Der Tod des Inhabers oder wichtiger Schlüsselpersonen wird von kleinen und mittelständischen Unternehmen als bedeutendes Risiko wahrgenommen. Die Konsequenzen daraus werfen jedoch Fragen auf.
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zeichnen sich nach den üblichen Definitionen nicht nur dadurch aus, dass ihre Mitarbeiterzahlen auf maximal unter 500 Personen sowie die Umsätze auf bis zu 50 Millionen Euro begrenzt sind. Als weiteres Merkmal wird oft genannt, dass KMU inhabergeführte Unternehmen sind. Im Unterschied dazu werden Großunternehmen meist durch angestellte Manager geleitet. Diese sind bei aller Wertschätzung jedoch austauschbar, das Fortbestehen des Unternehmens ist von ihnen nicht abhängig.
Ohne Inhaber wird es eng
Das ist bei Freiberuflern schon per definitionem anders - eine Arztpraxis zum Beispiel kann nicht von der Sprechstundenhilfe fortgeführt werden. Doch auch in anderen Branchen sind KMU nicht selten existenziell von ihren Inhaberpersönlichkeiten oder manchmal auch von weiteren, wichtigen Schlüsselpersonen und Knowhow-Trägern abhängig.
Das sehen auch die KMU selbst durchaus so. Nach einer aktuellen Studie wird das Todesfallrisiko als höchstes unter allen abgefragten unternehmerischen Risiken eingeschätzt. Auf einer fünfteiligen Skala von 1 = unerheblich, selbst tragbar bis zu 5 = existenzvernichtend (etwa Insolvenzgefahr) wird das Todesfallrisiko mit durchschnittlich 3,4 bewertet. Zum Vergleich: Das Haftungsrisiko setzen die befragten rund 500 Unternehmen nur mit einem Mittelwert 2,8 an.
Größe macht Betriebe unabhängiger
Für die meisten Risiken gilt, dass deren Wahrnehmung mit der Größe und damit wohl auch der Professionalität eines Unternehmens ansteigt. Beim Risiko Tod ist es genau umgekehrt: Je größer das Unternehmen, desto geringer wird das Risiko eingeschätzt. So kommen Kleinstunternehmen, also Unternehmen bis neun Personen im Betrieb und bis zu zwei Millionen Euro jährlichem Umsatz, auf einen Mittelwert von 3,6. Bei Kleinunternehmen, die bis zu 49 Personen und zehn Millionen Euro Umsatz reichen, sind es schon nur noch 3,1. Mittlere Unternehmen schließlich bewerten es im Mittel mit 2,6.
Noch feiner differenziert fällt auf, dass Solo-Unternehmer mit 3,9 die höchste Risikowahrnehmung haben. Das erscheint sehr plausibel. Sobald aber überhaupt Mitarbeiter vorhanden sind, sinkt dieser Mittelwert spürbar.
Kein Zusammenhang mit allgemeiner Risikoeinstellung
Die Risikowahrnehmung hängt überhaupt nicht mit der allgemeinen Einstellung zu Risiken zusammen. Nur die wenigen, ausgesprochen risikofreudigen KMU zeigen eine relativ geringere Risikowahrnehmung für den Tod der zentralen Personen.
Wie steht es rund um das Risikomanagement in den KMU? Rund ein Viertel der befragten KMU verfügt nach eigenen Angaben über eine explizite Risikomanagementfunktion im Unternehmen. Das allerdings scheint die Risikowahrnehmung Tod gerade nicht zu steigern, sondern umgekehrt zu senken. Keinen klaren Zusammenhang mit einem Risikomanagement gibt es mit der Tatsache, ob KMU durch Vermittler betreut werden oder nicht.
Versicherungsbedarf unterschätzt?
Erstaunlich ist, dass es überhaupt gar keinen Unterschied macht, wie die Befragten das Risiko Tod für ihren Betrieb einschätzen, wenn es um den Abschluss dazu passender Versicherungen geht. Gefragt waren zum einen die Lebensversicherung zur Kreditabsicherung und zum anderen die Risikolebensversicherung für Schlüsselpersonen. Beide Versicherungen sind wenig verbreitet, nur neun beziehungsweise zwölf Prozent der Betriebe geben ihren Besitz an. Die Risikowahrnehmung bei Betrieben mit und ohne solche Versicherungen ist nahezu identisch hoch.
Vermittler können beim Risikomanagement behilflich sein
Möglicherweise wird das Todesfallrisiko fatalistisch als unabwendbar angesehen und der Bedarf nach Absicherungsmaßnahmen für den Betrieb selbst, für die Mitarbeiter sowie für die Hinterbliebenen und Erben übersehen. Damit besteht in diesem Bereich Potenzial für die Beratung durch Vermittler, die betriebsbezogenen Todesfallrisiken aufzuzeigen, und dass es sich dabei keineswegs nur um ein im privaten Bereich liegendes Versicherungsthema handelt.
Die Studie "Risikomanagement und Risikoberatung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)" umfasst 99 Seiten und kann gegen eine Schutzgebühr bei der BVK-Dienstleistungsgesellschaft-mbH (https://www.bvk.de/ueber-den-bvk/dlg/) bestellt werden.
Autor(en): Matthias Beenken