Die Gehälter der elf Vorstände in der Konzernspitze der Allianz Group beliefen sich letztes Jahr zusammen auf nahezu 23 Millionen Euro. Was verdient ein einzelnes Vorstandsmitglied eines Assekuranz-Unternehmens? Spätestens seit die Bundesregierung eine Kommission einsetzte, die Eckpfeiler für den "Deutscher Corporate Governance Kodex" bestimmte und im Mai letzten Jahres eine Entsprechenserklärung publik machte, geloben zahlreiche Versicherungsgesellschaften hierzulande mehr Transparenz in Fragen der Vorstands- und Aufsichtsratsgehälter sowie -Tätigkeiten und bei der Rechnungslegung und der Publizität.
Der Governance Kodex formuliert als Regelwerk, wie sich börsennotierte Firmen verhalten und was sie mitteilen sollten. Der Nutzen der rechtlich unverbindlichen Standards lautet: Wer folgt, macht sich attraktiv für ausländisches Kapital und fit für internationale Finanzmärkte. Über die Entsprechenserklärung (eingefügt durch das Transparenz- und Publizitätsgesetz vom 26.07.2002) bildet der Kodex eine gesetzliche Grundlage.
Ärztevorstände legen alles offen
Während zu Beginn dieser Woche die Ärztevorstände der gesetzlichen Krankenkassen sowie der Vertragsärztevereinigungen und der Vertragszahnärztevereinigungen ihre Vorstandsbezüge offen legten, fehlt allerdings in dieser Hinsicht der detaillierte Durchblick in der privaten Versicherungswirtschaft.
"Die Offenlegung der Vorstandsgehälter ist im Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung verankert", ist aus dem Ministerium von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zu der jüngsten Entwicklung zu hören.
Keine Details
Im Assekuranzbereich zeigt sich Marktführer Allianz informativ und widmet dem auf Transparenz ausgerichteten Kodex mehrere Seiten seines Geschäftsberichts 2003. Doch so richtig ins Detail mag man beim Global Player offensichtlich nicht gehen. Es ist zwar abzulesen, dass die elf Mitglieder des Vorstands der Allianz Group, Konzern Dach für die zahlreichen Allianz Gesellschaften weltweit, im Jahr 2003 zusammen 22,86 (2002: 17,45) Millionen Euro an fixen und variablen Bezügen einsteckten, doch wie hoch die Einkünfte des Vorsitzenden des Vorstands Michael Diekmann oder der anderen Vorstandsmitglieder im Detail ausfielen, wird nicht gesagt.
"Wir sind der Ansicht, dass ein Individualausweis für den Kapitalmarkt nicht mehr relevante Informationen enthält als ein detaillierter kollektiver Ausweis", entgegnet Allianz Sachgruppen-Chef Reiner Hagemann möglichen Kritikern.
Datenschutz und Persönlichkeitsrecht
Auch über die Details der aktienbezogenen Vergütung der elf Allianz Vorstände von zuletzt 9,5 (Vorjahr 5,2) Millionen Euro schwiegt man sich aus. Die bisherige Praxis habe gezeigt, dass ein individueller Ausweis tendenziell die Vergütung für die einzelnen Vorstandsmitglieder nivelliert, was den Interessen der Gesellschaft und der Aktionäre widerspreche, so der Kommentar aus München. Im Übrigen verletze eine personifizierte Angabe den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen.
Auch die jüngste börsennotierte Gesellschaft unter den europaweit tätigen deutschen Finanzdienstleistern, AWD AG, macht nur pauschale Angaben zu den Vorstandsgehältern. Danach betrugen die Gesamtvergütungen der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2003 insgesamt 2,1 (Vorjahr 1,9) Millionen Euro – davon 1,4 Millionen als fixe und 0,7 Millionen Euro als variable Bezüge. "Wenn der Trend im Markt dahin geht, dass alle Gesellschaften Details nennen, werden auch wir unsere Gehälter einzeln offen legen", erklärt AWD-Finanz-Chef Ralf Brammer.
Das AWD-Vorstands-Triumvirat Carsten Maschmeyer (Vorsitzender) sowie Friedemann Derndinger und Ralf Brammer hat im Vergleich zu anderen börsennotierten Gesellschaften auf dem Finanzsektor geradezu geringe Jahreseinkünfte.
GDV: Kein Problem
Für Versicherungskonzerne sei die Einhaltung des Kodex kein Problem, meint Klaus-Wilhelm Knauth, GDV Geschäftsführer Zentrale Bereiche. "Die Unternehmen unterliegen der Prüfung des Bundesaufsichtsamtes und scheuen daher Offenheit nicht." Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist man der Ansicht, dass der Kodex neues Vertrauen schaffe und Großanleger überzeuge. Sorgen, dass der rechtlich nicht bindende Kodex zu einem "Papiertiger" werden könnte, hege man. In der GDV-Rechtsabteilung ist man sicher, dass der Druck des Kapitalmarkts auf Unternehmen unvergleichlich groß werde, wenn man sich nicht an den Kodex halte.
Ruf nach Ehren-Kodex wird lauter
Die Kritik an den bestehenden Zuständen war zuletzt sehr massiv geworden. Nicht zuletzt die Ereignisse um die Mannheimer ließen den Ruf nach ethischen Grundsätzen auf der Basis des Corporate Governance Kodex immer lauter werden. Das hieß es, dass Aktionärsinteressen missachtet würden. Außerdem seien Aufsichträte meist abhängig von den Vorständen. So sei verständlich, dass Internationale Großinvestoren wie Pensionsfonds und Investmentbanken fehlende Transparenz, Kontrollen und Anlegerorientierung deutscher Kapitalgesellschaften bemängeln.
Der Governance Kodex formuliert als Regelwerk, wie sich börsennotierte Firmen verhalten und was sie mitteilen sollten. Der Nutzen der rechtlich unverbindlichen Standards lautet: Wer folgt, macht sich attraktiv für ausländisches Kapital und fit für internationale Finanzmärkte. Über die Entsprechenserklärung (eingefügt durch das Transparenz- und Publizitätsgesetz vom 26.07.2002) bildet der Kodex eine gesetzliche Grundlage.
Ärztevorstände legen alles offen
Während zu Beginn dieser Woche die Ärztevorstände der gesetzlichen Krankenkassen sowie der Vertragsärztevereinigungen und der Vertragszahnärztevereinigungen ihre Vorstandsbezüge offen legten, fehlt allerdings in dieser Hinsicht der detaillierte Durchblick in der privaten Versicherungswirtschaft.
"Die Offenlegung der Vorstandsgehälter ist im Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung verankert", ist aus dem Ministerium von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zu der jüngsten Entwicklung zu hören.
Keine Details
Im Assekuranzbereich zeigt sich Marktführer Allianz informativ und widmet dem auf Transparenz ausgerichteten Kodex mehrere Seiten seines Geschäftsberichts 2003. Doch so richtig ins Detail mag man beim Global Player offensichtlich nicht gehen. Es ist zwar abzulesen, dass die elf Mitglieder des Vorstands der Allianz Group, Konzern Dach für die zahlreichen Allianz Gesellschaften weltweit, im Jahr 2003 zusammen 22,86 (2002: 17,45) Millionen Euro an fixen und variablen Bezügen einsteckten, doch wie hoch die Einkünfte des Vorsitzenden des Vorstands Michael Diekmann oder der anderen Vorstandsmitglieder im Detail ausfielen, wird nicht gesagt.
"Wir sind der Ansicht, dass ein Individualausweis für den Kapitalmarkt nicht mehr relevante Informationen enthält als ein detaillierter kollektiver Ausweis", entgegnet Allianz Sachgruppen-Chef Reiner Hagemann möglichen Kritikern.
Datenschutz und Persönlichkeitsrecht
Auch über die Details der aktienbezogenen Vergütung der elf Allianz Vorstände von zuletzt 9,5 (Vorjahr 5,2) Millionen Euro schwiegt man sich aus. Die bisherige Praxis habe gezeigt, dass ein individueller Ausweis tendenziell die Vergütung für die einzelnen Vorstandsmitglieder nivelliert, was den Interessen der Gesellschaft und der Aktionäre widerspreche, so der Kommentar aus München. Im Übrigen verletze eine personifizierte Angabe den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen.
Auch die jüngste börsennotierte Gesellschaft unter den europaweit tätigen deutschen Finanzdienstleistern, AWD AG, macht nur pauschale Angaben zu den Vorstandsgehältern. Danach betrugen die Gesamtvergütungen der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2003 insgesamt 2,1 (Vorjahr 1,9) Millionen Euro – davon 1,4 Millionen als fixe und 0,7 Millionen Euro als variable Bezüge. "Wenn der Trend im Markt dahin geht, dass alle Gesellschaften Details nennen, werden auch wir unsere Gehälter einzeln offen legen", erklärt AWD-Finanz-Chef Ralf Brammer.
Das AWD-Vorstands-Triumvirat Carsten Maschmeyer (Vorsitzender) sowie Friedemann Derndinger und Ralf Brammer hat im Vergleich zu anderen börsennotierten Gesellschaften auf dem Finanzsektor geradezu geringe Jahreseinkünfte.
GDV: Kein Problem
Für Versicherungskonzerne sei die Einhaltung des Kodex kein Problem, meint Klaus-Wilhelm Knauth, GDV Geschäftsführer Zentrale Bereiche. "Die Unternehmen unterliegen der Prüfung des Bundesaufsichtsamtes und scheuen daher Offenheit nicht." Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist man der Ansicht, dass der Kodex neues Vertrauen schaffe und Großanleger überzeuge. Sorgen, dass der rechtlich nicht bindende Kodex zu einem "Papiertiger" werden könnte, hege man. In der GDV-Rechtsabteilung ist man sicher, dass der Druck des Kapitalmarkts auf Unternehmen unvergleichlich groß werde, wenn man sich nicht an den Kodex halte.
Ruf nach Ehren-Kodex wird lauter
Die Kritik an den bestehenden Zuständen war zuletzt sehr massiv geworden. Nicht zuletzt die Ereignisse um die Mannheimer ließen den Ruf nach ethischen Grundsätzen auf der Basis des Corporate Governance Kodex immer lauter werden. Das hieß es, dass Aktionärsinteressen missachtet würden. Außerdem seien Aufsichträte meist abhängig von den Vorständen. So sei verständlich, dass Internationale Großinvestoren wie Pensionsfonds und Investmentbanken fehlende Transparenz, Kontrollen und Anlegerorientierung deutscher Kapitalgesellschaften bemängeln.
Autor(en): Marianne Storck