Historisch niedrige Zinsen und neue gesetzliche Regelungen, wie verschärfte Solvabilitätsvorschriften, setzen die Lebensversicherer zunehmend unter Druck. Die rückläufigen Neuvertragsabschlüsse und steigenden gesetzlichen Anforderungen zwingen die Versicherer dazu, ihr Geschäftsmodell zu überdenken. Neue Produkte können dabei helfen, die bisher schwerste Krise der Lebensversicherung zu bewältigen. Diese Position vertritt jedenfalls das Beratungsunternehmen Bain & Company.
Aktuell stößt das Wachstum des einstigen Erfolgsprodukts an seine Grenzen, was sich im Bestandsrückgang als auch den geringen Zugewinnraten im Neugeschäft widerspiegelt. Das zur Bekämpfung der Eurokrise gesenkte Zinsniveau hat die Lebensversicherung für den Anleger unattraktiv gemacht: Die Garantieverzinsung von 1,75 Prozent liegt unterhalb der zu erwartenden mittelfristigen Inflationsrate von circa zwei Prozent und die Verpflichtungen aus hochverzinsten Altverträgen setzen den zu erwartenden Überschussbeteiligungen enge Grenzen.
Die Folge ist, dass der Vertrieb von Lebensversicherungen zumindest mittelfristig von einem Wachstums- zu einem Verdrängungsmarkt geworden ist. Darüber hinaus erweist sich der in Jahrzehnten des Wachstums aufgebaute Verwaltungs- und Vertriebsapparat als überdimensioniert. "Ohne gezielte Produktivitätssteigerung und Kostensenkung lässt sich das Leben-Geschäft nicht länger profitabel betreiben", sagt Christian Kinder, Partner mit Beratungsschwerpunkt Versicherungen bei Bain & Company in München.
Nur die Großen können als Vollsortimenter fortbestehen
Zu allem Überfluss sorgen Finanzaufsicht, Regulatorik und Verbraucherschutz für steigende Anforderungen, die zusätzliches Geld kosten: Auf der einen Seite stehen die Reformabsichten des vorgesehenen Regelwerks Solvency II. Nach derzeitigem Stand wird knapp die Hälfte der deutschen Lebensversicherer ihr Eigenkapital aufstocken müssen. Auf der anderen Seite stehen erwartete Maßnahmen für mehr Transparenz bei der Geldanlage und bei den
Provisionsstrukturen - sie werden nach Ansicht des Beratungsunternehmens aus München die Lebensversicherer vor neue verwaltungstechnische und versicherungsmathematische Aufgaben stellen.
"Nur die größten Anbieter der Branche werden als Vollsortimenter fortbestehen können", sagt Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company in Düsseldorf. "Viele kleinere Lebensversicherer werden sich spezialisieren müssen, um Verwaltung und Vertrieb wirtschaftlicher gestalten zu können." Stark an der Kapitalrendite orientierte Gesellschaften werden sich auf fondsgebundene Policen konzentrieren, um Risiken und Kapitalbedarf zu minimieren. Nischenanbieter müssen prüfen, wie sie ihre Vertriebseffizienz steigern können. Versicherungsunternehmen, deren Lebensversicherungssparte nicht zwingend für den Fortbestand des Gesamtunternehmens notwendig ist, müssen prüfen, ob sie ihr Neugeschäft einstellen.
Ein wichtiger Ansatzpunkt: der demografische Wandel
Wie in der Vergangenheit können Produktinnovationen dazu beitragen, sich gegen diese negativen Trends in der Branche zu stemmen. Ein Ansatzpunkt ist der demographische Wandel, der neue und flexible Produkte für die Generation 60+ erfordert, etwa zur Wiederanlage von Lebensversicherungs-Auszahlungen oder zur Absicherung diverser Aspekte der Langlebigkeit, wie Betreuungsbedürftigkeit oder Inanspruchnahme von speziellen Diensten im Alter.
Laut Bain & Company sind biometrische Risiken die Spezialität der Lebensversicherung und das, was sie von Bankprodukten unterscheidet. Hier müssten neue Wege gefunden werden, um das Produkt aus der Zwickmühle zwischen sinkenden Zinsen und steigenden Regulierungsanforderungen zu holen. "Die Lebensversicherer müssen umdenken - und zwar jetzt", sagt Assekuranzexperte Kinder.
Auch die Titelgeschichte der von Versicherungsmagazin beschäftigt sich mit der Entwicklung und Zukunft der Lebensversicherung. Abonnieren Sie heute noch das Magazin!
Quelle: Bain & Company
Aktuell stößt das Wachstum des einstigen Erfolgsprodukts an seine Grenzen, was sich im Bestandsrückgang als auch den geringen Zugewinnraten im Neugeschäft widerspiegelt. Das zur Bekämpfung der Eurokrise gesenkte Zinsniveau hat die Lebensversicherung für den Anleger unattraktiv gemacht: Die Garantieverzinsung von 1,75 Prozent liegt unterhalb der zu erwartenden mittelfristigen Inflationsrate von circa zwei Prozent und die Verpflichtungen aus hochverzinsten Altverträgen setzen den zu erwartenden Überschussbeteiligungen enge Grenzen.
Die Folge ist, dass der Vertrieb von Lebensversicherungen zumindest mittelfristig von einem Wachstums- zu einem Verdrängungsmarkt geworden ist. Darüber hinaus erweist sich der in Jahrzehnten des Wachstums aufgebaute Verwaltungs- und Vertriebsapparat als überdimensioniert. "Ohne gezielte Produktivitätssteigerung und Kostensenkung lässt sich das Leben-Geschäft nicht länger profitabel betreiben", sagt Christian Kinder, Partner mit Beratungsschwerpunkt Versicherungen bei Bain & Company in München.
Nur die Großen können als Vollsortimenter fortbestehen
Zu allem Überfluss sorgen Finanzaufsicht, Regulatorik und Verbraucherschutz für steigende Anforderungen, die zusätzliches Geld kosten: Auf der einen Seite stehen die Reformabsichten des vorgesehenen Regelwerks Solvency II. Nach derzeitigem Stand wird knapp die Hälfte der deutschen Lebensversicherer ihr Eigenkapital aufstocken müssen. Auf der anderen Seite stehen erwartete Maßnahmen für mehr Transparenz bei der Geldanlage und bei den
Provisionsstrukturen - sie werden nach Ansicht des Beratungsunternehmens aus München die Lebensversicherer vor neue verwaltungstechnische und versicherungsmathematische Aufgaben stellen.
"Nur die größten Anbieter der Branche werden als Vollsortimenter fortbestehen können", sagt Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company in Düsseldorf. "Viele kleinere Lebensversicherer werden sich spezialisieren müssen, um Verwaltung und Vertrieb wirtschaftlicher gestalten zu können." Stark an der Kapitalrendite orientierte Gesellschaften werden sich auf fondsgebundene Policen konzentrieren, um Risiken und Kapitalbedarf zu minimieren. Nischenanbieter müssen prüfen, wie sie ihre Vertriebseffizienz steigern können. Versicherungsunternehmen, deren Lebensversicherungssparte nicht zwingend für den Fortbestand des Gesamtunternehmens notwendig ist, müssen prüfen, ob sie ihr Neugeschäft einstellen.
Ein wichtiger Ansatzpunkt: der demografische Wandel
Wie in der Vergangenheit können Produktinnovationen dazu beitragen, sich gegen diese negativen Trends in der Branche zu stemmen. Ein Ansatzpunkt ist der demographische Wandel, der neue und flexible Produkte für die Generation 60+ erfordert, etwa zur Wiederanlage von Lebensversicherungs-Auszahlungen oder zur Absicherung diverser Aspekte der Langlebigkeit, wie Betreuungsbedürftigkeit oder Inanspruchnahme von speziellen Diensten im Alter.
Laut Bain & Company sind biometrische Risiken die Spezialität der Lebensversicherung und das, was sie von Bankprodukten unterscheidet. Hier müssten neue Wege gefunden werden, um das Produkt aus der Zwickmühle zwischen sinkenden Zinsen und steigenden Regulierungsanforderungen zu holen. "Die Lebensversicherer müssen umdenken - und zwar jetzt", sagt Assekuranzexperte Kinder.
Auch die Titelgeschichte der von Versicherungsmagazin beschäftigt sich mit der Entwicklung und Zukunft der Lebensversicherung. Abonnieren Sie heute noch das Magazin!
Quelle: Bain & Company
Autor(en): versicherungsmagazin.de