Seit 10. März 2021 müssen aufgrund der EU-Transparenzverordnung (TVO) alle Finanzmarktteilnehmer ihren Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit auf ihren Internetseiten offenlegen. Das Analysehaus Franke und Bornberg hat sich angeschaut, wie die zehn größten Lebensversicherer die TVO umgesetzt haben.
Haben die Lebensvermittler inzwischen die TVO-Vorgaben auf ihren Internetseiten integriert? Das Team Nachhaltigkeit von Franke und Bornberg hat in einer Stichprobe die Internetauftritte der zehn größten Lebensversicherer unter die Lupe genommen. Untersucht wurden Allianz, Axa, Debeka, Eego, Generali, HDI, Huk-Coburg, R+V, Versicherungskammer Bayern (VKB) sowie Zurich.
Die Rater kommen zu folgenden Ergebnissen:
- Alle zehn Versicherer informieren zu den Artikeln 3, 4 und 5 der TVO, aber mit unterschiedlichem Umfang. Denn der Gesetzgeber macht keine genauen Angaben zu den offenzulegenden Informationen. Einige Gesellschaften setzen offenbar auf Menge. "Im Durchschnitt aller Gesellschaften hätten die Informationen je Unternehmen immerhin sieben Blätter Papier verbraucht. Nicht immer besteht aber ein Zusammenhang zwischen Länge und Informationsgehalt", so die Experten.
- Alle untersuchten Versicherer stellen die Informationen zur TVO auf einer gesonderten Seite in ihrem Internetauftritt bereit. Der Weg zu dieser Seite sei allerdings sehr unterschiedlich zu finden. Wenn die Seite nicht verlinkt ist, sei die Suche schwierig. "In einem Fall der Stichprobe musste bei der Gesellschaft angefragt werden, wo sie die Informationen verortet hat", heißt es in der Pressemeldung von Franke und Bornberg. Versicherer wie Allianz, Ergo, VKB und Zurich informierten zusätzlich auf den jeweiligen Produktseiten, beispielsweise durch Verlinkung auf die zentrale Seite.
- Alle untersuchten Versicherer erfüllen alle Veröffentlichungspflichten. Einige gingen aber noch weiter. Drei Versicherer haben neben den geforderten Ausschlusskriterien auch eine Positivliste definiert.
- Die Mehrheit verpflichte sich auf Konventionen zur Nachhaltigkeit. Sechs von zehn Versicherern haben die UN PRI-Konvention unterzeichnet, eine Investoreninitiative der Vereinten Nationen, die Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage fördert. Drei von ihnen verpflichten sich zusätzlich auf die "UN-Principles for Sustainable Insurance" (PSI), also UN-Prinzipien für nachhaltige Versicherungen.
- Einige der untersuchten Versicherer präsentierten sich schlechter als sie sind. Sie verzichteten, "wissentlich oder unbeabsichtigt, auf Angaben, beispielsweise beim Ausschlusskriterium Waffen oder der Unterzeichnung der PRI".
"Nachhaltigkeit ist längst kein Exotenthema mehr. Nach einigem Zögern nimmt die Versicherungswirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit jetzt deutlich Fahrt auf. Dass die größten Gesellschaften nicht nur ihren Informationspflichten nachkommen, sondern mittlerweile eigene Bewertungsmaßstäbe für nachhaltiges Handeln entwickelt haben, stimmt optimistisch. Schließlich bedeutet versichern, Zukunft zu managen." Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer, Franke und Bornberg
Quelle: Franke und Bornberg
Autor(en): versicherungsmagazin.de