Die Pleitewelle bei deutschen Unternehmen hat sich im November etwas abgeschwächt. Bei den Amtsgerichten ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar noch um 18,8 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Das waren aber fast vier Prozentpunkte weniger als im Oktober mit einer Steigerung von 22,4 Prozent. Die Zuwachsraten sind bereits seit Juni zweistellig.
In den vergangenen Jahren sind viele Betriebe wegen Corona und der Energiekrise mit staatlichen Hilfen vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt worden. Der aktuelle Anstieg wird daher von Experten eher als Normalisierung bewertet. Die aktuellen Zahlen liegen auch noch deutlich unter dem Indexwert der Statistik aus dem Jahr 2015. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.
Der verlangsamte Anstieg sei kein Anlass zur Entwarnung, mahnte die Deutsche Industrie- und Handelskammer. "Hohe Kosten für Energie, Zinsen, aber auch für Arbeitskräfte bei gleichzeitig schwacher Nachfrage und Fachkräftemangel bringen mehr und mehr Unternehmen in eine finanzielle Schieflage", sagte Mittelstandsexperte Marc Evers.
Insolvenzverwalter erwarten keine disruptive Insolvenzwelle
Der Berufsverband der Insolvenzverwalter (VID) sieht insbesondere die Immobilienbranche in einem grundlegenden Transformationsprozess. "Der Fall Signa beleuchtet sehr deutlich, dass es viele Unternehmen gab, die in der Niedrigzinsphase im Immobiliensegment investiert haben. Solange der Zinssatz niedrig war, war das Geschäftsmodell erfolgreich. Seit Mitte 2022 sehen wir aber Zinsanhebungen und konsequent eine Korrektur von Preisen und Bewertungen", sagte der VID-Vorsitzende Christoph Niering. Man erwarte aber keine disruptive Insolvenzwelle.
Endgültige Zahlen legte das Bundesamt für die ersten drei Quartale dieses Jahres vor. Demnach meldeten die Amtsgerichte in den neun Monaten 13.270 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 24,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Gläubiger fordern in den Verfahren 21,1 Milliarden Euro, nach 10,8 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.