Wie verwenden die Deutschen ihre Lebens- oder Rentenversicherung?

hat das Wiederanlageverhalten der Deutschen nach Auszahlung einer Lebens- und privaten Rentenversicherung unter die Lupe genommen. Auch das Geschäftspotenzial, das sich daraus für Finanzdienstleister generiert, wurde von dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen untersucht.

Bei höherem Auszahlungsbetrag wird sich früher um die Verwendung Gedanken gemacht
2002 war es noch jeder vierte Kunde, der erst bis zu drei Monate vor einer anstehenden Auszahlung seiner Lebens- oder privaten Rentenversicherungen Überlegungen über die weitere Verwendung des Auszahlungsbetrags angestellt hat, 2008 ist es jeder Zweite. Je höher allerdings der zu erwartende Auszahlungsbetrag ist, desto früher machen sich die Versicherten auch Gedanken über die weitere Verwendung des Geldes. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Finanzmarktforschung von TNS Infratest unter insgesamt 2.518 Bundesbürgern, die im Sommer befragt wurden.

Markt fand vor einigen Jahren noch kaum Berücksichtigung
Für die Finanzdienstleister ist das Thema Wiederanlage fälliger Lebens- bzw. privater Rentenversicherungen interessant und als potenzieller Geschäftsbereich erkannt. „Jedes Jahr zahlt die Lebensversicherungsbranche viele Milliarden Euro aus Ablaufleistungen an ihre Kunden aus. Während dieser Markt von den deutschen Versicherern vor einigen Jahren noch kaum beachtet wurde und Banken die Potenziale hier nahezu alleine abschöpften, ist nun zu spüren, dass die Assekuranz sich verstärkt um das Kapital aus Lebens- und privaten Rentenversicherungen bemüht“, sagt Manfred Kreileder, Bereichsleiter in der Finanzforschung von TNS Infratest.

Ein Großteil wird nicht neu angelegt
Die Auszahlungsempfänger geben mit 37 Prozent das Geld noch immer am häufigsten für Anschaffungen wie beispielsweise Autos, Reisen etc. aus. In jedem fünften Fall werden Kredite von dem frei werdenden Kapital getilgt. Ebenfalls beliebt ist der Erwerb bzw. die Renovierung von Immobilien. „Dieses Ergebnis lässt erkennen, dass die Deutschen einen Großteil der Auszahlungssumme aus Lebens- bzw. privaten Rentenversicherungen nicht neu anlegen“, so Kreileder.

Kurzfristige Geldanlagen beliebt
Am beliebtesten unter den Geldanlagen seien kurzfristige Anlagemöglichkeiten ohne feste Laufzeit. Diese Beobachtung zeige, dass Wiederanlageprodukte an diesem Aspekt ausgerichtet werden müssen. Banken können diesem Punkt leichter gerecht werden als Versicherer, da ihre Abschlussquoten noch immer über denen der Versicherungsgesellschaften lägen. Die ältere Bevölkerung, die klassischer Weise die Auszahlungen erhalte, wolle sich nicht langfristig binden, sondern das Geld flexibel und ohne feste Laufzeit anlegen, führt Kreileder aus.

Beratungs- und Anlagepotenzial transparent machen
Spürbar sei, dass die Lebensversicherungsbranche sich zum Ziel gesetzt habe, frei werdendes Kapital verstärkt im eigenen Unternehmen zu binden. So arbeite die Branche seit einigen Jahren an neuen Wiederanlageprodukten. „Noch immer suchen jedoch Auszahlungsempfänger in Deutschland deutlich seltener Beratung bei Versicherungsgesellschaften als bei Bankinstituten, wenn es um die Wiederanlage geht“, erläutert Studienleiterin Gitta Baensch, Senior Consultant in der Finanzforschung von TNS Infratest.

„Der Versicherungsbranche ist es noch nicht gelungen ihr Beratungs- und Anlagepotenzial Kunden transparent zu machen“, so Baensch. Deutlich mehr Eigeninitiative würden jedoch die Versicherer im Gegensatz zu Bankinstituten und unabhängigen Finanzberatern aufweisen, wenn es darum geht, Kunden Beratungsleistung zur Wiederanlage anzubieten. Bevorzugt in Anspruch genommen werde jedoch deutlich häufiger das Beratungsangebot von Banken.


Das Management Summary zu der Studie „Wiederanlage von Ablaufleistungen der Lebensversicherung bzw. privaten Rentenversicherung“ kann bei gitta.baensch@tns-infratest.com bestellt werden (Kosten: 600 Euro zzgl. MwSt.).

Autor(en): Susanne Niemann

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