Anfänglich sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Manche von ihnen verschwanden aber genauso schnell wieder. Die Rede ist von Fintechs. Wie es um deren Überlebensfähigkeit bestellt ist, wollte kürzlich die FDP wissen und startete dafür eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung.
Seit 2011 haben mindestens 233 Fintechs in Deutschland wieder ihren Betrieb eingestellt. Und allein in den Monaten Januar bis Mai 2019 hätten so viele Fintechs aufgegeben wie zuvor in den Jahren 2014, 2015 und 2016 zusammen.
Nach fünf Jahren gute Überlebenschancen
Fast die Hälfte der untersuchten Fintechs scheiterten in ihrem dritten oder vierten Jahr. Sobald ein Fintech aber sein fünftes Jahr überstanden hat, werden seine Überlebenschancen deutlich besser. Ein weiterer Indikator für die Erfolgsaussichten ist darüber hinaus investiertes Risikokapital. Fast 90 Prozent der aufgegebenen Fintechs hatten keine Risikokapitalinvestitionen erhalten, sondern Kapital aus dem Familien- beziehungsweise Bekanntenkreis eingeworben („Family & Friends“). Eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) hat dies jedenfalls eruiert.
Die Zahlen von PwC beinhalten aber wohl nur Firmen, die ihr Geschäft eingestellt haben. Etliche weitere Fintechs seien durch Fusionen und Übernahmen vom Markt verschwunden oder hätten zumindest ihre Eigenständigkeit verloren.
Die Bundesregierung liefert hingegen etwas andere Zahlen. Da es keine eindeutige Definition des Begriffs „Fintech“ gebe, würden die Zahlen je nach Fintech-Studie variieren, untermauert die Bundesregierung ihre Argumentation: So verzeichne zum Beispiel die Fintech-Studie der Comdirect von 2018 für die ersten neun Monate 2018 einen Bestand an 793 Fintechs in Deutschland aus. Die Studie von Ernst & Young GmbH (EY) auch aus dem Jahre 2018 weis für das erste Halbjahr 2018 dagegen einen Bestand an 303 Fintechs aus.
23 Fintechs haben Erlaubnis als Finanzdienstleistungsinstitut beantragt
Auf die Frage der FDP, wie viele Fintech-Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren eine Banklizenz erhalten hätten, liefert die Bundesregerung folgende Antwort: Gehe man bei „Fintechs“ von technologiebasierten Innovationen in Finanzdienstleistungen aus, die in neue Geschäftsmodelle, Anwendungen, Prozesse oder Produkte münden können und einen spürbaren Effekt auf das bisherige Verständnis von Finanzmärkten, Institutionen und die Erbringung von Finanzdienstleistungen haben können, hätten in den vergangenen fünf Jahren nur zwei Fintechs eine vollwertige Banklizenz und 23 Fintechs eine Erlaubnis als Finanzdienst
leistungsinstitut beantragt.
Die FDP möchte in der Kleinen Anfrage von der Bundesregierung außerdem wissen, ob diese die Ansicht der Studie von PwC teile, dass 2019 mit einem neuen Höhepunkt an Geschäftseinstellungen bei Fintechs zu rechnen sei.
Anhaltende Konsolidierung möglich
Die Einschätzung der Bundesregierung: Sie hält es nicht für ausgeschlossen, dass eine Konsolidierung des diesbezüglichen Marktes anhält. Diese müsse allerdings nicht zwangsläufig mit Geschäftseinstellungen einhergehen.
Nach eigenen Angaben ist die Bundesregierung aber sehr aktiv, um diese Start-up-Szene finanziell zu unterstützen. Darum hat sie nach eigenen Angaben ein umfassendes Förderinstrumentarium geschaffen. Hierzu zählen unter ander der High-Tech Gründerfonds, der Invest-Zuschuss für Wagniskapital und der European Angels Fund sowie der Ko-Investitionsfonds Coparion, der Venture Capital-Dachfonds in Kooperation mit dem Europäischen Investitionsfonds (ERP/EIF-Dachfonds), die ERP-Venture Capital-Fondsinvestments oder auch die ERP/EIF-Wachstumsfazilität, die speziell großvolumige Finanzierungen in der Wachstumsphase zur Verfügung stellt.
Etablierte Fördermittel der Start-up-Finanzierung sollen fortgeführt werden
Das Förderinstrumentarium richte sich an junge, innovative Unternehmen und sei branchenoffen ausgestaltet; es könne damit auch von Fintech-Unternehmen in Anspruch genommen werden. Im Koalitionsvertrag sei außerdem vereinbart, die etablierten Fördermittel der Start-up-Finanzierung fortzuführen und weiterzuentwickeln. Dafür prüfe die Bundesregierung aktuell, wie mehr privates Kapital für den Wagniskapital mobilisiert werden könne.
Quelle: Deutscher Bundestag
Autor(en): Versicherungsmagazin