Das Start-up Wefox Insurance setzt teilweise sein Neugeschäft aus. Nach Angaben des Berliner Unternehmens gilt das für sogenannte Switch-Tarife. Mit diesen Tarifen hatte der Newcomer, der Versicherungen über Vermittler und nicht direkt an Kunden verkauft, versucht, besonders viele Neukunden zu generieren. Die Konkurrenz wurde grundsätzlich unterboten.
Auf der Homepage erläutert Wefox zu Switch-Tarifen: „Wir nehmen die Prämie und die Leistung der Vorversicherung und reduzieren die Jahresprämie um fünf Prozent.“ Grund für die Schließung der Tarife für das Neugeschäft ist laut Wefox das „unsichere Marktumfeld in Zeiten hoher Inflation und gestiegener Schadenkosten.“ So werde das gesamte Produktportfolio überprüft, um die Rentabilität zu steigern. Die Aufsichtsbehörden hätten Wefox aber nicht gezwungen, den Betrieb in den Switch-Tarifen einzustellen, wie der Versicherer mitteilte. Es handelt sich also allein um eine unternehmerische Entscheidung.
Weiterhin alle aktiven Sparten am Markt
Die finanzielle Aufsicht über wefox erfolgt durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Liechtenstein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat eine Missbrauchsaufsicht. Deutlich machte das Unternehmen, dass die Versicherungsmakler weiterhin alle Tarife verkaufen können, in denen der Versicherer aktiv ist. Derzeit werden Kfz-, Hausrat- und Privathaftpflicht-Versicherungen verkauft. In diesen Tarifen soll es nun neue „Optionen“ geben. Zudem werde in der zweiten Jahreshälfte eine Unfall- und Risikolebensversicherung eingeführt.
Kündigungen nach Risikobewertung
Gleichzeitig informierte der Versicherer über Kündigungen von Verträgen. Dabei geht es um eine Risikobewertung von Policen. Eine Kündigung erfolge, wenn die künftige Risikoentwicklung in einem unpassenden Verhältnis zur Prämie steht. Laut Wefox sei dies auch bei anderen Assekuranzen ein durchaus üblicher Vorgang. Bei Sonderkündigungen im Schadenfall haben Versicherer laut Bafin auch einen Ermessensspielraum. Der könnte nun bei Wefox enger gefasst werden. Eine Anfrage zur Schadenfallkündigung beantwortete der Versicherer nicht. „Unser Vertriebsteam informiert die Makler im Voraus, wenn ihre Kunden mit Vertragsanpassungen rechnen müssen. Die frühzeitige Information der Makler ermöglicht es gemeinsam mit dem Kunden die passende Ausrichtung für den Versicherungsschutz zu finden“, erläuterte die Assekuranz.
Kein Hinweis auf Höhe der Prämienanpassungen
Auch die Frage, ob das Unternehmen trotz hoher Inflation und steigenden Schadenkosten weiterhin alle Schäden bezahlen kann, blieb unbeantwortet. Gleiches gilt für den Umfang der Prämiensteigerungen in den Tarifen, die nach Einschätzung des Versicherers nicht mehr auskömmlich sind. Zudem blieb eine Frage nach der Zahl der Kunden unbeantwortet. Aus einer Pressemitteilung vom 12. Juli 2022 geht hervor, dass das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt „mehr als zwei Millionen Kunden“ hatte. Für Ende 2022 war eine Steigerung von einer Million auf drei Millionen Kunden anvisiert worden. Ob dieses Ziel erreicht wurde, ist nun ungewiss.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek