Wir wirkt sich die neue Regulatorik auf das Asset Management von Versicherern aus? Wie gestalten sich die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Kapitalanlage bei niedrigen Zinsen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der 6. Wiesbadener Versicherungskongress. Rund 120 Besucher waren hierfür in die hessische Landeshauptstadt gekommen. So viel wie noch nie. Ein Zeichen dafür, dass die Finanzdienstleistungsbranche nach griffigen Antworten sucht.
„Die Zinsen werden noch lange am Boden bleiben. Und wenn sie dann steigen sollten, werden sie dies nur langsam, graduell tun und nicht wie sonst üblich schnell. Die Branche und unser Haus können dieses Niedrigzinsniveau aber noch eine Weile ganz gut durchhalten. Und ein japanisches Szenario, sprich derartig niedrige Zinsen über einen Zeitraum von 20 Jahren erwarten wir nicht“, so die gedämpft optimistische Haltung von Marc Michallet, Bereichsleiter Portfoliomanagement bei der R+ V Versicherungsgruppe.
Was dagegen den Lenkern bei der R+V und Michallet weitaus mehr Bauchschmerzen bereitet, ist die weltweit fallende Inflation und die steigende Deflationsgefahr. „Der Euroraum steht kurz vor der Deflation“, konkretisierte er das für ihn ersichtliche Szenario. Und ob die für März 2015 angedachte Zinserhöhung wirklich kommt, ist noch sehr unsicher, so die Einschätzung des Portfolio-Spezialisten.
Bei den Garantien mehr Flexibilität zeigen
Wie mit Garantien künftig verfahren werden sollte, gab Michallet auch einen Einblick in die Philosophie seines Hauses. Wissend, dass Garantien Eigenkapitaltreiber sind, müsste die Branche trotzdem intensiver darüber nachdenken, in Zukunft stärker auf flexiblere, kürzere, niedrigere oder gespreizte Garantien zu setzen. In diesem Kontext wies der Versicherungsexperte darauf hin, dass grundsätzlich jedes Unternehmen den Höchstrechnungszins freiwillig tiefer setzen kann.
Seit 2008 sind diverse Initiativen gelaufen, so zum Beispiel die Erhöhung der Solvabilitätsanforderungen bei Banken (Basel III) und Versicherern (Solvency II), die verschärfte Regulierung des Verkaufs von Finanzprodukten, die Vereinheitlichung und Strukturreform der internationalen Regulierung, die
Überarbeitung der Aufsichtsstrukturen oder die Bekämpfung von Steueroasen und neue Steuern für Finanzunternehmen. All diese Aktivitäten müsste man sinnvoll verzahnen, sie (endlich) zum Laufen bringen und/oder sich fragen, ob das ursprünglich Gewollte wirklich erreicht wurde, so die Position von Michallet. Die logische Schlussfolgerung für den R+V-Mann: Wir brauchen dringend ein Regulierungsmoratorium.
Zinsdilemma mit historischer Dimension
Als Umbruch mit historischem Ausmaß bezeichnete Dr. Axel Wehling, Mitglied der GDV-Geschäftsführung (siehe Bild), sogar die momentane Zinsproblematik und die aufsichtsrechtlichen Maßnahmen. Als wichtiges Regulativ erachtet er in diesem Umfeld Eiopa, um zu verhindern, dass die Europäische Zentralbank zu stark wird. Wenn Eiopa aber künftig ein größerer Machtfaktor würde, stelle sich aber auch die Frage, wie die künftige Position der Bafin aussehe. Doch ganz gleich, wie die künftigen Machtverhältnisse aussehen werden, zeigte er sich davon überzeugt, dass die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft zunehmen wird.
Abschaffung der Anlagenverordnung soll Erleichterung bringen Die Bedingungen für Infrastrukturinvestitionen müssen verbessert werden. Dafür müssen aber auch die EU-Entflechtungsvorschriften gelockert und Rechtssicherheit sowie Vertrauen müssen sichergestellt werden, gab Dr. Wehling zu bedenken.
Die Abschaffung der Anlagenverordnung zum 1. Januar 2016 wird die Investitionsmöglichkeiten der Unternehmen in Infrastrukturprojekte erleichtert. Darum begrüßt der GDV auch die augenblickliche Überarbeitung und geplante spätere Abschaffung dieser Verordnung.
Infrastrukturprojekte sind gefragt, aber nicht von jedem zu handhaben
Aber vor allem für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen sind Infrastrukturprojekte ein schwieriges Unterfangen, denn sie verlangen viel Know-how von den Umsetzenden. Die KMUs fühlen sich bei diesem Thema aber zu wenig vom GDV unterstützt, so eine Stimme aus dem Publikum. Wehling setzte dagegen, dass er nur den Rahmen für derartige Projekte schaffen könne, das diesbezügliche Wissen müssten die Häuser noch aufbauen, hier bestünde noch viel Informationsbedarf.
Andere und machbarere Investitionsfelder sieht Wehling in den erneuerbaren Energien. Hier müssten die Investitionsmöglichkeiten aber noch vereinfacht werden. Eine Option wäre auch die Investition in die Segmente Hypotheken und Private Equity, eine verstärkte Investition in Aktien erachtet der GDV-Fachmann als fraglich.
Ein Fazit von Wehling: Die Risikotragfähigkeit der Versicherer muss erhöht werden und die Gesellschaft sowie das Finanzsystem muss wieder in den geldpolitischen Normalmodus zurückkehren.
Bildquelle: Meris Neininger
„Die Zinsen werden noch lange am Boden bleiben. Und wenn sie dann steigen sollten, werden sie dies nur langsam, graduell tun und nicht wie sonst üblich schnell. Die Branche und unser Haus können dieses Niedrigzinsniveau aber noch eine Weile ganz gut durchhalten. Und ein japanisches Szenario, sprich derartig niedrige Zinsen über einen Zeitraum von 20 Jahren erwarten wir nicht“, so die gedämpft optimistische Haltung von Marc Michallet, Bereichsleiter Portfoliomanagement bei der R+ V Versicherungsgruppe.
Was dagegen den Lenkern bei der R+V und Michallet weitaus mehr Bauchschmerzen bereitet, ist die weltweit fallende Inflation und die steigende Deflationsgefahr. „Der Euroraum steht kurz vor der Deflation“, konkretisierte er das für ihn ersichtliche Szenario. Und ob die für März 2015 angedachte Zinserhöhung wirklich kommt, ist noch sehr unsicher, so die Einschätzung des Portfolio-Spezialisten.
Bei den Garantien mehr Flexibilität zeigen
Wie mit Garantien künftig verfahren werden sollte, gab Michallet auch einen Einblick in die Philosophie seines Hauses. Wissend, dass Garantien Eigenkapitaltreiber sind, müsste die Branche trotzdem intensiver darüber nachdenken, in Zukunft stärker auf flexiblere, kürzere, niedrigere oder gespreizte Garantien zu setzen. In diesem Kontext wies der Versicherungsexperte darauf hin, dass grundsätzlich jedes Unternehmen den Höchstrechnungszins freiwillig tiefer setzen kann.
Seit 2008 sind diverse Initiativen gelaufen, so zum Beispiel die Erhöhung der Solvabilitätsanforderungen bei Banken (Basel III) und Versicherern (Solvency II), die verschärfte Regulierung des Verkaufs von Finanzprodukten, die Vereinheitlichung und Strukturreform der internationalen Regulierung, die
Überarbeitung der Aufsichtsstrukturen oder die Bekämpfung von Steueroasen und neue Steuern für Finanzunternehmen. All diese Aktivitäten müsste man sinnvoll verzahnen, sie (endlich) zum Laufen bringen und/oder sich fragen, ob das ursprünglich Gewollte wirklich erreicht wurde, so die Position von Michallet. Die logische Schlussfolgerung für den R+V-Mann: Wir brauchen dringend ein Regulierungsmoratorium.
Zinsdilemma mit historischer Dimension
Als Umbruch mit historischem Ausmaß bezeichnete Dr. Axel Wehling, Mitglied der GDV-Geschäftsführung (siehe Bild), sogar die momentane Zinsproblematik und die aufsichtsrechtlichen Maßnahmen. Als wichtiges Regulativ erachtet er in diesem Umfeld Eiopa, um zu verhindern, dass die Europäische Zentralbank zu stark wird. Wenn Eiopa aber künftig ein größerer Machtfaktor würde, stelle sich aber auch die Frage, wie die künftige Position der Bafin aussehe. Doch ganz gleich, wie die künftigen Machtverhältnisse aussehen werden, zeigte er sich davon überzeugt, dass die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft zunehmen wird.
Abschaffung der Anlagenverordnung soll Erleichterung bringen Die Bedingungen für Infrastrukturinvestitionen müssen verbessert werden. Dafür müssen aber auch die EU-Entflechtungsvorschriften gelockert und Rechtssicherheit sowie Vertrauen müssen sichergestellt werden, gab Dr. Wehling zu bedenken.
Die Abschaffung der Anlagenverordnung zum 1. Januar 2016 wird die Investitionsmöglichkeiten der Unternehmen in Infrastrukturprojekte erleichtert. Darum begrüßt der GDV auch die augenblickliche Überarbeitung und geplante spätere Abschaffung dieser Verordnung.
Infrastrukturprojekte sind gefragt, aber nicht von jedem zu handhaben
Aber vor allem für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen sind Infrastrukturprojekte ein schwieriges Unterfangen, denn sie verlangen viel Know-how von den Umsetzenden. Die KMUs fühlen sich bei diesem Thema aber zu wenig vom GDV unterstützt, so eine Stimme aus dem Publikum. Wehling setzte dagegen, dass er nur den Rahmen für derartige Projekte schaffen könne, das diesbezügliche Wissen müssten die Häuser noch aufbauen, hier bestünde noch viel Informationsbedarf.
Andere und machbarere Investitionsfelder sieht Wehling in den erneuerbaren Energien. Hier müssten die Investitionsmöglichkeiten aber noch vereinfacht werden. Eine Option wäre auch die Investition in die Segmente Hypotheken und Private Equity, eine verstärkte Investition in Aktien erachtet der GDV-Fachmann als fraglich.
Ein Fazit von Wehling: Die Risikotragfähigkeit der Versicherer muss erhöht werden und die Gesellschaft sowie das Finanzsystem muss wieder in den geldpolitischen Normalmodus zurückkehren.
Bildquelle: Meris Neininger
Autor(en): Meris Neininger