Am aktuellen Biometrie-Rating deutscher Lebensversicherer des Map-Reports haben wieder viele Versicherer die Teilnahme verweigert (Map-Biometrie-Rating: Haarsträubende Teilnahmebereitschaft). Zum Glück gibt es aber auch eine Reihe anderweitig zugängliche Daten.
Allein 30 Lebensversicherer gaben dem Map-Report (Nr. 906) nach dessen Angaben „keine Antwort“, weitere 30 besaßen zumindest die Höflichkeit ihre Teilnahme abzusagen. 26 Versicherer nahmen lediglich teil – Transparenz sieht anders aus.
Rating-Teilnehmer mit guten Ergebnissen
Das "Biometrie-Rating deutscher Lebensversicherer" kann damit nur einen eingeschränkten Marktüberblick geben. Aber immerhin sind die teilnehmenden Anbieter von Berufsunfähigkeits- und von Risikolebensversicherungen durchweg gut bis sehr gut beurteilt worden. Zehn Gesellschaften konnten die Bestnote für "hervorragende Leistungen" in den Bereichen Bilanzkennzahlen, Service und Transparenz sowie Vertrag erreichen. Weitere zehn erhielten die Auszeichnung für "sehr gute Leistungen" und sechs für "gute Leistungen".
Einige der zahlreichen Daten in dem Rating geben durchaus zu denken. Beispiel Stornoquote in der Risikolebensversicherung: Hier zeigt der Map-Report den Anteil der rückgekauften oder beitragsfreigestellten Versicherungen in Relation zum Vertragsbestand. Dabei wird ein Durchschnitt der letzten fünf Jahre (2013 bis 2017) gebildet.
Enorme Bandbreiten bei Kündigungsquoten
Am einen Ende der Skala stehen die vier Gesellschaften Ergo Direkt, Hannoversche, Ideal und WGV (in alphabetischer Reihenfolge) mit Stornoquoten von unter einem Prozent des Vertragsbestands. Dagegen gibt es am anderen Ende mit Neue Leben, Öffentliche Braunschweig, PB und Targo vier Gesellschaften, die mehr als fünf Prozent verloren haben, die höchste Einzelquote beträgt sogar knapp 17 Prozent.
Auch Beschwerden bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) liegen vor, allerdings insgesamt für die Lebensversicherung. Bezogen auf 100.000 Lebensversicherungsverträge im Bestand verzeichnet die Credit Life mit 0,09 Beschwerden das eine und der HDI mit 3,41 Beschwerden das andere Ende der Bandbreite. Nur von den teilnehmenden Gesellschaften liegen auch Daten zu Ombudsmann-Beschwerden und zu Prozessquoten vor.
Storno treibt die Verwaltungskosten
Kombiniert man diese Zahlen mit den Marktanteilen der Vertriebswege bei einzelnen Versicherern laut Willis Towers Watson, ergeben sich verschiedene interessante Erkenntnisse.
Versicherer mit höheren Stornoquoten weisen tendenziell auch höhere Verwaltungskosten auf. Bei der BaFin beschwerdeintensiver sind die Versicherer, die sowohl höhere Abschluss- als auch Verwaltungskosten aufweisen. Dies sind jeweils allerdings nur leicht signifikant positiv korrelierte Größen.
Die Stornoquoten in der Risikolebensversicherung liegen auffallend höher, je mehr Anteile der Versicherer an den Vertriebswegen ungebundener Strukturvertrieb oder Bank hat, ebenfalls signifikant geringer bei hohen Anteilen an den Vertriebswegen Makler und Direkt. Bei den Bafin-Beschwerden hingegen scheinen Bank-gebundene Versicherer seltener auffällig zu sein als Versicherer mit anderer Vertriebswegestruktur.
Vertriebswege-Fokus senkt Abschlusskosten
Vergleicht man nur Versicherer mit einem dominanten Vertriebsweg (mehr als 50 Prozent Anteil) sowie die restlichen Versicherer zusammengefasst als Multikanalversicherer miteinander, dann wird zunächst deutlich, dass die Fokussierung auf einen Vertriebsweg in der Regel Kostenvorteile mit sich bringt. Relativ die höchsten Abschlusskosten (ebenfalls Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017) jedenfalls haben die Multikanalversicherer, gefolgt von Bank-fokussierten Versicherern. Besonders geringe Abschlusskosten haben wenig überraschend die Direktversicherer.
Bei den Verwaltungskosten (Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017) sieht das Bild etwas anders aus. Hier weisen die Makler-fokussierten Versicherer die höchste Verwaltungskostenquote auf. Nur der Direktvertrieb ist hier wieder auffallend günstiger.
Banken verursachen auffallend viele Stornierungen
Das Thema Storno in der Risikolebensversicherung ist klar eines der Bank-verbundenen Versicherer. Nicht umsonst wird aktuell die Restschuldversicherung kritisch öffentlich diskutiert, weil sie möglicherweise an den bestmöglichen Interessen vieler Kunden vorbei verkauft werden, beispielsweise zwangsweise an Kredite angebündelt. Positiv fallen hier auch wieder die Direktversicherer auf, anscheinend stehen die Kunden hier zu ihrer bewusst getroffenen Entscheidung für den Abschluss einer solchen Versicherung.
Bei den Bafin-Beschwerdequoten gibt es nur geringe Unterschiede nach dem Vertriebswege-Fokus. Relativ am besten schneiden wiederum Direktversicherer ab, relativ am meisten Beschwerden bekommen Ausschließlichkeits-fokussierte Versicherer ab.
Autor(en): Matthias Beenken