Wirksamer Schutz vor Überschuldung?

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"Die Restkreditversicherung ist besser als ihr Ruf", diese Meinung vertritt jedenfalls David Furtwängler, CEO und Hauptbevollmächtigter BNP Paribas Cardif Deutschland. Damit nimmt er eine Gegenposition zu Matthias Beenken ein, der kürzlich unter der Überschrift "So viel teurer ist Restschuld" diese Art der Versicherung kritisch beleuchtete. Wir veröffentlichen die Stellungnahme von Furtwängler leicht gekürzt.

"Bei der Restkreditversicherung handelt es sich um eine im Marktvergleich durchaus wettbewerbsfähige Police. In den Medien und in der öffentlichen Diskussion wird allerdings meist ein anderer Eindruck erweckt. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Kommentar von Professor Dr. Matthias Beenken „So viel teurer ist Restschuld“. Beenken stellt mit Hinweis auf die GDV-Veröffentlichung „Die Lebensversicherung in Zahlen 2019“ die Restkreditversicherung als grundsätzlich teurer als Risikolebensversicherungen dar.

Dieser Schlussfolgerung liegt ein vom Autor selbst angestellter Vergleich des durchschnittlichen Beitragssatzes der beiden Versicherungsarten im Verhältnis zur Versicherungssumme zugrunde. Dieser Vergleich wäre allenfalls dann sinnvoll, wenn jeweils die gleiche Versicherungsdeckung und das identische Versicherungskollektiv bei beiden Versicherungsarten angenommen werden darf. Auf das Vorliegen dieser Annahme wird in dem Kommentar allerdings nicht eingegangen, ebenso wenig auf die vielen weiteren Wesensunterschiede dieser verglichenen Produktkategorien. Der Grund für die angeblich höheren Beiträge der Restkreditversicherung so der Kommentar: Die Höhe der Provision.

Doch bei der Beurteilung der Kosten einer Restkreditversicherung lohnt sich eine differenziertere Sichtweise. Erstens lässt sich nicht allein aus höheren Abschlusskosten als bei Risikolebensversicherungen darauf schließen, dass die Restkreditversicherung zu teuer ist. Diese Kosten sind nämlich nur einer von drei wesentlichen Kostenbestandteilen bei der Prämienkalkulation. Hinzu kommen die Risiko- sowie die Verwaltungskosten. Diese sind in der Restkreditversicherung üblicherweise deutlich günstiger als bei Risikolebensversicherungen im Individualversicherungsgeschäft.

Zweitens bietet die Restkreditversicherung für die Verbraucher attraktive Besonderheiten. Zu diesen Besonderheiten zählt die vorgenannte Tatsache, dass die meisten Restkreditversicherungen keine altersdiskriminierenden Tarife anbieten. Versicherte jeden Eintrittsalters, ob Raucher oder Nichtraucher, erhalten den Versicherungsschutz also zum selben Preis. Des Weiteren werden Restkreditversicherungen meist ohne Gesundheitsprüfungen angeboten und es werden keine Personen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Einen Versicherungsschutz bekommen Verbraucher also unabhängig davon, ob etwaige Vorerkrankungen existieren oder ob einem gefährlichen Beruf oder Hobby nachgegangen wird.

Zum Vergleich: Auf dem Individualversicherungsmarkt werden solche erhöhten Risiken von vornherein ausgeschlossen oder allenfalls mit erheblichen Zuschlägen versichert. Vielen Kunden bleibt der Weg in die Risiko-, Kranken- oder Berufsunfähigkeitsversicherung somit versperrt.

Drittens: Anders als die Risikolebensversicherung deckt eine Restkreditversicherung meistens auch das Risiko längerer Krankheit. Das Herzstück der Restkreditversicherung ist aber der Arbeitslosigkeitsversicherungsbaustein. Dieser ist auf dem Individualversicherungsmarkt kaum anzutreffen. Im Sinne des Verbrauchers ist dieser Baustein von enormer Bedeutung, da Arbeitslosigkeit eine der häufigsten Ursachen für Zahlungsschwierigkeiten und sogar Privatinsolvenzen ist.

Im Kommentar unerwähnt bleibt indes die Tatsache, dass selbst innerhalb der Gruppe der Risikolebensversicherungs-Anbieter die Preisspanne weit auseinandergeht. Ein Blick in die einschlägigen Vergleichsportale offenbart Preisunterschiede von bis zu 250 Prozent zwischen einzelnen Angeboten.

Die Restkreditversicherung zählt zu den verbreitetsten Absicherungsinstrumenten bei der Baufinanzierung oder der Finanzierung von hochwertigen Konsumanschaffungen. Eine Untersuchung der HHL Leipzig Graduate School of Management hat beispielsweise ergeben, dass 88 Prozent der Versicherungsnehmer die Absicherung durch eine Restkreditversicherung beruhigt hat. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen sollte die Restkreditversicherung in den Medien und in der öffentlichen Diskussion als das dargestellt werden, was sie ist: ein wirksamer Schutz für die Kreditnehmer und ihre Angehörigen gegen die Gefahr der Überschuldung und Privatinsolvenz."


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Prozentuale Höhe der Invaliditäts- und/oder einer Arbeitslosigkeitszusatzdeckung

Auf die Anfrage der Redaktion, wie viel Prozent der Restschuldversicherungen mit einer Invaliditäts- und/oder einer Arbeitslosigkeitszusatzdeckung verkauft werden, und wie viel Prozent davon wiederum mit einer solitär am Markt verfügbaren Invaliditäts-Deckung beziehungsweise mit einer gesetzlichen Arbeitslosigkeitsversicherung vergleichbar sind, liefert Furtwängler folgende Antwort:

"Die Anzahl der versicherten Personen, die neben der Todesfallabsicherung auch gegen Arbeitsunfähigkeit abgesichert sind beträgt circa 90 Prozent. Die Anzahl der versicherten Personen, die neben der Todesfallabsicherung auch gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit abgesichert sind beträgt circa 60 Prozent. Die Risikobündelung variiert je nach Partner und Produkt.

Restkreditversicherungsprodukte sind nicht ganz mit solitären Absicherungen am Markt vergleichbar. Bei der Restkreditversicherung handelt es sich um eine Kombination mehrerer Versicherungen bzw. Risiken zum Beispiel des Arbeitslosigkeitsrisikos, für das eine solitäre Absicherung am Markt nicht angeboten wird. In einer Analyse können wir darstellen, dass unsere RKV eine Absicherung ist, die den Vergleich mit den Angeboten aus dem Individualversicherungsmarkt nicht zu scheuen braucht. Ganz im Gegenteil. Durch altersunabhängige Tarife und den Verzicht auf Gesundheitsprüfungen können mehr Personen in der RKV ihre Arbeitskraft absichern als am Individualversicherungsmarkt."

Autor(en): David Furtwängler, BNP Paribas Cardif

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