Walter-Bau-Insolvenz: Kreditversicherer hängen mit drin

Die Insolvenz des Baukonzerns Walter Bau ist im noch jungen Jahr eine besonders schwere Pleite. Zumal auch unruhige Zeiten in Sachen Finanzstärke beim Karstadt Quelle Konzern vorherrschen. Nun fürchten die Kreditversicherer durch die Walter-Insolvenz einen Schaden in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe. Gleichzeitig wächst der Markt für Kreditversicherer rasant.

Viele haben es kommen sehen, so verkünden sie jetzt, nachdem die Walter-Bau-Pleite unabwendbar scheint. Das erklärt wahrscheinlich auch, dass die größeren Gläubiger-Gesellschaften für die Darlehen des Baulöwens hinreichend Vorsorge getroffen haben.

Bekannt wurde, dass die Bankgesellschaft Berlin und die Bayerische Landesbank ebenso wie die Commerzbank, Deutsche Bank und HypoVereinsbank zu den Gläubigern zählen. Nachdem Walter Bau auch schon im letzten Jahr mehrfach Liquiditäts-Engpässe überbrücken musste, haben die Banken frühzeitig Vorsorge treffen können. Sie können übrigens die nötige Vorsorge auch heute noch rückwirkend ins Jahr 2004 buchen.

Bei den betroffenen Kreditversicherern sieht die Sachlage anders aus. Sie rechnen mit einer Schadenbelastung von deutlich über 100 Millionen Euro.

Um welche finanzielle Größenordnungen es bei Krediten der Walter-Insolvenz gehe, beziffern die 27 Geld- und Kredit-Institute – unter der Führung der Deutschen Bank – mit circa 250 Millionen Euro.

Doch das ist nicht alles. Die Banken haben darüber hinaus so genannte Avalkredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vergeben. Hier handelt es sich um eine Art Bürgschaft, bei der die Bank dem Auftraggeber eines Bauwerks die Fertigstellung des Gebäudes oder finanziellen Ersatz garantiert. Das Gebäude dient gleichzeitig als Sicherheit. Dabei lässt sich über den Wert einer halbfertigen Bauruine streiten lässt. Und trotzdem sollen in solchen Fällen die Ausfälle geringer sein als bei anderen Krediten.

Die Insolvenz brachte an den Tag: Die Bayerische Landesbank steckt mit rund 300 Millionen Euro Gesamt-Kredit am tiefsten in der Walter-Insolvenz. Gleichzeitig ist sie mit 10,6 Prozent Anteil Miteigentümer von Walter Bau. Die Deutsche Bank hängt mit circa 180 Millionen Euro drin.

Der so genannte Aval-Rahmen der HypoVereinsbank beläuft sich auf 110 Millionen Euro, ihr Darlehen in "niedriger zweistelliger Millionenhöhe", wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Das Engagement der Commerzbank soll 120 Millionen Euro betragen; ähnlich wie das der Bankgesellschaft Berlin mit rund 100 Millionen Euro.

Auf Seiten der Versicherer wird die Atradius Kreditversicherung in Köln ein Gesamtschaden von rund 50 Millionen Euro brutto treffen, so vermuten Insider. Die Atradius ist der Rechtsnachfolger der ehemaligen Gerling Speziale Kreditversicherung, Gerling Namur, Gerling Kreditversicherungsgruppe und Gerling NCM.

Bekanntlich decken Kreditversicherer die finanziellen Schäden, die Lieferanten durch Zahlungsausfälle entstehen könnten. Auch die Avalkredite gehören zu ihrem Produkt-Spektrum.

Die AK Coface Allgemeine Kreditversicherung in Mainz ist "rein äußerlich" mit Avalkrediten über 95 Millionen Euro stärker betroffen als die Atradius, doch geht man davon aus, dass das deutsch-französische Unternehmen gut rückversichert hat.

Der Gesamtschaden für die Allianz-Tochter Euler Hermes Kreditversicherung wird voraussichtlich noch darunter liegen, denn Insider beziffern das erteilte Kreditvolumen auf unter 100 Millionen Euro sowie rund 70 Millionen Euro Avalkredite.

Der Markt für Kredit-Versicherer soll sich rasant vergrößern, wenn man in dieser Branche von deutlicher Expansion sprechen kann.

Was die Walter Bau Insolvenz anbelangt, werden den eigentlichen Schaden aller Voraussicht nach die mittelständischen Zulieferer haben. Den Großschaden – so schätzen Branchenkenner federn die Banken ab.

Autor(en): Marianne Storck

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