Zahlenanalyse Markt: Kunden bleiben Lebensversicherungen treu

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Grundsätzlich war 2019 für fast alle Lebensversicherer ein gutes Jahr. 52 der 75 Gesellschaften, die an einer Auswertung teilnahmen, erzielten im Neugeschäft nach laufendem Beitrag ein Plus. Das geht aus einer Zahlenanalyse von Versicherungsmagazin hervor. Die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds verzeichneten im Jahr 2019 zusammen ein Beitragsplus von 11,3 Prozent auf 102,5 Milliarden Euro. Davon entfielen 64,3 Milliarden Euro auf das Geschäft gegen laufenden Beitrag, was einem Plus von 0,1 Prozent entspricht. Demgegenüber stiegen die Einmalbeiträge extrem um 37,1 Prozent auf 38,2 Milliarden Euro an. 

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist die Umstellung auf neue Produkte gelungen. Verträge mit modifizierten Garantien und höheren Renditenchancen machen in der Lebensversicherung inzwischen 60,3 Prozent am gesamten Neugeschäft aus. Der Rekord bei Einmalbeiträgen resultiert daraus, dass die Kunden keine sichereren Anlagen mehr am Kapitalmarkt finden, die noch eine akzeptable Rendite abwerfen.

Vertrauensbeweis für die Lebensversicherungs-Branche

Das Image der Branche scheint ungebrochen, obwohl seit Jahren die Überschussbeteiligungen für Lebensversicherte sinken. "Dieses Wachstum ist, und das gehört zu den Paradoxien unserer Zeit, auch auf das widrige Zinsumfeld zurückzuführen", analysiert GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Denn die Banken würden ja zunehmend von Sparern Strafzinsen verlangen, während die Lebensversicherer weiterhin sicherer Erträge bieten. "Die Beitragsentwicklung ist für unsere Branche ein klarer Vertrauensbeweis", so Weiler. "Das zeigt, was die Deutschen von Altersvorsorgeprodukten erwarten: Renditechancen, ohne dabei komplett auf Sicherheiten zu verzichten", so der GDV-Chef.

Trotzdem müssen manche Unternehmen ihre Vertriebsmechanismen überdenken, denn die Stornoquoten nach laufendem Beitrag klaffen am Markt extrem auseinander. Besonders gute Werte erhalten natürlich Versicherer, die wie die WGV (1,4 Prozent), Europa (1,7) oder Hannoversche (1,9) überwiegend Risikoversicherungen vertreiben. Am Ende der Fahnenstange sind einige aktive Lebensversicherer mit extrem hohen Werten belastet. So etwa die Barmenia mit einem Stornowert von 7,5 Prozent, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,7 Prozentpunkten ausmacht. Sehr schlecht im Markt liegt mit 9,3 Prozent auch die WWK, die VRK mit 9,8 oder die Targo mit sage und schreib 14,7 Prozent. Hier sollten die Versicherer dringend ihre Vertriebsstrategie überprüfen. Wie bei den aktiven Gesellschaften streut auch bei den Run-Off-Unternehmen die Stornoquote enorm. Besonders hoch ist sie bei Ergo (9,9), Proxalto (5,8) und Frankfurt Münchener (5,1). Demgegenüber ist der Abrieb - bei der Entis mit 1,9 Prozent Storno, bei Bayerischen Beamten (2,5 Prozent) oder Frankfurter und Victoria beide 2,7 Prozent - kaum vorhanden.  

Hohe Verzinsungen

Laut GDV stehen die Lebensversicherer mit einer laufenden Durchschnittsverzinsung ihrer Kapitalanlagen von drei Prozent aktuell noch relativ gut da, weil "der Zins quasi abgeschafft wurde". Hier gibt es aber beim Blick in die Zahlen des Jahres 2019 erhebliche Unterschiede. Stark ist beispielsweise die im internen Run-Off befindliche Bayerische Beamten Lebensversicherung. Sie schafft ohne Berücksichtigung der Zuführung zur Zinszusatzreserve (ZZV) eine Nettoverzinsung der Kapitalanlagen von 5,5 Prozent und verbessert sich damit sogar um 2,1 Prozentpunkte.

Immerhin noch 4,4 Prozent und ein Plus von einem Prozentpunkt schafft die Ideal, die wie kaum ein anderer Versicherer frühzeitig auf Immobilien gesetzt hat. Ebenfalls 4,4 Prozent Nettoverzinsung erreicht die Neue Bayerische Beamten (Plus 1,4 Prozentpunkte). Insgesamt schaffen sieben Gesellschaften das Kunststück, über vier Prozent Zinsen zu erwirtschaften. Weitere zehn Gesellschaften liegen über drei Prozent, darunter Marktführer Allianz mit 3,3 Prozent ohne Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Immerhin 21 Gesellschaften erzielen bei dieser Kennzahl noch eine Verzinsung von über 2,5 Prozent. Der Markt ist aber sehr weit gespreizt. Denn elf Gesellschaften liegen nur noch über zwei Prozent und neun Gesellschaften sogar darunter.

Weitere Details zum Lebensversicherungsmarkt werden in der aktuellen Zahlenanalyse im Septemberheft von Versicherungsmagazin veröffentlicht.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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