar".
Gleichmäßigere und abgemilderte Zuführungen
Obwohl die Rating-Agentur die ZZR grundsätzlich als wirkungsvolles Instrument betrachtet, das eine stabilisierende Wirkung auf die Lebensversicherung entfalte, fordert sie doch, die Berechnung der Zuführungen auf den Prüfstand zu stellen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Berechnungsmethode sei "in Zeiten eines zinsfreundlicheren Kapitalmarktunfeldes" entwickelt worden und sollte den jetzigen Rahmenbedingungen angepasst werden. Laut Herrmann sollten die Zuführungen gleichmäßiger und abgemilderter erfolgen.
Die Versicherer haben in den vergangenen Jahren die ZZR teilweise durch den vorzeitigen Verkauf von hochverzinsten festverzinslichen Anlagen finanziert. Um eine ZZR von rund 15 Milliarden Euro zu finanzieren, müssten die Unternehmen rechnerisch Kapitalanlegen mit einem Buchwert von 60 Milliraden Euro veräußern. Dies zöge neben dem Kupon-Verlust auch Transaktionskosten nach sich. "Aus Sicht von Assekurata ist daher dringender Handlungsbedarf geboten", so Heermann.
Eine Alternative könne statt eines risikofreien Zinses ein realistischerer Referenzsatz sein, der auf den tatsächlichen Neuanlagerenditen der Lebensversicherer basiere. Dadurch würde das Absinken des Referenzzinses verlangsamt. Dieser Effekt könne noch verstärkt werden, wenn statt des zehnjährigen Durchschnitts ein längerer Zeitraum als Berechnungsbasis diene. Die Lebensversicherer hätten so eine realistischere Chance, sowohl die Anforderungen von Solvancy II als auch der ZZR zu erfüllen.
Der "Marktausblick zur Lebensversicherung 2016/2017" kann unter kostenlos heruntergeladen werden.
Quelle: Assekurata
Bidl: Cumulus
Die hohen Garantiezinsverpflichtungen der Lebensversicherer stellen in der derzeitigen Niedrigzinssituation ein unternehmerisches Risiko dar, das der Gesetzgeber seit 2011 durch die Zinszusatzreserve (ZZR) zu begrenzen versucht. Bislang wurden circa 32 Milliarden Euro der ZZR zugeführt, wobei die bisherige Rekordzuführung mit rund zehn Milliarden Euro im Bilanzjahr 2015 erfolgte. Aber dies ist noch nicht die Spitze des Eisberges: Die Rater gehen davon aus, dass es auch künftig einen hohen Nachreservierungsbedarf geben wird, der die Versicherer belastet.
Nachreservierungsbedarf schwächt sich nicht ab
Wie viel die Branche zuschießen muss, hängt maßgeblich von der Entwicklung des zugrunde liegenden Bezugszinses (zehnjähriger Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatz) ab. Für 2016 geht Assekurata von einem Referenzzins von 2,56 Prozent aus, das geschätzte Nachreservierungsvolumen läge dann bei 14 bis 15 Milliarden Euro. "Eine Abschwächung des Nacherservierungsbedarfs ist in den kommenden Jahren nicht zu erwarten", so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata und Autor des Marktüberblicks.
Die Analysten haben in unterschiedlichen Szenarien simuliert, wie die ZZR sich in verschiedenen Zinsverläufen entwickeln könnte. Je nach Szenario betrage der Nachresevierungsberaf bis 2025 175 Milliarden bis 225 Milliarden Euro. Angesichts der hohen Zuführungen erschienen die zwölf Milliarden Euro, die nach der letzten Vollerhebung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht branchenweit an Eigenmitteln zur Erfüllung der Kapitalanforderungen unter Solvency II fehlten, "beinahe überschaubar".
Gleichmäßigere und abgemilderte Zuführungen
Obwohl die Rating-Agentur die ZZR grundsätzlich als wirkungsvolles Instrument betrachtet, das eine stabilisierende Wirkung auf die Lebensversicherung entfalte, fordert sie doch, die Berechnung der Zuführungen auf den Prüfstand zu stellen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Berechnungsmethode sei "in Zeiten eines zinsfreundlicheren Kapitalmarktunfeldes" entwickelt worden und sollte den jetzigen Rahmenbedingungen angepasst werden. Laut Herrmann sollten die Zuführungen gleichmäßiger und abgemilderter erfolgen.
Die Versicherer haben in den vergangenen Jahren die ZZR teilweise durch den vorzeitigen Verkauf von hochverzinsten festverzinslichen Anlagen finanziert. Um eine ZZR von rund 15 Milliarden Euro zu finanzieren, müssten die Unternehmen rechnerisch Kapitalanlegen mit einem Buchwert von 60 Milliraden Euro veräußern. Dies zöge neben dem Kupon-Verlust auch Transaktionskosten nach sich. "Aus Sicht von Assekurata ist daher dringender Handlungsbedarf geboten", so Heermann.
Eine Alternative könne statt eines risikofreien Zinses ein realistischerer Referenzsatz sein, der auf den tatsächlichen Neuanlagerenditen der Lebensversicherer basiere. Dadurch würde das Absinken des Referenzzinses verlangsamt. Dieser Effekt könne noch verstärkt werden, wenn statt des zehnjährigen Durchschnitts ein längerer Zeitraum als Berechnungsbasis diene. Die Lebensversicherer hätten so eine realistischere Chance, sowohl die Anforderungen von Solvancy II als auch der ZZR zu erfüllen.
Der "Marktausblick zur Lebensversicherung 2016/2017" kann unter kostenlos heruntergeladen werden.
Quelle: Assekurata
Bidl: Cumulus
Autor(en): versicherungsmagazin.de