Was haben sie, was wir nicht schon längst haben?

Klein aber fein ist in Österreich die Branche der Lebensversicherer. Nun schicken sich zwei Unternehmen an, mit einer neuen Produkt-Generation auf den deutschen Markt zu stürmen. Makler und Vermittler registrieren das mit Wohlgefallen. Doch was ist mit den deutschen Anbietern? Müssen sich Allianz und Co jetzt vor den Wettbewerbern aus dem benachbarten Alpenland fürchten?

Die beiden Unternehmen FinanceLife, Wien, und Oberösterreichische Lebensversicherung, Linz, treten nicht mit "irgendeinem" Produkt am hiesigen Markt an. Sie haben spezielle Fondspolicen (FLV/Leben und FRV/Renten) neu im Köcher und zielen mit einer neuen Konzeption auf den Vermittler-Markt, um beim Kunden mit Neuheiten ins Schwarze zutreffen, wie sie sie hierzulande noch nicht so richtig gab.

Die Österreicher betonen, dass sie ohnehin über eine schon viel länger währende Erfahrung mit Investments und Fonds-Produkten verfügen.

Auch wenn fondsgebundene Policen im vergangenen Jahr hierzulande deutlich weniger nachgefragt wurden, wollen sie sich nicht beirren lassen und den Markteintritt ohne Umschweife wagen.

Jetzt wird in Deutschland durchgestartet


Die FinanceLife Lebensversicherung AG, vormals als MLP Österreich am Markt und heute Tochter des österreichischen Assekuranz-Marktführers Uniqa Group, "startet" nach eigenen Aussagen jetzt mit einer Fondspolice hierzulande durch, die nach deutschen Rechtsansprüchen konzipiert dem Qualitätsstandard standhält, den man in Österreich mit hochflexiblen Veranlagungsprodukten seit langem praktiziere. FinanceLife-Vorstand Werner Holzhauser berichtete kürzlich bei den Fonds-Kongress-Tagen in Mannheim, dass man in Österreich ausreichend Erfahrung gesammelt und mit dem sogenannten Track Record (eben nicht nur theoretischen Hochrechnungen) Beweise für den Erfolg vorlegen könne.

Mit der Vermögensverwaltung, die FERI Trust durchführe, habe man selbst im schwierigen Börsenumfeld der letzten Jahre ernorme Zuwächse verzeichnet. Das müsse sich auch in Deutschland umsetzen lassen. So möchte FinanceLife jetzt mit einer eigenen Vertriebs- und Servicerepräsentanz in München daran anknüpfen.

Zwei Varianten mit Sicherheiten


Das neue FinanceLife-Produkt für Deutschland ist auch in Austria erst Ende letzten Jahres eingeführt worden. Es handelt sich um zwei Varianten des "Europe Cliquet" als fondsgebundene Lebens- und Renten-Versicherung. Das Besondere an diesem Produkt: Es bietet Sicherheiten auch ohne Garantiefonds. Die Police gleicht in der Konstruktion einem offenen Investmentfonds. Der Kunde kann nach Belieben mit seinen Beiträgen in den Fonds hineingehen oder ihn wieder verlassen – ohne Kosten und Nachteile – ganz nach Börsensituation. Der Cost Average (Kostendurchschnitt) der Police verliere erst nach einiger Zeit seine Wirkung, daher sind lange Laufzeiten vorprogrammiert. Garantieren gibt es gegen Ende der Vertrags-Laufzeit. Garantiegeber ist die französische Banque Rothschild, mit der arbeite man schon seit längerem erfolgreich zusammen, heißt es auch Wien.

Eine Rentenversicherung auf Hedgefonds-Basis


Noch nicht ganz so ausführlich fließen die Informationen zum neuen Produkt, das von der Oberösterreichischen Versicherung AG aus Linz nach Deutschland gebracht wird. Es geht dabei um "Opportunitas", eine fondsgebundene Rentenversicherung auf Hedgefonds-Basis, welche die Muttergesellschaft, ein klassischer Kompositversicherer, in Kürze über die Jung, DMS & Cie. als Service-Partner für rechtlich selbständige Berater hierzulande auflegt.

Zur Funktionsweise erklären die Initiatoren, dass Opportunitas in den Benchmark Alternative Opportunities Fund (Fondsmanager Benchmark) investiere, der wiederum in verschiedene ausgewählte Hedgefonds mit unterschiedlichen Anlagestrategien anlegt. Man strebe eine jährliche Rendite von 10 Prozent nach Kosten. Das "Go" dieses Produkts stehe unmittelbar bevor.

Deutschland gilt als Entwicklungsland


Deutschland gilt immer noch als Entwicklungsland, wenn es um Fonds-Policen geht. Dennoch: Makler wünschen sich mehr Fonds-Produkte mit mehr Flexibilität, was nicht über den heftigen Einbruch bei Fonds-Produkten im letzten Jahr hinwegtäuschen mag. Allein im ersten Halbjahr 2003 ging laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) der Anteil der fondsgebundenen Versicherungen am gesamten Neugeschäft des Marktes auf 6,3 Prozent bei der Zahl und auf 7,4 Prozent bei der versicherten Summe zurück.

Das Interesse steigt


Marktbeobachter stellen jedoch fest, dass das Interesse längst wieder steigt – auch bei den Verkäufern Fonds-Produkte zu verkaufen. Inzwischen laufen die fondsgebundenen Rentenversicherungen jedoch den FLV den Rang ab.

Mit Inkrafttreten des Investment-Modernisierungs-Gesetzes zum Jahresbeginn wollen viele auch ganz neue Möglichkeiten nutzen, beispielsweise Hedgefonds, die nun hierzulande ebenfalls zugelassen sind.

Autor(en): Marianne Storck

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