In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl privater Insolvenzen deutlich verringert, wie eine Studie zeigt. Dennoch bringen Arbeitslosigkeit, hohe Mieten oder unbedachter Konsum Menschen immer wieder in finanzielle Notlagen.
Laut der Crifbürgel-Studie "Schuldenbarometer 2018" haben im vergangenen Jahr 5,4 Prozent weniger Menschen eine Privatinsolvenz angemeldet als 2017. Damit liege die Zahl privater Pleiten auf dem niedrigsten Stand seit 2004. Wie der Bonitätsinformationsdienst weiter mitteilt, sei 2019 mit einem weiteren Absinken der Insolvenzen Privater auf bis zu 84.000 Fälle zu rechnen. Der Grund liege in einer "weiterhin guten Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung", erläuterte Crifbürgel-Geschäftsführer Christian Bock anlässlich der Veröffentlichung der Studienergebnisse.
Bremen ist Spitzenreiter
Zwar setze sich das Nord-Süd-Gefälle bei den Insolvenzen auch 2018 weiter fort, jedoch seien die Zahlen in allen 16 Bundesländern rückgängig. Spitzenreiter ist Bremen mit 166 Pleiten je 100.000 Einwohner. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Niedersachsen mit 150 und das Saarland mit 146 Pleiten. Rang vier und fünf belegen Schleswig-Holstein mit 145 und Hamburg mit 143 Insolvenzen. Die Schlusslichter im Ranking bilden Bayern mit 73 und Baden-Württemberg mit 72 Privatpleiten. Der Bundesdurchschnitt lag 2018 bei 107 Insolvenzen je 100.000 Einwohner.
Die Studien-Experten ermittelten sechs Hauptursachen, die zu einer prekären Finanzsituation bei den Menschen führen und verantwortlich für eine Privatinsolvenz sein können:
- Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit,
- Einkommensarmut,
- gescheiterte Selbstständigkeit,
- unwirtschaftliche Haushaltsführung,
- Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung oder Trennung
- sowie Krankheit.
"Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Einkommensverschlechterung ist mit Abstand Haupttreiber für eine Privatinsolvenz. Steigen die Beschäftigtenzahlen, sinken die Verbraucherinsolvenzen. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, wird es zwangsläufig mehr Insolvenzen in Deutschland geben, da die Personen bei weiterhin hohen Kosten über weniger Geld verfügen", so Bock.
Hohe Mietpreise können in die Überschuldung führen
Allerdings ist die Zahl der Überschuldungen gerade bei jüngeren Leuten beachtlich, erläutert Carmen Mausbach im Beitrag "Schulden vermeiden und abbauen" in der März-Ausgabe der Bankfachklasse. "Laut dem Schuldner-Atlas der Wirtschafsauskunftei Creditreform waren 2018 in Deutschland insgesamt 6,9 Millionen Menschen überschuldet. Verglichen mit dem Vorjahr waren das 19.000 Personen mehr. Davon waren 1,58 Millionen Menschen unter 30 Jahre alt", schreibt die Autorin. Sie macht unter anderem die steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt für die Situation der Menschen verantwortlich. "Das gilt vor allem für strukturstarke Regionen, etwa Großstädte. Häufig müssen Mieter einen Großteil ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben", so Mausbach. Insbesondere fehle es an kleinen und preiswerten Wohnungen. Falle dann ein Einkommen etwa durch eine Trennung weg, "werden die Wohnkosten schnell zum finanziellen Risiko".
Aber auch zu hohe Konsumausgaben und Wissenslücken bei den Finanzen können in die Schuldenfalle führen. Das gelte etwa bei Jugendlichen, bei denen das Elternhaus nicht als finanzielles Vorbild fungiere. "Sie konsumieren zum Beispiel viel, ohne die meist empfindlichen Konsequenzen abschätzen zu können". Sie rät vor allem jungen Menschen
- auf die Miete zu achten, die monatlich nicht mehr als 30 Prozent des Nettomonatseinkommens betragen sollte;
- Einnahmen und Ausgaben stets im Blick zu haben, etwa per Haushaltsbuch;
- Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben zu bilden;
- den Konsum auf Ratenkredit einzuschränken oder ganz darauf zu verzichten;
- keinen Vertrag für den Partner abzuschließen
- und regelmäßig Sparpotenziale zu checken, etwa beim Handy-Vertrag.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly