Die Lebensversicherer haben einen ganz schweren Stand - zumindest aus der Sicht der Verbraucherschützer. Dies zeigen die Diskussionen auf dem Kongress "Finanzdienstleistungen in Krisenzeiten", des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff). Besonders erfolgreich ist die Kampagne gegen die Riester-Rente, die vom Bund der Versicherten, der Bürgerbewegung Finanzwende und dem Verbraucherzentrale Bundesverband gemeinsam getragen wird. Der politisch motivierte Reformstau bei der staatlich geförderten Altersvorsorge und hohe Bürokratiekosten haben das Produkt immer unattraktiver werden lassen. Auch in den Augen der Anbieter. Das ist Wasser auf die Mühlen der Verbraucherschützer. Nun können sie der Branche zusätzlich vorwerfen, dass es kaum noch Angebote gibt.
Positive Studien - etwa der Deutschen Rentenversicherung - die zum Schluss kommt, dass sich Riester für Familien mit Kindern lohnt - werden ignoriert. Und das Manko, dass die Branche aufgrund fehlender Rahmenbedingungen für die Zukunft der Riester-Rente, kein günstiges Standardprodukt vorgestellt hat, wird ebenfalls genüsslich von Verbraucherschützern als Unmöglichkeit eines wirklichen Reformwillens zelebriert. Nun hat der Cheflobbist der Altersvorsorge - Peter Schwark - sogar eine mögliche Umbenennung der Riester-Rente nicht ausgeschlossen. Denn der Name ist längst verbrannte Erde.
Verbraucherschützer haben immer die Nase vorn
Daher kündigen viele Kunden ihre Riester-Police förderschädlich oder besparen sie nicht weiter. Was dann wieder als Beweis der Unattraktivität gilt. In diesem Teufelskreislauf haben die Verbraucherschützer immer die Nase vorne. Mit Riester ist somit kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Noch schlimmer: Die Basis der gesamten Branche leidet unter der Behauptung, viele Lebensversicherer seien gar nicht mehr solvent und würden künstlich am Leben erhalten.
Kern der Kritik sind die Übergangsmaßnahmen, die den Lebensversicherern bis 2032 erlauben ihr Kapitalanlage- und Produktportfolio so umzubauen, dass die Risikotragfähigkeit von 100 Prozent nach dem neuen Aufsichtsregime Solvency II erreicht wird. Der Übergang wird von der Aufsichtsbehörde überwacht. Argumente, dass es nur fair ist, Unternehmen die Chance zu geben, sich langfristig auf neues Kontrollrecht in Ruhe vorzubereiten, verhallen bei den Verbraucherschützern sang- und klanglos.
Ausgerechnet Pensionskassen als Vorbilder
Stattdessen werden ausgerechnet die deregulierten Pensionskassen, die Renten kürzen mussten - jahrelang die empfohlenen Lieblinge der Verbraucherschützer - als Vorboten des Untergangs dargestellt. Sie unterliegen - weil es eine Trägerhaftung der Unternehmen gibt - eben nicht dem strengen Aufsichtsregime der regulierten Lebensversicherer.
Last, but not least verweisen die Verbraucherschützer darauf, dass mit der Vorsorge über die Zinszusatzreserve nicht Sicherheit für die Altgarantien hergestellt werde, sondern Kundengelder zweckentfremdet. "Wenn man Falsches immer wieder wiederholt, wird es nicht richtig", merkte der neue Chef der Deutschen Aktuarvereinigung Herbert Schneidemann an. Doch es wirkt nachhaltig imageschädigend. Daher werden die Verbraucherschützer weiter dominieren.
Vermittler müssen sich mit Vorurteilen auseinandersetzen
Vermittler müssen sich mit diesen Vor-Urteilen bei der täglichen Beratung auseinandersetzen. Anscheinend klappt das noch ganz gut, denn selbst im Corona-Jahr 2020 konnten 4,6 Millionen neue Altersvorsorgepolicen vermittelt werden und das Minus bei den Einnahmen lag mit 103 Milliarden Euro lediglich bei 0,4 Prozent. Eine Abstimmung der Kunden mit den Füßen gegen die "wohlmeinenden" Verbraucherschützer!
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek