Eine Überschwemmung kann heute überall passieren, denn der so genannte Starkregen nimmt immer mehr zu. Daher sollten Hausbesitzer über mehr Prävention nachdenken, meint die Zurich Versicherung. Denn der Klimawandel sei keine „Fake-News“.
Gut unterwegs ist die alpenländische Assekuranz in Deutschland in Sachen Elementarschaden plus. Immobilienbesitzer haben nämlich in ihrer klassischen Wohngebäude- und Hausratversicherung nur Schutz gegen die Naturschäden durch Hagel und Sturm. Wer gegen alle möglichen Naturgefahren, vor allem gegen Überschwemmungen, abgesichert sein will, muss einen Extra-Elementarschaden-Schutz kaufen.
„Wir haben beim zusätzlichen Elementarschutz derzeit eine Durchdringungsquote von 46 Prozent“, sagte der Schadenchef der Zurich Gruppe, Horst Nussbaumer, anlässlich der Vorstellung des neuen Unwetter-PERC-Berichtes. Betrachtet man alle Immobilienbesitzer, haben sich erst rund 40 Prozent mit Elementarschaden plus geschützt, wie auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) festgestellt hat.
400 Liter Regen überall möglich
„Wir haben zwar einen gegenüber den Hausbesitzern sehr sensiblen Außendienst, aber die höhere Quote resultiert vor allem daraus, dass wir historisch stärker in Süddeutschland vertreten sind“, erläuterte Nussbaumer. Dort ist es in der letzten Zeit öfter zu Überschwemmungen gekommen. Trotzdem dürfte die Zurich künftig die Nase in Sachen Naturgefahren vorne haben. So analysieren Experten des Mutterkonzerns in der Schweiz regelmäßig weltweit Unwetter, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im neuen PERC-Bericht wurden nun die Sturzfluten untersucht, die das Tief „Mitteleuropa“ im Juni 2016 mit sich brachte und die in Süddeutschland oder im Rheinland zu dramatischen Auswirkungen führten.
„Sturzfluten sind die Folge von Starkregenfällen, die deutlich zunehmen“, sagte Andreas Becker, der beim Deutschen Wetterdienst (DWD) das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie leitet. Im Gegensatz zu Überflutungen sei das Starkregenrisiko nicht an Gewässer gebunden. „400 Liter Regen pro Quadratmeter sind derzeit überall in Deutschland möglich“, warnte Becker. Zudem treten Starkregenfälle sehr plötzlich auf und können noch immer nicht genau vorausgesagt werden. „Daher bleiben oft nur Vorwarnzeiten von einer Stunde oder weniger“, so Becker.
2018 kommt Starkregen-Gefahrenkarte
Derzeit arbeitet der DWD mit dem GDV an einer Starkregen-Gefahrenkarte. Die Erkenntnisse der Wetterforscher und die Schadenerfahrungen der Versicherer sollen 2018 in Zürs, dem Zonierungssystem für Überschwemmung Rückstau und Starkregen, einfließen. „Damit wird das „S“ in Zürs endlich belebt“, sagte der Schadenexperte Nussbaumer. Bisher werden nur Überschwemmungsgebiete nach ihrem Gefährdungsgrad ausgewiesen. Eine Starkregen-Risikokarte ist nach Einschätzung von Nussbaumer das einzige objektive Mittel, um die Hausbesitzer zu sensibilisieren. Bis die Karte fertig ist, können sich Vermittler aber schon mal die Lage der Häuser ihrer Kunden anschauen. „Wenn es eine von der Straße abfallende Garageneinfahrt gibt, ist Gefahr angesagt“, erläuterte Michael Szönyi, Leiter des Flood Resilience Program bei der Zurich. Oft könne mit einfachen Umbaumaßnahmen der Schutz deutlich erhöht werden.
Zumindest sollten teure Dinge, wie das Weindepot, aus Risikolagen entfernt werden. Kunden, die nachweislich Präventionsmaßnahmen ergriffen haben, können mit einer günstigeren Versicherungsprämie rechnen – zumindest bei der Zurich. Nussbaumer: „Wir können zwar keine Baumaßnahmen finanzieren, aber wenn das Risiko kleiner wird, dann wird auch die Prämie kleiner.“ Das Unternehmen habe ein ausgefeiltes Tarifierungssystem zur Verfügung.
Politischer Wille kann Tatsachen nicht ändern
Einig sind sich die Experten übrigens, dass der Klimawandel keine „Fake-News“ ist. Den Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen hält Becker für äußerst bedenklich. „Dadurch verlieren wir möglicherweise acht Jahre an Klimaschutz. Das wird dann teuer.“ Die Erderwärmung sei statistisch belegt und physikalische Tatsachen könnten nicht durch politischen Willen geändert werden. Auch die Zurich positioniert sich ganz klar. „Der Klimawandel findet statt und wir stehen voll hinter dem Klimaabkommen von Paris“, so Nussbaumer.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek