Sie sehen sich als hybride Wesen, als eine bunte Mischung aus Unternehmer, Makler, Redakteur, Blogger und Youtuber. Privatleben ist ihnen wichtig, Geld weniger. Wachstum auch eher sekundär. Sie sind jung und mischen die 50plus-Szene der klassischen Makler auf: Sebastian Kunkel und Mario Müller.
Sebastian Kunkel, bester Jungmakler 2017, und Mario Müller haben auf dem Unternehmertag in Frankfurt am Main, initiiert vom Institut Ritter aus Sangerhausen und begleitet von Versicherungsmagazin und BVK, ihre Unternehmensphilosophie präsentiert. Teils kritisch beäugt, teil mit anerkennendem Schulterklopfen kommentiert. Sie gehören zu den jungen Wilden der Versicherungslandschaft, Charakterköpfe von den traditionellen Versicherern anfänglich ängstlich beobachtet, später gut oder schlecht kopiert, manchmal einfach geschluckt oder als kompetente Partner aufgenommen.
Sebatian Kunkel lebt seit geraumer Zeit auf Mallorca, berät und informiert seine - meist jungen - Kunden via Youtube. Äußerst erfolgreich. In kurzen Video-Sequenzen erklärt er seinem potenziellen Klientel, meist mit viel Humor garniert, warum sie welche Versicherung brauchen und was diese leistet. Ganz klassisch hat er bei einem Versicherungsmakler angefangen, dort viel Wichtiges für sein weiteres Fortkommen gelernt, hat aber doch bald gemerkt, dass die Jungen eine andere Ansprache brauchen und wollen. Doch er weiß auch, im Internet reichen reißerische Teaser nicht aus, auch dort müssen die Inhalte stimmen.
Mario Müller (auf dem Photo rechts) ist Geschäftsführer der „transparent beraten Maklerservice UG“. Das Unternehmen aus Berlin sieht sich, so die Definition von Müller, nicht in erster Linie als Makler, sondern zu 90 Prozent als Lead-Produzent und -Verkäufer. Nur zehn Prozent des Geschäftsfeldes liefert Beratungsleistung.
"Versicherungen sind nicht sexy, sie sind langweilig"
Der schlaksige junge Mann mit den aschblonden Haaren beschreibt trocken-lakonisch wie er Versicherungen und seine Herangehensweise an diese sieht: „Versicherungen sind nicht sexy, sie sind langweilig. Daran ändern wir auch nichts, doch wir holen die Kunden dort ab, wo sie nach Versicherungen suchen.“ Das ist mal eine ordentliche Watschen gegenüber dem üblichen Marketing-Sprech vieler Versicherer.
Stolze 3.000 bis 4.000 Kontaktanfragen pro Monat erreicht das Team von „Transparent beraten“. Davon und von den späteren Verträgen machen circa ein Viertel Personenversicherungen, gut drei Viertel Sachversicherungen aus. Wie viele Interessenten aber am Ende wirklich Kunde werden, kann Müller nicht genau sagen. Nicht weil er es nicht verraten will, sondern weil es ihn nicht so richtig interessiert. Diesen Eindruck vermittelt er bei der Konferenz in Frankfurt jedenfalls. Denn Zahlen schmecken ihm wohl zu sehr nach „Geld verdienen, in Provisionen denken“. Doch genau das will er nicht. Er will die Kunden gut, transparent und fair beraten. O-Ton Müller: „Wir setzen auf Qualität, nicht auf schnelles Geld. Und mit Qualität kann man punkten. Das braucht etwas Zeit, die aber nur wenige investieren wollen.“
Keine Millionen bei Investoren eingesammelt
Man ist geneigt ihm zu glauben. Eine Sache spricht eindeutig dafür: Er hat für seine Unternehmen nicht wie viele Fintechs und Insurtechs Millionen Euro eingesammelt. Das schränkt ihn ein, macht ihn unfrei. Er will auf keinen Fall abhängig sein von wachstumsorientierten Investoren, die seiner Ansicht nach, nur den schnellen Euro wollen.
Doch trotzdem kann er seine meist festangestellten Mitarbeiter bezahlen, sagt er. Aktuell sind dies acht ambitionierte Menschen. Sie sind entweder Berater, Redakteure, Redaktionsleiter oder Entwickler. Oder eben manchmal alles auf einmal, eben Hybride.
Ganz ohne finanzielle Anreize geht es nicht
Anfänglich hat er ganz auf Provisionszahlungen verzichtet, verzichten wollen. Doch ganz ohne finanzielle Anreize ging es dann wohl doch nicht. Denn eine „provisionsgetriebene Bezahlung“ lehnt er ab. Einige Makler im Otto-Stern-Zentrum, einem Hörsaal auf dem Campus der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt, ziehen irritiert die Brauen nach oben, verziehen amüsiert das Gesicht.
Müller konkretisiert auf Nachfragen von Steffen Ritter, der den Unternehmertag initiiert hat und diesen auch moderiert, das Konzept seines Maklerservice: „Wir kopieren eigentlich nur das, was schon gut läuft und verbessern dies noch ein wenig." Erfrischend ehrlich. Nicht unerwähnt lassen möchte er aber noch eines: „Kunden, die zufrieden sind und uns weiterempfehlen, sind uns wichtig.“
Wir kopieren eigentlich nur das, was schon gut läuft und verbessern dies noch ein wenig.
Redaktionelle Beiträge locken (neue) Kunden an
Und wenn Kunden nicht via Weiterempfehlung auf die Plattform aufmerksam werden, wie dann? „Die Kunden kommen wegen unserer Texte zu uns, wegen unserer Geschichten und Expertentipps“. Beliebt augenblicklich vor allem die Rubrik „Ratgeber“. Dort erfahren die unterschiedlichsten Kundengruppen viel Wissenswertes zu den unterschiedlichsten Themen.
Zum Beispiel: „Klassenfahrten und Versicherungen: das sollten Sie wissen!“, „Wie sind Arbeitnehmer in der Mittagspause versichert?“ oder „Leben ohne Krankenversicherung – kann das gut gehen?“
Und wen die Ratgeber, das Magazin oder die Versicherungspalette nicht sofort zum längeren Verweilen auf www.transparent-beraten.de überzeugt, den halten vielleicht die diversen kuriosen Zitate von Versicherungskunden aus aller Welt: „Ich brauche keine Lebensversicherung. Ich möchte, dass alle richtig traurig sind, wenn ich einmal sterbe.“
Autor(en): Meris Neininger