Die Führungskräfte der Versicherungsbranche machen ihren Job nicht, so kann man einen provokanten Vortrag beim Treffen der Marketingleiter der Branche zusammenfassen.
"Die Assekuranz als Arbeitgeber", so hieß der Titel eines der Workshops beim Frühjahrsmeeting der AMC Finanzmarkt GmbH, einer Zusammenkunft der Marketingchefs der Versicherungsbranche sowie ihrer Dienstleister. Einen bemerkenswerten Beitrag lieferte Stefan Knafl, Vorstand des Marketing-Beratungsunternehmens Herrwerth + Partner GmbH.
Es liegt nicht an einer fehlenden Produkt-Attraktivität
"Die Probleme sind überall gleich", meinte er mit Bezug auf die Diskussion über das Branchenimage der Versicherungswirtschaft. Auch die Automobilindustrie mache sich dieselben Gedanken darüber, wie man sich als attraktiver Arbeitgeber oder überhaupt als attraktive Branche darstellen könne. Die Diskussionen seien dieselben, die er auch bei Versicherern erlebt. Das überraschte die Zuhörer durchaus, die wohl eher der Ansicht waren, dass Arbeitgeber mit so attraktiven, greifbaren Produkten wie Autos keine Nachwuchssorgen haben dürften.
Was die Versicherer seiner Meinung nach falsch machen ist, dass sie ihren Kernwert nicht hervorheben. Den "Herrn Kaiser" zu beerdigen war ein "kommunikativer Super-GAU", so Knafl. "Die Kunden wollen 'Kümmere'". Und den hatte die Werbefigur der ehemaligen Hamburg-Mannheimer in besonderer Weise repräsentiert. Versicherungen seien nun einmal personengebunden und personalisiert, so Knafl.
Der Sinn des (Berufs-) Lebens
Er forderte die Branche zudem auf, die richtigen Prioritäten zu setzen. "Erst binden, dann finden", solle die Prämisse sein. Damit meinte er, dass sich Versicherer seiner Meinung nach zu wenig um die vorhandenen Mitarbeiter kümmern und sich mehr Mühe geben sollten, dass diese einen Sinn in ihrer Aufgabe und Branche erkennen. Erst danach komme die Gewinnung neuer Mitarbeiter.
Mitarbeitern Sinn zu stiften sei die vornehmste Aufgabe der Führungskräfte, auf jeden Fall aber keine Aufgabe für Berater, so Knafl weiter. "Sind Sie glücklich?", fragte er provozierend. Denn nur wer in seinem beruflichen Umfeld eine Heimat erkenne und Werte wie unter anderem Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit, aber auch Leidenschaft und Stolz damit verbinde, könne auch als Arbeitgeber attraktiv auf Bewerber wirken. Diese Aussage kann man sicher uneingeschränkt auch für die Wirkung von Versicherern auf ihre Kunden treffen.
Warum gibt es ein Versicherungsunternehmen überhaupt?
Ein Teilnehmer aus der Versicherungswirtschaft bestätigte die Aussagen des Referenten mit den Worten, "der reason why ist verloren gegangen", also eine Antwort auf die grundlegende Frage, warum es das Versicherungsunternehmen überhaupt gibt. Von Startups wie den viel diskutierten Fintecs und Insurtechs könne man lernen, dass sie zuerst diese Frage des reason why beantworteten, anstatt sich in langen und kräfte- und motivationszehrenden Debatten über die richtigen Organisationsstrukturen und Prozesse zu verlieren.
Bildquelle: © milosducati / Fotolia.com
"Die Assekuranz als Arbeitgeber", so hieß der Titel eines der Workshops beim Frühjahrsmeeting der AMC Finanzmarkt GmbH, einer Zusammenkunft der Marketingchefs der Versicherungsbranche sowie ihrer Dienstleister. Einen bemerkenswerten Beitrag lieferte Stefan Knafl, Vorstand des Marketing-Beratungsunternehmens Herrwerth + Partner GmbH.
Es liegt nicht an einer fehlenden Produkt-Attraktivität
"Die Probleme sind überall gleich", meinte er mit Bezug auf die Diskussion über das Branchenimage der Versicherungswirtschaft. Auch die Automobilindustrie mache sich dieselben Gedanken darüber, wie man sich als attraktiver Arbeitgeber oder überhaupt als attraktive Branche darstellen könne. Die Diskussionen seien dieselben, die er auch bei Versicherern erlebt. Das überraschte die Zuhörer durchaus, die wohl eher der Ansicht waren, dass Arbeitgeber mit so attraktiven, greifbaren Produkten wie Autos keine Nachwuchssorgen haben dürften.
Was die Versicherer seiner Meinung nach falsch machen ist, dass sie ihren Kernwert nicht hervorheben. Den "Herrn Kaiser" zu beerdigen war ein "kommunikativer Super-GAU", so Knafl. "Die Kunden wollen 'Kümmere'". Und den hatte die Werbefigur der ehemaligen Hamburg-Mannheimer in besonderer Weise repräsentiert. Versicherungen seien nun einmal personengebunden und personalisiert, so Knafl.
Der Sinn des (Berufs-) Lebens
Er forderte die Branche zudem auf, die richtigen Prioritäten zu setzen. "Erst binden, dann finden", solle die Prämisse sein. Damit meinte er, dass sich Versicherer seiner Meinung nach zu wenig um die vorhandenen Mitarbeiter kümmern und sich mehr Mühe geben sollten, dass diese einen Sinn in ihrer Aufgabe und Branche erkennen. Erst danach komme die Gewinnung neuer Mitarbeiter.
Mitarbeitern Sinn zu stiften sei die vornehmste Aufgabe der Führungskräfte, auf jeden Fall aber keine Aufgabe für Berater, so Knafl weiter. "Sind Sie glücklich?", fragte er provozierend. Denn nur wer in seinem beruflichen Umfeld eine Heimat erkenne und Werte wie unter anderem Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit, aber auch Leidenschaft und Stolz damit verbinde, könne auch als Arbeitgeber attraktiv auf Bewerber wirken. Diese Aussage kann man sicher uneingeschränkt auch für die Wirkung von Versicherern auf ihre Kunden treffen.
Warum gibt es ein Versicherungsunternehmen überhaupt?
Ein Teilnehmer aus der Versicherungswirtschaft bestätigte die Aussagen des Referenten mit den Worten, "der reason why ist verloren gegangen", also eine Antwort auf die grundlegende Frage, warum es das Versicherungsunternehmen überhaupt gibt. Von Startups wie den viel diskutierten Fintecs und Insurtechs könne man lernen, dass sie zuerst diese Frage des reason why beantworteten, anstatt sich in langen und kräfte- und motivationszehrenden Debatten über die richtigen Organisationsstrukturen und Prozesse zu verlieren.
Bildquelle: © milosducati / Fotolia.com
Autor(en): Matthias Beenken