Was die Bestände der Lebensversicherer hergeben

Die Bundesbürger geben jährlich die gigantische Summe von 68 Milliarden Euro an Beiträgen für ihre rund 93 Millionen Lebensversicherungen aus. Allein 2004 kamen elf Millionen neue Verträge dazu. Dennoch sind viele im Alter nicht hinreichend versorgt, hat der Marktbeobachtungsdienst map-report in seiner jüngsten Untersuchung „Ungenutzte Chancen“ herausgefunden (map-report 609/2005 kostet 37,50 Euro; Bestellung per Fax 04139/ 7019 oder unter ). „Die Defizite ziehen sich durch sämtliche versicherte Risiken“, sagt Chefredakteur Manfred Poweleit. Gemessen wurde anhand der Bestände zum 31. Dezember 2004. So hätten die Bundesbürger mit privaten Rentenversicherungen durchschnittlich nur 222 Euro Altersrente pro Monat vereinbart. Dies sei nicht einmal ein Viertel des Existenzminimums, kritisiert Poweleit. „Das ist keine Altersvorsorge, das ist ein Placebo“, meint der Branchenkenner. Allerdings bleibt bei der Betrachtung außer Acht, dass vielfach Vorsorge auch mit Kapitallebensversicherungen, Fonds und anderen Geldanlagen sowie mit Immobilien betrieben wird.

Noch trauriger sähe es bei der Hinterbliebenenversorgung aus. Dabei sei Todesfallschutz in über 59 Millionen Policen enthalten. Rein rechnerisch habe fast jeder Wahlberechtigte einen solchen Schutz versichert. Die Versicherungssumme summiert sich auf den unvorstellbaren Betrag von 1,5 Billionen Euro. Doch wie viel bekommt jeder einzelne? Poweleit rechnet vor: Wenn die Versicherungssumme durch die Anzahl der Verträge geteilt wird, ergeben sich 24.694 Euro pro Vertrag. Nach Abzug von 5.000 Euro Beerdigungskosten könnte man, gemessen am Existenzminimum (laut Familiengerichte: knapp 850 Euro monatlich), damit 2,5 Jahre sein Existenzminimum abdecken. Oder man legt das Geld an und lebt von den Zinsen. Bei langfristig fünf Prozent Zinsen ergebe dies 82 Euro Monatsrente. „Damit kann eine junge Witwe dann ihre gesetzliche Hinterbliebenenrente von rund 300 Euro aufbessern und hätte fast die Hälfte des Existenzminimums zum Leben“, spottet Poweleit.

Auch prominente Anbieter häufig mit großen Defiziten:

AnbieterWitwenrenteBUZ-Rente
Dialog320577
Alte Leipziger125801
Cosmos320928
Nürnberger50555
Europa334654
Gerling155471
LV 187114594
Volkswohl Bund52656
Debeka97620
Axa87540
Zürich108495
R+V111493
Allianz73419
Karlsruher75361
Aachen-Münchener62315
Württembergische93381
Victoria78373
Hamburg-Mannheimer36214
Markt82436

Angaben in Euro; Auswhl unter 83 Gesellschaften; Quelle: map-rport 609/2005

In der Berufsunfähigkeits-Versicherung sehe das Bild nur auf den ersten Blick besser aus: 436,50 Euro durchschnittliche Monatsrente stünden aktuell zu Buche. Mehr als die Hälfte des Existenzminimums. Der Haken: Nur knapp 17 Prozent der Kunden haben überhaupt eine solche Police. Berücksichtigt man dies und bezieht die Versicherungssumme auf alle Hauptversicherungen, so ergibt sich laut Poweleit mit knapp 72 Euro eine ähnlich niedrige Versorgung wie beim Schutz der Hinterbliebenen.

„In zwei wichtigen Vorsorgefeldern werden kaum zehn Prozent des Existenzminimums abgesichert“, konstatiert map-report. Eine Verfünffachung des Umsatzes wäre bedarfsgerecht. Doch tatsächlich grassierten handwerkliche Managementfehler. Es würden massenhaft Chancen zu dringend nötigem Umsatzwachstum vergeben, die durch das beabsichtigte Auslagern von Vertrieben (Allianz; Axa) kaum besser genutzt werden dürften.



Autor(en): Detlef Pohl

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